Wolfsichtung in Weinsberg Wolf bleibt wohl nicht im Stromberg

Von Martin Hein
Ertappt: Am 10. Oktober ist im Gemeindegebiet von Weinsberg dieser Wolf in eine Fotofalle gelaufen. ⇥ Foto: privat

Letzte Woche wurde bei Weinsberg ein Wolf gesichtet. Stefan Ott, der Hegeringleiter Stromberg und Wolfsbotschafter Markus Rösler gehen davon aus, dass dieser Wolf bereits über alle Berge ist.

Am 10. Oktober ist bei Weinsberg (Kreis Heilbronn) ein Wildtier in eine Fotofalle gelaufen, das Experten der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg als Wolf identifiziert haben. Der Stromberg ist für einen Wolf nur einen Steinwurf weit entfernt, zumal Wölfe in einer Nacht eine Strecke von bis zu 70 Kilometer zurücklegen können.

Stefan Ott, Leiter des Hegerings Stromberg, hat die Aufnahme aus der Fotofalle begutachtet. Er ist sich sicher: „Das war eindeutig ein Wolf“. Trotzdem gibt sich Stefan Ott recht entspannt. Die Frage sei, ob sich bei uns ein Wolf etablieren könne, dazu brauche er größere zusammenhängende Flächen wie beispielsweise im Schwarzwald oder in Ostdeutschland. Wölfe werden im zweiten Jahr aus dem Rudel vertrieben und begeben sich auf Wanderschaft. Wolfsrüden sind dann auf Brautschau und suchen eine Fähe (weiblicher Wolf).

„Wolf hätte es bei uns schwer“

Die Wölfe, die bei uns durchlaufen, kommen meistens aus Italien, Rumänien oder Tschechien. Stefan Ott ist sich sicher, dass der nun bei Weinsberg gesichtete Wolf eben auf einer solchen Wanderschaft ist. Der Wolf wird sich dort niederlassen, wo er eine Fähe und ein entsprechendes Gebiet findet. Ott weist darauf hin, dass der Kreis Ludwigsburg mit einem Waldanteil von lediglich 18,5 Prozent der waldärmste Kreis in ganz Baden-Württemberg ist und ein Wolf oder gar ein Wolfsrudel es hier schwer hätte.

„Ich glaube nicht, dass sich hier ein Wolf niederlässt. Uns hier betrifft das Problem weniger“, so Ott. Er geht davon aus, dass man von diesem Tier auch nichts mehr hören wird und verweist auf den Wolf, der Anfang 2018 durch unsere Gegend marschiert ist und am 13. Januar 2018 bei Sersheim eine Ziege gerissen hat und dann bei uns nicht mehr aufgetaucht ist. Dieser Wolf konnte anhand eines DNA-Abgleichs einer italienischen Wolfspopulation zugeordnet werden.

„Wölfe werden sich verbreiten“

Dr. Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag und zugleich Nabu-Wolfsbotschafter, geht ebenfalls davon aus, dass der jetzt gesichtete Wolf ein Rüde sei, der quer durch das Land wandere.

Früher wurden Wölfe bejagt. Hier bei uns wurde, nach Auskunft von Markus Rösler, 1847  an der Grenze Cleebronn/Bönnigheim und in der Heilbronner Gegend 1865 der letzte Wolf abgeschossen. Da Wölfe inzwischen nicht mehr bejagt werden, geht Markus Rösler davon aus, dass sich Wölfe nun wieder verbreiten.

In Baden-Württemberg gibt es derzeit im Nordschwarzwald, im Südschwarzwald und im Odenwald in der Summe drei residente Wölfe. Obwohl sich Rösler seit über 30 Jahren intensiv mit Wölfen beschäftigt und viel in der Natur unterwegs ist, habe er noch nie einen Wolf in der freien Wildbahn gesehen.

Rösler räumt ein, dass Tierhalter vom Auftauchen des Wolfes wenig begeistert sind und weist darauf hin, dass beispielsweise Schafzüchter bei einem Wolfsriss entschädigt und finanziell bei der Anschaffung und beim Unterhalt von Herdenschutzhunden und Elektrozäunen unterstützt würden. Das Land habe hier bundesweit einen Vorbildcharakter, so Rösler.

„Gefahr für Menschen ist gering“

Eine Gefahr für Menschen sieht Markus Rösler nicht. Ganz ausschließen könne man jedoch Übergriffe von Wölfen auf Menschen nicht.

Nach seinen Informationen gibt es in Europa etwa 20 000 und in Nordamerika weitere 40 000 Wölfe. Insgesamt habe es in den letzten 18 Jahren 14 Angriffe von Wölfen auf Menschen gegeben. In Nordamerika wurden dabei zwei Menschen getötet. Neun Wölfe hatten Tollwut.

Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz erschlagen zu werden, sei größer, als dass man Opfer einer Wolfsattacke werde, so Markus Rösler. Menschen gehören nicht ins Beuteschema der Wölfe. Schafe, Ziegen und Rehe seien die bevorzugte Beute der Wölfe.

 
 
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