Zur Situation beim Judo-Club Bietigheim „Wir hoffen auf Gespräche“

Von Uwe Mollenkopf
Ein Karate-Lehrgang in der Sporthalle der Gymnasien. Derzeit hängt der Haussegen im Judo-Club schief. Foto: Helmut Pangerl

In einer Mitteilung beklagen Vorstandsmitglieder und Vertreter der Abteilungen Karate, Aikido, Tai-Chi „eine unsägliche und vereinsschädigende Schlammschlacht“.

Nach dem Bekanntwerden der Querelen im Judo-Club Bietigheim (JCB) sind diejenigen in Vorstand und Hauptausschuss, die sich für eine Abspaltung der Abteilungen Judo und Ju-Jutsu ausgesprochen hatten, heftig attackiert worden, auch in Lesebriefen in der BZ.  Dagegen wehren sie sich nun in einer Mitteilung. Es sei „ein einseitiges und vereinsschädigendes Bild“ in der Öffentlichkeit entstanden, heißt es in einem Schreiben, in dem sich der Vorstand, vertreten durch den 1. Vorsitzenden Uwe Careni und den 2. Vorsitzenden Hubert Kohlhepp, sowie ein Teil der Hauptausschuss-Mitglieder zu Wort melden. Bei Letzteren handelt es sich um Vertreter der Abteilungen Karate mit der 1. Abteilungsleiterin Bianca Careni und dem 2. Abteilungsleiter Herbert Schenzer, der zugleich Rechtsbeistand des Vereins ist, der Abteilung Aikido mit dem 1. Abteilungsleiter Stefan Romer sowie der Abteilung Tai Chi (1. Abteilungsleiter Kai Uwe Beuttenmüller und 2. Abteilungsleiter Hubert Kohlhepp).

Festgestellt wird, dass der Judo-Club Bietigheim und die dort angebotenen Budo-Sportarten eigentlich für Werte wie Wertschätzung,  Respekt, Toleranz, Ehrlichkeit und Höflichkeit stünden. Doch: „Es ist kaum vorstellbar, wie bei einer derartigen Schlammschlacht, die exakt das Gegenteil dessen vorlebt und die Werte des Budosports geradezu konterkariert, solche grundlegenden Werte an die Mitglieder der Abteilungen des Vereins, insbesondere an Kinder und Jugendliche glaubhaft vermittelt werden könnten.“

Keine Zusammenarbeit möglich

Mit Blick auf den Streit im Verein wird betont, dass die Abteilungsleitung Judo die Zusammenarbeit mit dem Vereinsvorstand bereits im Juni 2018 eingestellt habe, indem sie den Vorstand des JCB aufforderte, zurückzutreten. Begründung: Es sei keine Zusammenarbeit der Judoabteilung mit dem jetzigen Vorstand mehr möglich. „Seither findet eine Blockadehaltung und Behinderung sportlicher Ziele und Aktivitäten anderer Abteilungen durch die Funktionäre der Abteilungen Judo und Ju-Jutsu statt. Der Stil von Diskussionen und des Umgangs der Abteilungen Judo/Ju-Jutsu gegenüber Karate, Aikido und Tai Chi ist häufig aggressiv und feindselig.“ Die überwiegende Mehrheit des Vereins, des Hauptausschusses und der Abteilungen Karate, Aikido, Tai Chi sowie der Gruppe ZEN-Meditation stehe aber in vollem Umfang hinter den ersten und zweiten Vorsitzenden des Vereins, so das Schreiben.

Gerade mit Blick auf den langjährigen ersten Vorsitzenden Uwe Careni, der besonders angefeindet wurde, wird betont, dass dieser den Verein „unter größtem persönlichen Einsatz“ zu einem der mitgliederstärksten und modernsten Kampfsportvereine weiterentwickelt habe.

Aus Sicht der Verfasser des Schreibens führte das jedoch über mehrere Jahre zu einer internen „Kultur“ des Misstrauens und des Neids, „welche in persönliche Angriffe und Unterstellungen bezogen auf den ersten Vorsitzenden“ gipfelten. „Nichts davon entsprach der Wahrheit“, so das Papier. Weiter heißt es: „Auch die vereinseigene Trainingshalle/Dojo im Ellental konnte vom Verein damals nur gegen den ausdrücklichen Willen der damaligen Führungspersonen der Abteilung Judo durchgesetzt werden. Diese hatten damals sogar eine Kampfabstimmung gegen den Bau des Dojos veranlasst, welche zum Glück für die heutigen Mitglieder, durch die Befürworter des Dojos mit großer Mehrheit gewonnen worden ist.“ Die heutigen „Kritiker und Meinungsmacher“ aus Judo und Ju-Jutsu seien vom Verein immer zur Mitarbeit eingeladen worden, „sie haben sich hierzu jedoch verweigert oder enthalten“.

Persönliche Angriffe

Erinnert wird daran, dass der Vorstand sogar im Vorfeld der Mitgliederversammlung 2019 als letzte Chance für einvernehmliche Regelungen und zur Rettung des Gesamtvereins angeboten habe, dass der komplette Vorstand nur noch für eine Übergangszeit von zwei Jahren kandidiere und in dieser Zeit darüber hinaus kommissarisch als vierter Vorsitzender ein Mitglied aus der Judo-Abteilung benannt werden solle. Für diese Übergangszeit von zwei Jahren sei angedacht gewesen, eine neue Führungsriege aus unbelasteten Mitgliedern der jeweiligen Abteilungen für die entsprechenden Funktionen im Vorstand und Hauptausschuss zu gewinnen.

Über diese Vorgehensweise seien sich Vorstand und Hauptausschuss des Vereins einig gewesen, und die jeweiligen Abteilungen hätten diesen Lösungsweg in mehreren Abteilungsversammlungen durch mehrheitliche Abstimmung in den Abteilungen auch bestätigt. Zumindest sei dies so im Hauptausschuss kommuniziert worden. Doch das Ergebnis in der Mitgliederversammlung 2019 seien dann, „völlig abweichend von den vorangegangen Absprachen“, persönliche Angriffe gegen den ersten und zweiten Vorstand sowie eine erfolglose Gegenkandidatur gegen Uwe Careni gewesen.

Tuch zerschnitten

„Damit war dann das Tuch zwischen den Beteiligten endgültig zerschnitten“, heißt es in der Stellungnahme. Die Mehrheit des Hauptausschusses in Gestalt der Abteilungen Karate, Aikido und Tai Chi und des Vorstands, die auch die Mehrheit der Mitglieder des Vereins repräsentierten, hätten deshalb „als ultima ratio aus den jahrelangen, leider erfolglosen Versuchen einer Deeskalation“, beschlossen, die Abteilungen Judo und Ju-Jutsu aufzulösen. Versuche, in Verhandlungen über eine einvernehmliche Trennung einzutreten, seien gescheitert. Betont wird, dass die Entscheidung über die Schließung der Abteilungen Judo und Ju-Jutsu auf einem Mehrheitsbeschluss von Hauptausschuss und Vorstand beruhe. „Hinter diesem demokratischen Beschluss stehen die Abteilungen Karate, Aikido, Tai-Chi.“ Mit Blick auf die Zukunft heißt es gleichwohl: „Wir hoffen auf Gespräche und Verhandlungen.“

 
 
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