Belgien bei der Fußball-EM Zu viele Ampeln auf dem Weg zum Bruchwald

Von Michael Nachreiner
Domenico Tedesco (von links) klatscht nach dem EM-Qualifikationsspiel Belgiens gegen Estland mit seinem Kapitän Romelu Lukaku ab. Foto: Imago/Photo News/Vincent Kalut

Domenico Tedesco zieht Freiberg als Trainingsort vor. Der Grund: Die Fahrt vom belgischen Teamquartier im Schlosshotel Monrepos zur Sportanlage des FSV 08 in Bissingen dauert ihm zu lang.

Wie bei den vergangenen großen Turnieren zählt Belgien auch bei der Fußball-Europameisterschaft vom 14. Juni bis zum 14. Juli in Deutschland wieder zu den Favoriten. Der italienisch-deutsche Trainer der „Roten Teufel“, Domenico Tedesco, tritt aber etwas auf die Erwartungsbremse. „Wir haben im letzten Jahr viele Veränderungen vornehmen müssen. Die jetzige Nationalmannschaft hat nicht mehr viel zu tun mit der, die in Katar gespielt hat. Eden Hazard steht nicht mehr zur Verfügung. Toby Alderweireld und Simon Mignolet haben jeweils ihren Rücktritt erklärt. Dementsprechend haben wir die Karten neu gemischt und viele junge Spieler reingebracht, die vor einem Jahr noch nicht unbedingt jeder auf dem Schirm hatte“, erklärt der 38-jährige Coach.

Belgien backt kleine Brötchen

Deshalb backt Tedesco erst einmal kleinere Brötchen. Das Ziel des Weltranglisten-Dritten lautet zunächst einmal, die Gruppe mit den Spielen gegen die Slowakei am 17. Juni in Frankfurt, gegen Rumänien am 22. Juni in Köln und gegen die Ukraine am 26. Juni in Stuttgart zu überstehen und ins Achtelfinale einzuziehen. „Wenn jemand auf die Gruppe schaut, ist es schon naheliegend, dass wir Favorit sind. Trotzdem ist es eine EM – und alle Teams, die daran teilnehmen, haben eine Qualifikation geschafft“, erklärt Tedesco. Rumänien hat vor dem deutschen EM-Gruppengegner Schweiz ihre Qualifikationsgruppe gewonnen. Und die Slowakei hat nur zwei Spiele in der Qualifikation verloren – beide Male knapp gegen Portugal.

Am meisten freut sich der belgische Nationaltrainer aber auf das letzte EM-Gruppenspiel gegen die Ukraine. Zum einen ist das Team aus dem Land an der Schwarzmeerküste gespickt mit Spielern, die bei Topklubs in England oder Spanien spielen. Zum anderen ist das Duell in Stuttgart „noch mal ein kleines Highlight für mich persönlich, aber auch für meinen Assistenten Andreas Hinkel als ehemaligem Profi des VfB Stuttgart“, sagt Tedesco. Der Coach kam im Alter von zwei Jahren nach Deutschland und wuchs in der Nähe von Esslingen auf.

EM-Quartier in Ludwigsburg

Neben der MHP-Arena in Bad Cannstatt ist ein Spielort der Belgier Frankfurt. Deshalb „war es naheliegend, sein Quartier im Süden aufzuschlagen“, sagt Tedesco. Die Wahl fiel letztlich auf das Schlosshotel Monrepos in Ludwigsburg. „Eigentlich wollte ich die Region Stuttgart, meine Heimat, meiden, damit die Leute nicht denken, der Trainer macht es sich einfach, er kennt die Region und ist in der Nähe zur Heimat“, erzählt der 38-Jährige. Als die Spielorte feststanden, „hat uns der belgische Verband das Monrepos ans Herz gelegt. Und nachdem wir uns das Hotel noch mal angeschaut hatten, hatten wir gleich ein gutes Gefühl.“

Trainingsort ist Freiberg

Trainieren werden die Belgier auf dem Wasen in Freiberg, obwohl sich der FSV 08 Bietigheim-Bissingen als Trainingsstätte für das Team, das im Schlosshotel Monrepos residiert, bei der Uefa beworben hatte. „Auch am Bruchwald hatten wir ein positives Gefühl. Das Problem war einfach die Entfernung. Wenn man nach Bissingen fährt, sind das in Summe zehn Ampeln, die man überqueren muss, um das Sportgelände zu erreichen. Das kann unter Umständen – je nach Uhrzeit, wann man trainiert – bis zu 25 Minuten Fahrt bedeuten“, erklärt Tedesco. „Nach Freiberg ist es deutlich kürzer – nur so sechs Minuten. Außerdem sind die Rahmenbedingungen so, wie wir sie uns vorstellen. Es gibt eine Tribüne und gute Kabinen, in denen sich die Spieler nach dem Training bis zur Pressekonferenz aufhalten können.“

 
 
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