Bietigheim-Bissingen Trauerfeier für Fremde

Von Yannik Schuster
Zweimal pro Jahr, hier am gestrigen Mittwoch, findet auf dem Friedhof St. Peter eine ökumenische Trauerfeier zur Bestattung anonymer Urnen statt. Foto: /Martin Kalb

Seit 2013 werden Obdachlose und Menschen ohne Angehörige in der Stadt per Sozialbestattung beigesetzt. Das Ziel: ein würdevoller Abschied.

Bestattungen sind teuer, erfordern Planung und die Gräber Pflege, doch wie wird Menschen ihre letzte Ruhe gewährt, die keine finanziellen Mittel und keine Angehörigen hinterlassen? In Bietigheim-Bissingen bietet die Stadt in Kooperation mit den Kirchen seit 2013 sogenannte Sozialbestattungen auf dem Friedhof St. Peter an. Zweimal pro Jahr veranstaltet die Stadtkirchengemeinde aus diesem Anlass Trauerfeiern um den Verstorbenen, meist zwischen sechs und acht pro Veranstaltung, zu gedenken – so auch an diesem Mittwoch. Oft handele es sich dabei um Obdachlose oder Menschen, die keine Angehörigen haben, die sich um eine Beisetzung kümmern könnten. Ziel sei es, diesen Menschen, ganz gleich ob sie Mitglied einer Kirche waren oder nicht, eine kirchliche Feier zu ermöglichen, sagt Pfarrer Bernhard Ritter von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde, der die Trauerfeiern mit Pfarrer Roland Deckwart von der katholischen Kirche und dem Chor 60+ unter der Leitung von Ilse Dautel gemeinsam gestaltet. „Jedem Menschen gehört seine Würde. Das war uns wichtig“, so Ritter.

Trauergäste erwünscht

Trauergäste sind erwünscht, oft kommen Nachbarn der Verstorbenen oder einfach Menschen, die ihnen einen würdevollen Abschied bereiten wollen. Die Trauerfeiern seien „zum Einen für jene Menschen, die verstorben sind, andererseits aber auch, um auf diese Menschen aufmerksam zu machen“, so Ritter. Er weist darauf hin, dass freiwillige anonyme Bestattungen nicht in den Trauerfeiern auftauchen.

Bei den Sozialbestattungen gebe es schlicht niemanden mehr, der festlegen könne, in welcher Form der- oder diejenige beigesetzt werden soll. „Wir kennen diese Personen nicht, in der Regel gibt es auch keine bekannten Angehörigen. Wir kennen nur ihre Namen“, sagt Ritter, der hinzufügt: „Am Sterben zeigt sich auch der menschliche Umgang einer Gesellschaft.“ Die eigentliche Beisetzung findet schließlich im Anschluss unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Beerdigt werden die Verstorbenen auf einer Wiese im neuen Teil des Friedhofs vor den Urnengräbern.

Anders als bei halbanonymen Bestattungen, bei denen die Namen der Toten an einem Steindenkmal verewigt werden, werden bei Sozialbestattungen keine Namen angebracht. Im allgemeinen hält der Pfarrer es für wichtig, einen dedizierten Ort für die Trauer zu haben, sollten sich doch Angehörige der Toten melden, dann könne man immerhin auf die Wiese verweisen.

Mehr Urnenbestattungen

Anfangs habe man solche Trauerfeiern bis zu vier Mal pro Jahr durchgeführt, mittlerweile habe sich dies auf zwei Mal reduziert, einen Anstieg an Sozialbestattungen durch wirtschaftlich schwierige Zeiten habe Ritter nicht feststellen können. Allerdings habe die Urnenbestattung allgemein deutlich zugenommen. Die Hauptgründe: Wirtschaftliche Überlegungen sowie die Grabpflege.

Die Kosten für die Sozialbestattung trägt die Stadt. „Dabei fallen 175 Euro Bestattungsgebühren und 450 Euro Nutzungsgebühren für das Grab an“, sagt Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen.

 
 
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