BZ-Jahresgespräch in Freiberg Die Weichen fürs neue Stadtzentrum sind gestellt

Von Uwe Mollenkopf
Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible vor dem Rathaus der Stadt. Der Entwurf für ein neues Zentrum sieht einen Neubau vor. Ins bisherige Rathaus könnte die Bücherei einziehen, so eine Idee. Foto: /Martin Kalb

Für Bürgermeister Dirk Schaible war 2023 ein Jahr, in dem viele Planungen weiterliefen. Er kündigte den Verzicht auf eine weitere Kandidatur an.

Das vergangene Jahr war für den Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible ein Jahr, in dem er selbst für Schlagzeilen in der Stadt gesorgt hatte – indem er im Juli bekannt gab, 2024 bei der anstehenden Bürgermeisterwahl nicht mehr für eine dritte Amtsperiode zu kandidieren. Er habe den Wunsch verspürt, künftig wertvolle Lebenszeit mit der Familie zu verbringen, begründete er damals die Entscheidung, er wolle in einem anderen Bereich tätig werden. Wohin die Reise gehen könnte, stehe aber noch nicht fest, sagte Schaible beim BZ-Jahresgespräch. „Sicher ist nur, dass ich weiter arbeiten möchte, aber ich habe noch keinen konkreten Plan, wie es an Tag eins nach meiner Amtszeit weitergeht.“

Letzter Arbeitstag am 15. Juni

Er sei zuversichtlich, sich mit den Kenntnissen, Erfahrungen und Kontakten, die er geknüpft habe, irgendwo einbringen zu können, so der Bürgermeister zu seiner beruflichen Zukunft. Davor will der 54-Jährige aber zunächst eine Pause einlegen, um Dinge anzugehen, die zu kurz gekommen seien, und um sich neu zu orientieren. Letzter Arbeitstag wird der 15. Juni sein. Schaible will nach jetzigem Stand in der Region bleiben und auch wieder für den Kreistag kandidieren.

Gewählt wird in Freiberg am 17. März, sollte ein zweiter Wahlgang notwendig werden, würde dieser am 7. April stattfinden. Dann werde sich wohl vieles schon auf den neuen Bürgermeister konzentrieren, meint Schaible. Aber er sehe darin auch eine gute Chance für Freiberg, mit einem neuen Bürgermeister und einem neuen Gemeinderat (die Kommunalwahl ist am 9. Juni), die Dinge, die begonnen wurden, gut weiterzuentwickeln, aber auch neue Schwerpunkte zu setzen.

Ansonsten war 2023 für den Freiberger Bürgermeister ein Jahr, in dem die Stadt wie viele andere auch mit den Auswirkungen vieler allgemeiner Krisen zurechtkommen musste. Schaible nennt den Fachkräftemangel, steigende Preise und die Energieversorgung, ebenso den Flüchtlingszustrom. „Insoweit war 2023 ein schwieriges Jahr. Wir sind aber froh, dass wir alles in allem gut bewältigt haben“, so sein Fazit.

In finanzieller Hinsicht ist Freiberg unter den Kommunen, die Schwierigkeiten haben, noch ausgeglichene Haushalte hinzubekommen. „Für uns sieht es finanziell nicht mehr so rosig aus wie es schon mal war“, sagt Schaible. Als Gründe nennt er zum einen die genannten Krisenerscheinungen, die viel Geld kosteten, zum anderen gebe es ein nach wie vor ambitioniertes Investitionsprogramm. Darüber hinaus seien die Personalkosten ein Kostentreiber durch die guten Tarifabschlüsse, die es gab. Das setze den Haushalt unter Druck.

Kredite vertretbar

So ist Freiberg mit einem Defizit im Ergebnishaushalt von 1,37 Millionen Euro ins Jahr 2024 gestartet.

Als herausragend im Jahr 2023 bezeichnet Schaible das Richtfest, das im Herbst für die neue Sporthalle neben der Oscar-Paret-Schule gefeiert wurde. Weiterhin seien Investitionen in den Umweltschutz getätigt worden, sagt der Rathauschef und nennt die sogenannte vierte Reinigungsstufe bei der Kläranlage, für die Arbeiten stattfanden.

Weiterhin gab es ein Preisgericht für das neue Zentrum, die Jury kürte einen Siegerentwurf. Damit seien wichtige Grundlagen für die Weiterentwicklung des Stadtzentrums gelegt worden, sagt der Bürgermeister. Eine weitere Jurysitzung befasste sich mit der neuen Grundschule am Kasteneck. In einer ersten Sitzung wurden Entwürfe ausgewählt, an denen im nächsten Schritt weitergearbeitet werden soll.

Als ein Jahr, das von laufenden Vorhaben geprägt gewesen sei, „die weitergeführt wurden und dieses Jahr zu Ende gebracht werden sollen“, beschreibt der Freiberger Bürgermeister das Jahr 2023 zusammenfassend. So werde die Sporthalle dieses Jahr fertiggestellt, ebenso werde 2024 die vierte Reinigungsstufe der Kläranlage in Betrieb gehen. Außerdem soll im März ein neuer Kindergarten eröffnet werden, und in der zweiten Jahreshälfte soll der Baggerbiss für die neue Kasteneck-Grundschule erfolgen. Schaible sieht die Stadt insgesamt beim Thema Bildung und Betreuung ganz gut aufgestellt.

Was das Großvorhaben neues Zentrum betrifft, so müssen zu allen Vorschlägen, die im Siegerentwurf gemacht wurden, noch Beschlüsse des Gemeinderats gefasst werden. Der Siegerentwurf gibt aber Klarheit, was mit dem Rathaus geschehen soll. Er sehe vor, so Schaible, dass ein neues Rathaus gebaut wird, gleichzeitig soll das bisherige Rathaus aber erhalten bleiben und dafür eine neue Verwendung gefunden werden. Es gebe Ideen, es für kulturelle Zwecke zu nutzen, so der Bürgermeister. Nach seiner Einschätzung habe unter den derzeit diskutierten Möglichkeiten ein Umzug der Stadtbücherei hierher die meisten Chancen. „Das ist noch nicht beschlossen, sondern eine gute Idee, die aus meiner Sicht weiterverfolgt werden soll“, erklärt Schaible.

Viel Grün und Wasser

Weiter sieht der Siegerentwurf eine großzügige Platzgestaltung in der Freiberger Mitte vor. „Er reagiert mit seiner planerischen Gestaltung auf klimatische Herausforderungen, die künftig Städte, vor allem auch Innenstädte, zu bewältigen haben. Das heißt, es wird alles immer heißer, Gebäude, Plätze heizen sich auf“, sagt der Bürgermeister. Es sei daher vorgesehen, dort viel neues Grün zu schaffen, Beschattung und eine gute Aufenthaltsqualität zu gewährleisten. Das Thema Wasser spiele ebenfalls eine wichtige Rolle, um für Kühlung zu sorgen. Es solle ein „Zentrum 2040, 2050“ sein, das alles abbilde, „was in klimatischer Hinsicht noch auf uns zukommt“, erläutert Schaible.

Ein weiteres Zukunftsthema, auf das verstärkt das Augenmerk gelenkt werde, sieht er in der Digitalisierung – zum einen, um die Angebote für die Bürger zu verbessern, zum anderen auch, um durch Automatisierung und Digitalisierung Kosten zu sparen. „Das halte ich für dringend notwendig“, sagt Schaible, da sich derzeit die Kostenspirale permanent nach oben drehe. Das sei nicht unendlich so fortsetzbar. Irgendwann werde das niemand mehr bezahlen können und wollen. „Wir müssen dringend schauen, dass wir die Ausgaben begrenzen“, so Schaibles Blick auf kommende Aufgaben in der Stadt.

 
 
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