Freudental Freudental weiht als erste Kommune „Orange Bank“ ein

Von Helena Hadzic
Dilek Toy (links vorne), Karin Stark (rechts vorne) und Schultes Alexander Fleig (rechts). Foto: /Martin Kalb

Zum bevorstehenden Weltfrauentag hat das Freudentaler Frauen-Café feierlich gesungen und das Thema „Gewalt gegen Frauen“ in den Fokus gerückt.

Leichter Regen und eisige Winde brachen am Dienstag über Freudental ein. Trotz des mäßigen Wetters, wurde an diesem Vormittag auf dem Kirchhof vor dem evangelischen Gemeindehaus gesungen und gelacht. Und warum? Die „Orange Bank“ – eine Kampagne mit orangefarbenen Sitzbänken, um auf physische und sexuelle Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen – wurde erstmalig in einer Kommune im Kreis Ludwigsburg eingeweiht. Orange ist im Übrigen seit 1991 die Farbe gegen Gewalt an Frauen. Somit startete am Dienstag die einjährige Kampagne offiziell in Freudental.

Die Einweihung machte Freudentals Bürgermeister Alexander Fleig besonders stolz: „Wir sind doch eine der kleineren Gemeinden, daher freut es mich umso mehr, dass wir die erste Kommune sind“, sagte er. Karin Stark vom Landratsamt Ludwigsburg, die gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten, Cynthia Schönau, die Kampagne im Kreis organisiert, sagte, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung sei. „Mit einer Bank, die dieses Tabuthema in den Fokus bringt, fängt es an. Die breite Masse macht es dann aus“, meinte sie. In die Öffentlichkeit kommt das Thema unter anderem durch die Plakette, die an die Lehne angebracht wurde. Darauf zu lesen: „Nein! zu Gewalt gegen Frauen“, sowie Hinweise auf Hilfetelefone und QR-Codes.

Trommeln für Frauen

Die Löchgauerin Gertraude Hollstein vom Frauenverband „Courage“, die ebenfalls zu diesem Anlass erschienen ist, schlug auf ihre Trommel und sang gemeinsam mit den fast 20 Gästen „Brot und Rosen“ – ein Lied, welches 1912 bei einem Streik von Textilarbeiterinnen- und Arbeitern in den USA ins Leben gerufen wurde. Bürgermeister Fleig wiederum verteilte Tulpen an die Frauen, bemerkte dann aber doch: „Hätte ich gewusst, dass wir ein Lied singen, in dem es um Rosen geht, hätte ich auch Rosen mitgebracht und keine Tulpen“, sagte er und lachte.

Das Frauen-Café Freudental unter der Integrationsbeauftragten Dilek Toy vom Landratsamt Ludwigsburg, die für Freudental zuständig ist, organisierte den Vormittag. Sie ist auch die Initiatorin des Frauen-Cafés, welches im letzten Jahr gegründet wurde. Einmal im Monat treffen sich die Frauen, rund zehn Frauen nehmen in der Regel teil. Gesprochen wird dabei über verschiedenes, etwa wie Frauen auf der Flucht – jüngst war das Thema physische und sexuelle Gewalt gegen Frauen.

In Hinblick auf die neue Sitzbank vor der Kirche, zeigt Toy klare Kante: „Die orange Bank ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn sie bringt das Thema in die Öffentlichkeit. Aber es ist auch klar, dass das allein nicht ausreicht“, erklärte sie. Es müsse noch viel mehr geschehen. Beispielsweise sei eine Gleichbehandlung bei Gehältern und Löhnen noch immer in weiter Ferne.

Obwohl sich alle Frauen an diesem regnerischen Tag einig sind, dass noch viel für die Gleichstellung getan werden muss, ist die Stimmung ausgelassen. Vor der Bank auf dem Kirchhof, wurden Farben ausgepackt: Die Frauen bemalten sich ihre Handflächen, um damit das Zeichen „Stop“ zu symbolisieren.

Karin Stark machte auch deutlich, dass die Kampagne mit den orangefarbenen Bänken bereits dann etwas bringe, wenn nur eine Frau durch die Plakette Hilfe findet. „Damit wird ein Zeichen gesetzt – das ist wichtig“, befand auch Pfarrerin Johanna van Oorschot. Die Kosten für die „Orange Bank“ wurden von der Gemeinde Freudental übernommen, die Plakette kommt vom Landratsamt Ludwigsburg. Nach Ende der Kampagne wird die Bank daher auch weiterhin vor der evangelischen Kirchengemeinde bleiben.

 
 
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