Gesundheitsbericht des Landkreis Ludwigsburg Drohende Unterversorgung an Hausärzten im Landkreis

Von Yannik Schuster
Während die Fachärzteversorgung im Landkreis sehr gut ist, gibt es vor allem in kleinen Gemeinden Probleme Hausärzte zu gewinnen. Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Der Gesundheitsbericht gibt Aufschluss über die Gesundheit der Bevölkerung. So gibt es immer mehr Pflegebedürftige, auch die Zahl der Sterbefälle stieg.

Wie gesund die Menschen im Landkreis sind, wie es um die Versorgung mit Apotheken, Ärzten und Pflege steht und wo strukturelle Versorgungsengpässe drohen – all das soll der Gesundheitsbericht des Landkreises liefern, der kürzlich vorgestellt wurde. Die BZ hat einen Blick in das 62-Seiten-Dokument geworfen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen:

Die allgemeine Altersentwicklung der Bevölkerung wird deutlich, blickt man auf die Anzahl der Sterbefälle. Seit 2020 weist die Statistik einen Anstieg der Gestorbenen auf, 2022 wurden im Kreis 5736 Sterbefälle registriert, 217 mehr als noch im Vorjahr. Mit 38 Prozent ist die häufigste Ursache dabei Krankheiten des Kreislaufsystems (unter anderem Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzinsuffizienz), gefolgt von Krebserkrankungen, die für 23 Prozent der Sterbefälle verantwortlich sind. Dabei nehmen verschiedene Formen von Krebs, darunter Lungen-, Darm- und Brustkrebs, herausragende Rollen ein. Sechs Prozent der Sterbefälle sind auf äußere Ursachen zurückzuführen, jeweils fünf Prozent auf Krankheiten des Verdauungssystems, Krankheiten des Atmungssystems, Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen sowie Psychische und Verhaltensstörungen.

Jeder Vierte hat Bluthochdruck

Tatsächlich leidet im Kreis jede vierte Person unter Bluthochdruck, jährlich ereignen sich 1946 Herzinfarkte, 1,4 Prozent der Bevölkerung erleidet einen Schlaganfall. Die Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängt demnach eng mit Risikofaktoren wie ungesunder Ernährung, mangelnder körperlicher Aktivität, Rauchen und Stress zusammen. Dabei belasten Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erheblich, sondern auch das Gesundheitssystem des Landkreises sowie die Wirtschaft durch Krankheitskosten und Arbeitsausfälle, so heißt es im Gesundheitsbericht.

Wie auch bei anderen Krankheitsbildern sind die Krankenhausfälle im Bereich der Herz-Kreislauf Erkrankungen von 2019 auf 2020 deutlich zurückgegangen. Laut Gesundheitsbericht kann dies auf die Corona-Pandemie zurückgeführt werden, da währenddessen weniger Menschen wegen anderer Gesundheitsprobleme als Covid-19 eingeliefert wurden.

342,2 Krankenhausaufenthalte pro 100 000 Einwohner aufgrund Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen wurden 2020 registriert, damit liegt der Kreis deutlich unter dem Landesschnitt von 424,1 Fällen. Große Bedeutung haben dabei Adipositas und Typ 2 Diabetes mellitus. Beide Gesundheitszustände sind demnach eng miteinander verknüpft. Mehr als jeder Dritte (35,1 Prozent) leidet unter Übergewicht, 13,7 Prozent an Adipositas. Die hochgerechnete Prävalenz von Typ 2 Diabetes mellitus liegt bei 9, 5 Prozent.

Erfreulich ist die Situation im Landkreis mit Blick auf psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen. Hier liegt die Anzahl der Krankenhausfälle (777,0) deutlich unter dem Landesschnitt (1004,2). Der Landkreis verzeichnet damit die wenigsten Fälle in Baden-Württemberg. Aufgrund der alternden Gesellschaft gewinnt das Thema Demenz immer größere Bedeutung, die Anzahl der Sterbefälle liegt bei 49,2 je 100 000 Einwohner. Ebenfalls auffällig ist die Entwicklung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): 2022 wurden im Landkreis keine FSME-Fälle gemeldet.

Bei der Hausärztlichen Versorgung sind mitunter deutliche regionale Unterschiede festzustellen. So gilt der Planungsbereich Ludwigsburg/Kornwestheim mit einem Versorgungsgrad von 108,1 Prozent (1726 Einwohner pro Arzt) als gut versorgt, während die Bereiche Bietigheim-Bissingen/Besigheim mit 90,3 Prozent (1743 Einwohner pro Arzt) und Vaihingen mit 86,9 Prozent (1769 Einwohner pro Arzt) auf eine drohende Unterversorgung zusteuern. Diese liegt ab einem Versorgungsgrad von unter 75 Prozent vor.

Droht ärztliche Unterversorgung?

Betrachtet man die Altersstruktur praktizierender Hausärzte, so könnte sich die Situation in den nächsten Jahren weiter verschlechtern. Schon jetzt sind 35 Prozent der Hausärzte 60 Jahre und älter. Vor allem ländliche Gebiete haben Probleme mit der Nachbesetzung, stellt der Bericht fest.

Sehr gut hingegen ist die Versorgungsstruktur der Fachärzte. So weisen praktisch alle Fachgebiete einen Versorgungsgrad von mindestens 100 Prozent vor, einige liegen sogar über 110 Prozent, womit diese Planungsbereiche als geschlossen gelten und für weitere Niederlassungen gesperrt sind. Einzig die Zahnarztversorgung liegt mit einem Grad von 96 Prozent darunter. Insgesamt deute dies aber immer noch auf eine gute zahnmedizinische Versorgung hin, so der Bericht.

Im Vergleich zum Landesschnitt ist die Facharztdichte im Landkreis seit 2015 stets geringer, nähert sich aber Stück für Stück an den Durchschnitt an. Sie lag zuletzt bei 995 Einwohnern je Facharzt im Landkreis, gegenüber 768 in Baden-Württemberg.

Deutlich mehr Pflegebedürftige

Im Vergleich zu Baden-Württemberg (4689 Einwohner je Apotheke) schneidet der Landkreis bei der Verfügbarkeit von Apotheken schlechter ab (5594 Einwohner je Apotheke). Insgesamt gibt es im Landkreis 98 Apotheken, 24 davon in Ludwigsburg. In den meisten Gemeinden gebe es mindestens eine Apotheke, Ausnahmen bilden Eberdingen, Erligheim, Freudental, Hessigheim, Oberriexingen und Walheim.

Insgesamt waren im Jahr 2021 24 012 Personen pflegebedürftig. Seit 2011 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt, vor allem aufgrund der alternden Bevölkerung. Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung liegt bei 4,9 Prozent. Neben der Anzahl der Pflegebedürftigen stieg auch die Anzahl der Pflegeeinrichtungen sowie des Pflegepersonals, wenn auch nicht so stark, wie es erforderlich wäre, um der Entwicklung Rechnung zu tragen. Auffällig ist dabei ein Rückgang der beschäftigten Personen in der Pflege von 2019 bis 2021, der sich so nicht auf Baden-Württemberg übertragen lässt.

 
 
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