Hessigheim Hessigheimer Baugrund soll wieder stabil werden

Von Helena Hadzic
Projektkoordinatorin Tina Fauser vom Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg vor der Schleuse in Hessigheim – hier soll der Baugrund verbessert werden, in dem die Hohlräume verfüllt werden. Foto: /Martin Kalb

Das Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg hat mit den Arbeiten an der Schleuse begonnen. Ab Januar werden die Hohlräume in der Erde verfüllt.

Die Hessigheimer Schleuse befindet sich derzeit auf unsicherem Boden – jederzeit könnte es zu Bewegungen des Baugrunds kommen, die riesige Löcher verursachen würden, wie etwa in der Vergangenheit auf dem Hessigheimer Fußballplatz. Der Grund: Mehrere Hohlräume, die sich tief in der Erde befinden. Damit sich keine Löcher auf der 1900 Quadratkilometer großen Fläche der Schleuse einreißen, müssen die Hohlräume tief in der Erde verfüllt werden. „Die Maßnahmen sollen der Schleuse wieder die nötige Stabilität verleihen“, sagt Tina Fauser, Projektkoordinatorin des Wasserstraßen-Neubauamts Heidelberg im Gespräch mit der BZ.

Jeden Dienstag ist sie vor Ort, um in einem Team nötige Fragen zu klären und die Entwicklung der 13 Millionen schweren Baugrundverbesserung zu betreuen, an der bis zu 40 Personen beteiligt sind – darunter auch die Firma Bauer Spezial Tiefbau. Sie schätzt mit einer Gesamtbauzeit von zwei Jahren.

Messungen im Jahr 2016

Nach Untersuchungen und Messingen im Jahr 2016 wurde klar, dass es einige Hohlräume im Bereich der rechten Schleusenkammer gibt, die etwa 20 bis 25 Meter unter der Geländeoberkarte im Untergrund sind. Seitdem wurde an dem Projekt gefeilt, womit nun diesen Winter begonnen wurde.

Die BZ ist bis vor die Schleuse gekommen, um zu fragen: Was geht hier eigentlich vor sich? Und wie genau läuft der Prozess ab? Konkret heißt Baugrundverbesserung schlicht, dass „die Hohlräume verfüllt werden “, sagt Fauser. Diese Hohlräume kann man sich in etwa wie Löcher in einem Schweizer Käse vorstellen. Wenn diese dann mit einem festem Material ausgefüllt sind, wird der Baugrund wieder stabil. Doch wie stellt man das an? Muss die Erde ausgehoben werden? Nein, sagt Fauser, es reiche, das Material in die Hohlräume zu „spritzen“.

In der ersten Phase der Sanierungsmaßnahme werden sogenannte „Injektionen“ schrittweise mit zähflüssigem Zement-Mörtel-Material vorgenommen. Das heißt, dass eine Material-Masse, die noch flüssig ist, durch spezielle Bohrgestänge in die Hohlräume „gespritzt“ wird, diese Masse dann trocknet und aushärtet und die freien Bereiche auf diese Weise vollständig ausfüllt. Dieser Prozess muss dementsprechend bei jedem Hohlraum wiederholt werden – gespritzt, also injiziert, wird dabei in die Erdschicht „Oberer Ton Anhydrit“, der hauptsächlich aus Gips besteht. Nach Schätzungen von Geologen dürfte diese etwa 235 bis 332 Millionen Jahre alt sein.

Lotterie auf der Baustelle

Wie viel Hohlräume es aber gibt und wie viel Material benötigt wird ist selbst nach erfolgreicher Messung nicht klar. Vielmehr seien diese Maßnahmen so etwas wie eine „Lotterie“ auf der Baustelle, sagt Lothar Steiger von der Firma Bau Spezial Tiefbau. Denn auch nach den vielen Messungen und Untersuchungen, könnten sich dort noch immer Hohlräume mit einem großen Volumen befinden.

Derzeit wird auf der Baustelle westlich der Wasserstraße alles vorbereitet. Auch die großen Mischer sind bereits vor Ort, worin später die Mörtelmasse angerührt wird. Im Januar soll dann mit den Bohrungen gestartet werden. Mit einem Ankerbohrgerät, welches sechs Meter hoch ist, wird seitlich schräg nach unten in den Untergrund gebohrt, auf die Weise komme man besser an die Hohlräume, erklärt Fauser. Die Masse wird durch die Rohre dann eingespritzt. „Das muss natürlich auch schnell gehen, nicht, dass sich die Masse bereits in den Rohren verhärtet“, erklärt Steiger.

Führt die Injektion nicht zu der erwünschten Verbesserung, wird in der zweiten Phase eine alternative Maßnahme zur Verfüllung der Hohlräume durchgeführt. „Spätestens danach ist der Boden dann wieder sicher“, erklärt Fauser – aber nur im Fall einer erfolglosen Injektion, die nicht erwartet wird. In der Regel verhärtet die Masse bereits ab Tag zwei, nach 28 Tagen folgt abschließend die geophysikalische Untersuchung.

Gebohrt wird vom Wirtschaftsweg aus, erzählt die Projektkoordinatorin, daher werde auch für die Dauer der Sanierungsmaßnahmen der Rad und- Fußweg an der Schleuse entlang gesperrt und umgeleitet. Damit sich die Anwohner an dem Fahrradweg zudem nicht vom Lärm gestört fühlen, wird ein Lärmschutz angeschafft. „Die mobilen Wände sorgen dafür, dass die Nachbarn trotz der Bohrungen ihre Ruhe haben“, so Staiger.

 
 
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