Löchgau Innovation durch Einfachheit: Land zeichnet Konzelmann aus

Von Helena Hadzic
André Konzelmann, Leiter im Bereich E-Mobilität, und Geschäftsführer Milko Konzelmann: Mit Auszeichnung und Bauteil. Foto: /Oliver Bürkle

Mit dem Bauteil „Berstring“, das Fehlfunktionen einer Lithium-Ionen-Batterie in E-Autos verhindert, konnte sich das Unternehmen 7500 Euro sichern.

Was kann eine weiße Folie mit dem Namen „Ventikon“, die von einem schwarzen Ring umschlossen wird, eigentlich ausrichten? Kaum größer als eine 2-Euro-Münze, sorgt sie dafür, dass Fehlfunktionen einer Batterie auf Basis von Lithium-Ionen – wie etwa bei E-Autos – nicht zum Problem werden. Auch sorgte das patentierte Bauteil kürzlich im Haus der Wirtschaft in Stuttgart bei der Verleihung des „Dr.-Rudolf-Eberle-Preis“ für Aufsehen – für den sogenannten „Berstring“ wurde nämlich das Unternehmen Konzelmann aus Löchgau vom Land Baden-Württemberg für Innovation ausgezeichnet. „Es ist etwas Besonderes, für ein Bauteil ausgezeichnet zu werden, das Zukunftspotenzial hat“, sagt Milko Konzelmann, geschäftsführender Gesellschafter.

Auch gab es dafür ein Preisgeld in Höhe von 7500 Euro – was das Unternehmen mit dem Gewinn anstellt, ist noch unklar. „Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, der Preis kam überraschend“, meint der Geschäftsführer. Konzelmann erhielt als eines vier Unternehmen einen Preis – und das bei circa 100 Bewerbern. Doch wie genau funktioniert dieser „Berstring“? Milko Konzelmann und sein Schwiegersohn André Konzelman, Leiter der die Geschäftseinheit E-Mobilität, bringen im Gespräch mit der BZ Licht ins Dunkel.

Wie man auf die Idee kommt, ein solches Bauteil zu entwickeln? „Die Anforderung eines Automobil-Kunden war, bei der Batterie extrem flach bauen zu können, weil er keinen Platz hatte – daraufhin haben wir uns bei einem Kaffee Gedanken gemacht und plötzlich kam die Idee“, erzählt André Konzelmann. Die Herausforderung bei der Ionen-Lithium Batterie sei, diese bei einer konstanten Temperatur zu betreiben, erläutert er. Wird die Batterie aus ihrem optimalen Temperaturbereich geworfen, spricht man von einer Fehlfunktion – deswegen brauche es ein Sicherheitselement, das diese Schwankung auffängt.

Sicherheit durch Schwachstelle

In Sachen E-Mobilität kann man bei dem „Berstring“ daher von einer Innovation sprechen: ein drei Millimeter hohes Sicherheitselement, welches die Fehlfunktion in der Zelle einer sogenannten „immersionsgeladenen Batterie“ in einem E-Auto verhindert. Konkret heißt das, dass das Gehäuse nicht platzen kann, wenn die Temperatur im Inneren durch eine Fehlfunktion ansteigt, denn das dadurch entstehende Gas wird gezielt abgeführt. Warum das wichtig ist? „Je dichter das Gehäuse einer Batterie ist, desto schwieriger ist es, das Gas rauszubekommen – das wäre so, als ob sich ein Luftballon aufbläht, und das Bauteil verhindert das wiederum“, erklärt Konzelmann Junior. Der Clou an dem Ganzen: Das Sicherheitselement wird an das Batteriegehäuse angebracht und bildet dann die Schwachstelle. Durch die weiße Folie, die „Ventikon-Memran“, die leicht durchgerissen werden kann, kann das Gas kontrolliert abgeführt werden. „Wir reden von 300 Litern pro Sekunde, die da entstehen können – das ist ungefähr eine Badewanne“.

Der gravierende Unterschied zu anderen Systemen sei, dass Standardlösungen in der Regel mehrteilig seien, der „Berstring aber eine „Einteillösung“, so Konzelmann Junior. Man müsse den Berstring aber bereits im Vorhinein in die Konstruktion des Fahrzeugs integrieren, eine nach trägliche Verbauung gestalte sich schwierig, erklärt er. Die Entwicklung seit der Idee hat etwa ein Jahr gebraucht. „So ein Prozess braucht seine Zeit, da kommen ja auch die ganzen Teams dazu, sei es der Werkzeugbau, die Entwicklung, die Fertigung, die Materialpaarungen, da gibt es ganz viele Einzelschritte – das Team ist einfach unglaublich wertvoll“, betont Konzelmann Senior.

Das Einsatzgebiet sind E-Autos, Sportwagen, Luxusfahrzeuge, aber auch Baustellenfahrzeuge und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Und warum das Bauteil „Berstring“ heißt? „Der Name ist ganz toll: Berstring – weil es ein berstender Ring ist“, sagt Konzelmann Junior und lacht.

 
 
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