Kreisfeuerwehrverband Ahrtalunwetter im Neckartal?

Von Jonathan Lung
Der Verbandsvorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, Klaus Haug, begrüßte 142 Vertreter der Feuerwehren im Kreis in der Kirbachtalhalle in Sachsenheim-Hohenhaslach. Foto: /Oliver Bürkle

Der Kreisfeuerwehrverband blickte in seiner Versammlung in der Hohenhaslacher Kirbachtalhalle zurück auf ein ereignisreiches Jahr – und auf neue Herausforderungen in der Zukunft. 

Über „einen starken Landkreis mit einer starken Feuerwehr“ freute sich Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich am vergangenen Freitagabend. Die Hohenhaslacher Kirbachtalhalle war bis auf den letzten Platz gefüllt: Alle Feuerwehren aus dem Kreis waren zusammengekommen, 142 Stimmberechtigte füllten die Halle. Es war Verbandsversammlung der Kreisfeuerwehr im Landkreis Ludwigsburg.

6000 Einsätze im Kreis im Jahr

Dass der Bürgermeister von einer „starken Feuerwehr“ sprechen kann, zeigte auch das letzte Jahr: Bei insgesamt 6000 Einsätzen leisteten die Feuerwehren Hilfe bei Brand, technischer Hilfeleistung, Gefahrgut- und Wassereinsätzen. Auch viele Katastropheneinsätze fanden statt, die Vegetationsbrandbekämpfung stand im Fokus.

Der Kreisfeuerwehrverband hat dabei das Ziel der Interessensvertretung der einzelnen Feuerwehren gegenüber Politik und Behörden, um so die „Rahmenbedingungen“ für die Arbeit ihrer Mitglieder und ihren vielfältigen Aufgaben zu schaffen, formuliert es Verbandsvorsitzender Klaus Haug. 43 Mitgliedsfeuerwehren zählt der Verband, 6207 Angehörige, davon rund 3800 Einsatzkräfte. 40 Feuerwehren sind Freiwillige Feuerwehren, drei sind Werksfeuerwehren. Und es gibt in 39 Feuerwehren auch eine Jugendfeuerwehr, sowie zahlreiche Altersabteilungen und insgesamt fünf Feuerwehrmusiken. Diese sollten auch den Freitagabend musikalisch bereichern.

„Ein Ort, an dem junge Menschen sicher fühlen können, zweites Zuhause“ sei die Jugendfeuerwehr, so Katharina Sophie Grözinger von der Kreisjugendfeuerwehr. „Kameradschaft, Respekt und Toleranz“ seien die Grundsätze, die bei zahlreichen Aktivitäten wie dem Kreispokalturnier, dem Kreiszeltlager, der Abnahme der Jugendflamme und den Jugendfunkern gelebt würden.

102 neue Mitglieder in der Jugendfeuerwehr

Und das scheint anzukommen: 102 neue Mitglieder konnten kreisweit im vergangenen Jahr gewonnen werden. Und auch die 1184 Mitglieder der Altersabteilungen blickten auf ein volles Jahr mit zahlreichen Aktivitäten zurück.

Vorsitzender Haug sprach auch die hohe Zufriedenheit der Mitglieder an: 98 Prozent, das zeigten interne Umfragen, würden ihr Engagement in der Feuerwehr auch ihren Mitmenschen empfehlen. Und auch über 65-Jährigen würden sie zum Mitwirken in den Einsatzabteilungen raten. Aber: das freiwillige Engagement, auf dem die Feuerwehr im Landkreis weitgehend beruht, sollte honoriert werden. Der Vorsitzende kritisiert deshalb die zum 1. Januar 2025 anstehende Besteuerung der Kameradschaftskasse, ein „leidiges Thema“, schon seit Längerem. Die Besteuerung würde alle Einnahmen der Feuerwehr betreffen, dadurch würde die „ehrenamtliche Tätigkeit geschmälert“, machte Haug deutlich. Mit einem klaren Appell wandte er sich an die politischen Vertreter im Saal. Bei Kindergärten etwa wurde die sogenannte „Kuchensteuer“ ausgesetzt, so eine Regelung sei auch für die Feuerwehr anzustreben.

„Was, wenn das Ahrtalunwetter im Neckartal abregnet?“, blickte Bezirksbrandmeister Adrian Wibel in die Zukunft. „Von Esslingen bis Neckarsulm wäre alles überflutet“, zeigten Simulationen, Milliardenschäden seien neben den wahrscheinlichen Todesopfern zu beklagen. Deshalb sieht Wibel eher Hochwasser als Wald- und Vegetationsbrände als großes Thema der Zukunft. Wie auch schon zuvor der Vorsitzende forderte auch er einen deutlich verbesserten Katastrophenschutz. Die Bürgermeister sollten entsprechende Vorsorge keinesfalls nur auf die Kommandanten abwälzen.

Eher Hochwasser als Brände ist das Thema der Zukunft

Viel zu schnell konzentriere man sich nach Katastrophen schon wieder auf neues, setze das Vergessen ein, stellte diesbezüglich auch der stellvertretende Kreisbrandmeister Thomas Korz fest, der Kreisbrandmeister Andy Dorroch vertrat: „Wie können wir uns auf künftige Krisen vorbereiten?“ – die Beantwortung dieser Frage sei nicht nur Aufgabe der Krisenhilfsorganisationen, sondern eine „gesamtgesellschaftliche“. Die Einrichtung eines Katastrophenschutzzentrums im Landkreis begrüßte er ausdrücklich. Für die Versammlung im kommenden Jahr hatte sich Kirchheim beworben – die Feuerwehren nahmen die Einladung einstimmig an.

 
 
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