Musikverein Löchgau „In den letzten 100 Jahren ist viel richtig gemacht worden“

Von Susanne Yvette Walter
Der Musikverein Löchgau präsentierte ein Konzert mit anspruchsvoller Literatur zum Jubiläum. Neben Blasmusik-Klassikern wurden auch Kultsongs der 1980er-Jahre gespielt. Foto: /Martin Kalb

Der Musikverein startet sein Jubiläumsjahr mit einem großen Konzert und einem Rückblick voller kleiner Geschichten.

Der Musikverein Löchgau hat allen Grund zu jubeln. Er feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Mit Pauken und Trompeten geht es zur Sache am Sonntagabend beim großen Jubiläumskonzert in der Löchgauer Gemeindehalle.

Die Aktiven des Blasorchesters packen die Instrumente aus und zeigen, wie sich der Musikverein Löchgau in den letzten Jahrzehnten zu einem Ensemble entwickelt hat, das lupenrein auch anspruchsvollste und klangfarbenreiche Literatur umsetzen kann. Die Moderation liegt in den Händen von zwei Musikverein-Urgesteinen, die den Verein von Kindesbeinen an kennen: Siegfried Schmidt und Andreas Benz.

Moderation in rustikaler Lederhose

Beide kommen in der rustikalen Lederhose mit Lausbubenmütze und schwarzer Fliege auf die Bühne und plaudern aus dem Nähkästchen der Vereinsgeschichte. Die beiden Löchgauer haben hier als Kinder angefangen, ein Instrument zu lernen, haben ihre Kinder wiederum im Verein aufwachsen sehen und kommentieren aus erster Hand, was das Flaggschiff unter den Löchgauer Vereinen ausmacht – damals wie heute.

Vertreter der Stadt. allen voran Bürgermeister Robert Feil, viele Gemeinderäte und der Vorsitzende des Blasmusik-Kreisverbandes, Wolfgang Klein, gratulieren. Die Vorsitzende des Musikvereins Löchgau, Dr. Stefanie Jerems, selbst Trompeterin im Blasorchester, zeigt Entwicklungen und Meilensteine in der 100-jährigen Geschichte auf. So manche Geschichte geht zwischen hochkarätiger Musik durch das Mikrofon.

Treibende Kraft war Hornist Paul Beyl

„Bereits 1908 gab es eine freie Musikkapelle in Löchgau. Treibende Kraft war der Hornist Paul Beyl, ein Berufsmusiker. Löchgau hat also schon immer auf musikalische Qualität gesetzt. Anfangs probte die Kapelle in der Wohnung des Dirigenten. Ab 1911 stellte die Gemeinde Proberäume in der Schule zur Verfügung“, erzählt sie von den Kindertagen des Vereins.

Im Jahr 1924 standen der Liederkranz, der TSV und die Musikkapelle vor einem Platzproblem. Ein Vereinsheim musste eingerichtet werden. „Damit auch die Musiker diese Räume nutzen konnten, gründeten sie ebenfalls einen Verein. Am 1. August 1924 traf man sich im Gasthaus „Zur Sonne“ zur Gründungsversammlung“, sagt die Vorsitzende. Bis heute ist die Kooperation mit anderen Vereinen eine tragende Säule in der Vereinsarbeit.

Zum Jubiläum kam Bürgermeister Robert Feil mit einem Riesenscheck über 2000 Euro. „Es freut uns sehr, dass die Tradition der Vorgänger beibehalten wird. 1924 bei der Gründung bekam der gerade ins Leben gerufene Verein schon 300 Reichsmark als Startkapital“, erzählt Moderator Andreas Benz.

Die Kompositionen, die das Blasorchester unter seiner Dirigentin Andrea Löffler einstudiert hat, sind beispiellos in ihrer Umsetzung. Große Komponisten wie Kees Vlak und Jan Van der Roost wecken Vorfreude auf ein erstklassiges Musikvergnügen. Charmante Soloeinlagen geben die Würze genauso wie kniffelige rhythmische Bewegungen. Langweilig wird es offensichtlich niemand bei dieser Vielfalt. Die Besucher erleben eine Version von „The Sound of Silence“, die selbst die beiden Komponisten Paul Simon und Art Garfunkel begeistern würde.

Nach der Pause geht die Vielfalt in die zweite Runde: „The Lion King“, eine 1980er-Kult-Tour und ein Glenn-Miller-Medley zeigen, wie breit das Blasorchester heute aufgestellt ist.

Aus zehn Musikern wurden bis heute 300 Mitglieder

„Bei der Gründung vor 100 Jahren traten zehn Musiker und einige passive Mitglieder an. Heute sind es fast 300. Das zeigt deutlich, dass in den letzten 100 Jahren wohl ganz viel richtig gemacht wurde“, betont Bürgermeister Robert Feil. Musik schafft Verbindungen zwischen Menschen. Feil nennt Pfeiler in der Entwicklung, wie die Gründung der Bläserklassen, die durch die Kooperation der Jakob-Löffler-Schule und der Musikschule Bietigheim zustande kam.

Eine Ausstellung in der Gemeindehalle zeigt erste Vereinsuniformen und historische Instrumente, die mit der Spende von 300 Reichsmark in den Gründungstagen angeschafft wurden und alte Festprogramme vergangener Jubiläen. Vieles sei 1939 bei der Mobilmachung des Dritten Reichs zum Opfer gefallen, ebenso die Pokale, die der junge Verein immer wieder von Wertungsspielen mit nach Hause gebracht hatte. Pokale, die das Blasorchester in Anfangstagen bekam, sind im Zweiten Weltkrieg eingesammelt und eingeschmolzen worden.  

 
 
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