Pleidelsheim TV-Auftritte, Klima und neue Projekte

Von Helena Hadzic
Pleidelsheims Bürgermeister Ralf Trettner vor dem neuen Rathause der Gemeinde. Foto: /Oliver Bürkle

2023 war für die Gemeinde eher ein „Übergangsjahr“, erzählt Bürgermeister Ralf Trettner im Gespräch mit der BZ. Im Haushalt lief es besser, dennoch blickt er mit Sorge auf die nächsten zwölf Monate.

Pleidelsheims Bürgermeister Ralf Trettner blickt auf das vergangene Jahr zurück, das aus seiner Sicht eher ein Übergangsjahr war. Im Fokus stand die verwaltungstechnische Abrechnung der Projekte aus den Vorjahren, etwa die Sanierung des Rathauses. Über den Haushalt kann sich der Schultes nicht beklagen, jedoch äußert er Bedenken zur Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten zwölf Monaten.

Herr Trettner, was waren 2023 die größten Erfolge für Pleidelsheim?

Ralf Trettner: Das war der Sieg beim Kreisjubiläum. Pleidelsheim ist beim Maultaschen-Kochen gegen Steinheim, Asperg und Tamm angetreten und wurde somit Maultaschen-Sieger im Landkreis Ludwigsburg. Das war eine tolle Sache und auch mein persönliches Highlight – da war ich auch selbst dabei. Zudem hatten wir eine große Leistungsshow mit dem Bund der Selbstständigen (BdS) zusammen, für den es viel Zuspruch gab. Außerdem sind unsere Fußballer des GSV Pleidelsheim in die Landesliga aufgestiegen, im Fernsehen waren unsere Pleidelsheimer beispielsweise bei Deutschland sucht den Superstar, beim Dschungel-Camp und der Höhle der Löwen.

Welche Projekte konnten realisiert werden?

Zum einen gab es den wichtigen Abschluss unseres Gewerbegebiets Zwölf. Das Projekt hat sich gute drei Jahre gezogen und mit der Beendigung können wir unseren Betrieben nun neue Möglichkeiten bieten, sich zu entwickeln. Zum anderen freuen wir uns sehr über die Fertigstellung unseres Bauhofs. Auch haben wir den ersten Aufschlag beim Thema Windradprojekte im Hardtwald getan. Das ist für mich persönlich ein sehr bedeutsames Projekt. Die Energiewende ist so ein Thema: Jeder will sie haben und keiner macht sie. Das Projekt ist daher ein Fortschritt. Zudem haben wir den Beschluss über eine Kindertageseinrichtung in der Kanalstraße gefasst, der nicht ganz unumstritten war. Wir sind aber nun sehr froh darüber, einen Standort gefunden zu haben. Derzeit befinden wir uns in der Planung.

Stichwort Energiewende – was wurde für die Klimaneutralität getan?

Wir haben 2023 unseren Beauftragten für klimaneutrale Kommunalverwaltung eingestellt, gemeinsam mit der Gemeinde Murr. Damit wurden die Weichen gestellt, um überhaupt etwas in Sachen Klimaneutralität tun zu können. So können wir sehen, wie unser CO2-Fußabdruck ist und an welchen Stellschrauben gedreht werden kann. Zudem haben wir in der Friedensschule die Beleuchtung auf LED umgestellt. Der Klimaschutz ist aber nicht nur auf Energie begrenzt, daher gab es noch andere Projekte.

Und diese wären?

Wir haben ein Weideprojekt ins Leben gerufen, bei dem ein Schafhalter aus Benningen unsere Streuobstwiesen beweidet, und eine Landwirtin aus Pleidelsheim hat mit Kühen ein kleines Weideprojekt begonnen. Damit wollen wir auf diesen Flächen die Biodiversität stärken und überhaupt dieses Landschaftskulturbild Streuobstwiesen für die Zukunft erhalten. Zudem haben wir eine Förderung erlassen für die Steckersolargeräte, also Balkonkraftwerke. Wir beschäftigen uns derzeit auch mit Begrünungsmaßnahmen an Gebäuden, um das Klima in unserem Dorf dadurch zu verbessern. Zum einen beschäftigen wir uns mit den Containern, in denen zwischenzeitlich das Rathaus untergekommen ist. Zum anderen mit der Wiegehalle. Diese wurde zwar erst kürzlich umgebaut, ist aber trotzdem im Gespräch. Insgesamt muss man feststellen, dass alle Prozesse deutlich langsamer ablaufen, als noch vor zehn oder 15 Jahren. Wie etwa beim Gewerbegebiet als Beispiel. Früher habe ich noch in eineinhalb Jahren ein solches Projekt durchgezogen, heute benötige ich drei Jahre dafür.

Woran liegt das denn Ihrer Meinung nach?

Das sind meiner Meinung nach ganz kleine Bausteine, die dazu führen, dass die Rädchen nicht mehr so ineinander greifen, wie das früher der Fall war. Die Gründe dafür sind vielfältig, sei es der Personalmangel in den zuständigen Büros oder, dass die Auflagen von behördlicher Seite immer größer werden. Wo man früher Eidechsen vertrieben hat, muss man sie heute einsammeln, die Prozesse ziehen sich einfach viel länger als früher. Meiner Meinung nach hängt die Bürokratie damit auf jeden Fall auch ein Stück weit zusammen.

Wie ist Pleidelsheim mit dem Flüchtlingsstrom umgegangen?

Bei uns war das Thema natürlich genauso präsent wie in jeder Kommune. Wir haben in der Vergangenheit in der Regel immer mehr aufgenommen, als wir mussten, 2023 verlief in diesem Zusammenhang daher relativ ruhig. Wir hatten keine großen Probleme, Asylsuchende und Flüchtlinge unterzubringen, gerade auch durch Privatanmietungen von Häusern. In der Folge ergeben sich dann aber nochmals andere Herausforderungen. Kinder kommen in die Kita, sprechen aber die Sprache nicht. Mit einem Kind geht das natürlich irgendwie, bei zehn Kindern wird das natürlich für den Kindergartenbetrieb schwierig. Auch die Verständigung der Fachkräfte mit den Eltern ist problematisch, und das gleiche führt sich dann fort in der Schule für die Lehrerinnen und Lehrer. Daher sind wir auch froh und dankbar, dass wir in unserer Grundschule eine Vorbereitungsklasse haben, wo man nochmals stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen kann. Auch der Arbeitskreis Asyl ist bei uns sehr aktiv und engagiert, das ist eine enorme Hilfe.

Wie steht es um Pleidelsheims Haushalt?

Insgesamt lief es 2023 ein wenig besser. Im Haushaltsplan hatten wir zum Jahresende einen Überschuss von circa 1,7 Millionen Euro. Das liegt auch an der Gewerbesteuer, die zugenommen hat. Da landen wir bei 4,5 bis 5 Millionen Euro. In Hinblick auf das Jahr 2024 sehen wir allerdings aufgrund der nicht ganz überschaubaren wirtschaftlichen Gesamtlage in Deutschland nicht wirklich, wie sich das noch entwickelt. Die Einkommensteuer geht deutlich zurück, und das ist mit die Haupteinnahmequelle der Gemeinde. Wir schauen also trotz des positiven Ergebnisses mit Sorgen auf das neue Jahr. Vor diesem Hintergrund ist es auch wichtig, dass die Kreisumlage 2024 stabil bleibt und nicht steigt – ansonsten hätten wir noch zusätzliche Ausgaben, von denen wir gar nicht wüssten, wie wir sie stemmen sollen.

Wie haben Sie persönlich das vergangenen Jahr empfunden?

Ich hatte zu Beginn des Jahres schon angedeutet, dass 2023 ein Übergangsjahr wird, weil wir in den Vorjahren viel getan haben. Beispiele sind der Umbau des Rathauses, der Sporthalle, der Neubau des Ärztehauses. Im Fokus war daher eher, die Projekte, die wir umgesetzt haben, verwaltungstechnisch abzuwickeln, wie etwa die Zuschussanträge abzurechnen. Wir haben nicht die Füße hochgelegt, sondern waren mehr mit den normalen, alltäglichen Dingen beschäftigt, die so anfallen. Wie auch zuhause, mussten wir auch mal den Haushalt aufräumen. Auf mich persönlich bezogen ist das nicht anders, denn mein Beruf ist mein Leben.

Und Ihre persönlichen Wünsche für das neue Jahr?

Mein Wunsch ist, dass wir alle etwas demütiger werden und unsere Ansprüche zurückschrauben. Wir leben in einer Zeit, in der wir meinen, es müsse immer noch weiter und schneller gehen. Jeder schaut nach sich, aber wir sollten mehr als Gemeinschaft denken und unseren Egoismus zurückstellen. Dabei sollte vor allem der Staat auch klare Kante zeigen. Auch mit Geld wird nicht alles besser, die Energiepreissenkung beispielsweise tut der Industrie gut, aber irgendjemand muss das eben auch bezahlen, und das sind in der Gesamtheit wir. Dafür braucht es Lösungen von staatlicher Seite. Und das gilt natürlich auch für unsere Gemeinde.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
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