Sachsenheim Ein Mann sieht feuerwehrrot

Von John Patrick Mikisch
Tatütata: Robert Mayer hat ein großes Herz für kleine Modellautos im H0-Maßstab. Der Häfnerhaslacher hat mehr als 800 gesammelt – und oft mit Pinsel und Extrateilen noch  aufgebessert. Foto: /Martin Kalb

Viele Kinder haben große Träume von der Feuerwehr. Robert Mayer holt sie sich ins Haus – als Plastikmodell. Der Häfnerhaslacher besitzt mehr als 800 Modellautos.

Manche Menschen haben ganz große Träume. Die von Robert Mayer sind eher klein und meistens feuerrot. Der Häfnerhaslacher sammelt Feuerwehrautos im Maßstab 1:87 (H0). Mehr als 800 Stück hat er in seinem Haus sorgsam in staubdichten Vitrinen verstaut.

„Das ist eine vergleichsweise kleine Sammlung“, sagt Mayer. Andere Liebhaber würden Tausende Modelle besitzen. „Die sammeln alles, was auf den Markt kommt“. Und der ist größer, als man vielleicht annehmen könnte. Brachten die Hersteller früher zweimal jährlich Neuheiten heraus, kommen diese heute fast im Monatstakt, erzählt Mayer und scrollt sich zum Beweis auf seinem Tablet durch den März-Katalog von Herpa.

Die Rosshaar-Antenne

Die Firma aus dem fränkischen Dietenhofen gehört wie Wiking, Busch, Siku und Brekina zu den deutschen Traditionsherstellern, die jeder kennt, der in der Hochzeit der Modelleisenbahnen das Hobby teilte. Andere Hersteller sind inzwischen vom Markt verschwunden. „Die, die noch dabei sind, produzieren heute meistens in Fernost“, sagt Mayer. „In Deutschland werden die Modelle nur noch konstruiert und die Teile zusammengebaut.“

Mit dem fertigen Modell aus der Packung gibt sich Robert Mayer allerdings nicht zufrieden. Die seien heute zwar viel detaillierter als früher, erklärt er. Die moderne Drucktechnik mache es möglich, auch kleinste Einzelheiten auf den nur wenige Zentimeter großen Plastikkarossen abzubilden. Trotzdem gibt es immer etwas zu verbessern. Etwa die Innenseiten der Außenspiegel, die Mayer unter der Lupe silbern nachlackiert. Oder die Gummierung der Fenster, die er schwarz nachzieht, damit das Modell möglichst originalgetreu ist. Manche der Wägelchen müssen auch mit einer Antenne nachgerüstet werden. Dafür hat Mayer inzwischen seine eigene Methode entwickelt. „Ich habe einen schwarzen Rosshaarbesen. Da schneide ich dann ein Haar ab und klebe es auf dem Modell fest“, erzählt er.

Akribische Recherche

Was er nachbessern muss, hängt von Mayers Recherche ab. Denn die meisten seiner Modellautos haben reale Vorbilder. Etwa die 14 Fahrzeuge der Sachsenheimer Feuerwehr aus den 1980er-Jahren, die er bis auf die Nummernschilder als Miniversionen rekonstruiert hat. Gut, an die Nummernschilder gehe er heute nicht mehr unbedingt, gibt der 68-Jährige zu. Die seien erstens meistens perfekt aufgedruckt. „Das bekommt man selbst nie so gut hin“, gibt er zu.

Ansonsten macht er wenig Abstriche. Manche fertige Fahrzeugmodelle seien reine Fantasiegebilde, „die so nie auf der Straße waren“, wie der 68-Jährige kritisiert. Kommt ihm nicht ins Haus. Sein aktuelles Projekt: ein Magirus Deutz A 6500 in der Bundeswehrausführung.

Das Aussehen hat er in einem Fachbuch minutiös recherchiert. Früher, neben Treffen mit Sammlern echter alter Einsatzfahrzeuge – davon besitzt der ehemalige Katastrophenschutzmanager der früheren Bundespost auch ein paar –, eine der wenigen Quellen. „Geht heute alles viel einfacher“, sagt Mayer. „Im Internet findet sich alles, darin kann man sich endlos verlieren.“

Bauteile aus dem Internet

Für das seltene Spezialfahrzeug der Bundeswehr greift er diesmal richtig in die Modellbautrickkiste. „Der Kofferaufsatz kommt von einem fertigen Brekina-Modell, Fahrwerk und Führerhaus aus einem alten Modellsatz von Preiser“, erzählt er. Solche seltenen Schätzchen findet er auf Sammlerbörsen wie der in Sersheim oder im Internet. Bei Ebay kostet der Preiser-Bausatz momentan um die 50 Euro.

Meistens kommt Robert Mayer aber günstiger davon. „Einsteigermodelle gibt es an jeder Supermarktkasse für sieben bis acht Euro“, erzählt er. Hochwertigere Ausführungen kosten zwischen 30 bis 40 Euro. Bei Dutzenden neuen Feuerwehrmodellen pro Jahr können die kleinen Autos für Komplettsammler schnell ins große Geld gehen. Davon ist Robert Mayer inzwischen weit entfernt. „Ich sammle nur noch, was mich wirklich interessiert“, sagt er. „Gibt ja noch andere Dinge zu tun.“ Sein Lieblingsmodell? „Das, an dem ich gerade arbeite“, sagt Mayer und grinst.

 
 
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