Tamm Löwenherzschule kann bauen

Von Michaela Glemser
Die Löwenherzschule möchte in einen zweigeschossigen Neubau zwischen der Asperger und der Gottlieb-Daimler-Straße einziehen. Der Aufstellung des Planverfahrens wurde nun zugestimmt. Foto: /Martin Kalb

Die Gemeinderäte stimmten mehrheitlich der Aufstellung des Planverfahrens für den neuen Standort der Schule in freier Trägerschaft zu.

Der Leiter der Löwenherzschule, Stefan Ziegler, bangte zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung in freier Trägerschaft im Tammer Stadtgebiet. Im Oktober hatten die Gemeinderäte ihre Entscheidung über die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein inzwischen nochmals auf rund 0,4 Hektar verkleinertes Flächenareal am südöstlichen Ortsrand von Tamm vertagt, weil es noch einige offene Fragen zu klären gab.

Die Löwenherzschule, in der derzeit 27 Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse unterrichtet werden, wurde vom Verein Shalom aus der Taufe gehoben. Noch nutzen Schulleiter Ziegler und seine pädagogischen Kollegen das Gelände des CVJM Tamm und der Versöhnungskirche in Eglosheim. Sie möchten jedoch in einen zweigeschossigen Neubau mit einer Grundfläche zwischen 600 und 900 Quadratmetern auf besagtem Gebiet zwischen der Asperger und der Gottlieb-Daimler-Straße einziehen.

Kaufverträge liegen bereits vor

Für die beiden Grundstücke, die gegenwärtig als Streuobstwiesen genutzt werden, liegen die Kaufverträge inzwischen schon beim Notar. „Unser Ziel war es zum Schuljahresbeginn 2025/2026 in den Neubau einzuziehen. Wir werden sehen, ob dies jetzt noch machbar ist oder sich nach hinten verschiebt“, erklärte Ziegler vor der Sitzung. Die Schule, die zunächst einen Werkrealschulabschluss ermöglichen will und künftig eventuell um eine gymnasiale Oberstufe ergänzt werden soll, verfolgt einen ganzheitlichen Lernansatz, bei dem christliche Werte mit dem Zugang zur Natur verbunden werden und das selbstständige Lernen in der Gemeinschaft im Fokus steht.

Die meisten offenen Fragen der Gemeinderäte zum Konzept der Schule, das im Jahr 2021 von den Verantwortlichen des Regierungspräsidiums Stuttgart genehmigt wurde, konnten inzwischen ausgeräumt werden. Ratsmitglied Hedwig Eggler von der Liste Lebenswertes Tamm (LLT) jedoch hatte Schwierigkeiten mit der Einordnung der freien christlichen Bekenntnisschule und ihrer Schulaufsicht. „Die Schule bemüht sich, nach den uns vorliegenden Unterlagen, um eine Aufnahme in den Verband Evangelischer Bekenntnisschulen. Sie werden überwiegend von der Evangelischen Landeskirche getragen“, sagte Eggler. Somit erschließe sich keine Klarheit über die Zuordnung zu einer Schulaufsicht.

In der Praxis schwieriger

Auch Cornelia Wirth von der AWV, die selbst Schulleiterin der Grundschule auf der Hohenstange ist, gab zu bedenken, dass vieles, was sich auf dem Papier geschrieben sehr gut anhöre, in der Praxis häufig schwierig umzusetzen sei. Wirth verwies darauf, dass sich die Schule selbst tragen müsse und auf die Stadt keine Folgekosten zukommen könnten. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Karin Vogt, dagegen hatte ökologische Bedenken gegen das Bauvorhaben, für das wertvolle Streuobstwiesen mit altem Baumbestand versiegelt würden.

Schon bei der Vorstellung des entsprechenden Bebauungsplanverfahrens hatte Planer Andreas Tiefau von einem Ludwigsburger Büro darauf hingewiesen, dass der Eingriff in Höhe von 56 000 sogenannten „Ökopunkten“ auch mit neu geschaffenen Streuobstwiesen ausgeglichen werden müsse. Dafür hat die Stadt bereits zehn Grundstücke im eigenen Besitz zur Verfügung. Moralische Bedenken wiederum hatte Robert Malessa von der LLT, da im Bereich des jetzt aufzustellenden Bebauungsplans vor einigen Jahren einem Investor aus Tamm die Zustimmung zu einem Neubau verweigert worden sei, der weniger Eingriffe in die Natur nach sich gezogen hätte. Malessa zog einen Vergleich zur möglichen Bebauung des Gebiets „Schanzacker“ in der Nähe, das die Verantwortlichen der Kommune wegen des Eingriffs in die Natur ablehnen würden. „Diesen Vergleich halte ich für sehr verwegen. Beim ‚Schanzacker‘ handelt es sich um ein Naturschutzgebiet, einen Grünzug und eine Frischluftschneise. Dies alles ist beim möglichen Standort der Löwenherzschule nicht gegeben“, sagte Tamms Bürgermeister Martin Bernhard.

Stimmen für das Planverfahren

Die Gemeinderäte der SPD und der CDU sahen in der festen Ansiedlung der „Löwenherzschule“ in Tamm eine Bereicherung für die Bildungslandschaft vor Ort. Schließlich stimmten die Mitglieder der CDU, der SPD und der überwiegende Teil der AWV-Fraktion für die Aufstellung des Planverfahrens „Löwenherzschule“. Dagegen votierten die Grünen, die LLT und ein Mitglied der AWV.

 
 
- Anzeige -