Vaihingen „Den Kopf in den Sand stecken ist keine Option“

Von John Patrick Mikisch
Fidelio ist der neueste Zugang im Team vom Oberbürgermeister Uwe Skrzypek. Foto: /Martin Kalb

Die Haushaltslage der Stadt ist mehr als angespannt. Oberbürgermeister Uwe Skrzypek stimmt die Bürger auf schmerzhafte Einschnitte ein.

Fidelio schaut kurz zu Uwe Skrzypek und kaut dann konzentriert weiter auf einem Stück Holz. Der Spinone-Italiano-Jagdhund ist gewissermaßen der neueste Zugang im Team des Vaihinger Oberbürgermeisters. Das hatte voriges Jahr alle Hände voll zu tun, denn 2023 gab es eine Reihe von Feierlichkeiten.

Zuvorderst der Vaihinger „Nationalfeiertag“: Der Maientag 2023 sei der erste gewesen, den er als Oberbürgermeister komplett erleben durfte. Der Maientag sei tief in der Identität Vaihingens verwurzelt. „Das hat mich tief berührt“, sagt Skrzypek.

Das gelte auch für das symphonische Werk des Komponisten Guido Rennert: Seine „Festouvertüre“ hatte im Oktober Uraufführung. Beauftragt hatten sie die Stadt und der Musikverein Vaihingen anlässlich des 50-jährigen Bestehens als Große Kreisstadt und des 175-jährigen Jubiläums des Vereins.

Schwierige Haushaltslage

Weniger erfreulich fällt hingegen die Haushaltsbilanz der Stadt aus – vor allem mit Blick auf die Zukunft. „2022 haben wir mir einem positiven Haushalt abgeschlossen“, sagt Uwe Skrzypek. 2023 sei der Ergebnishaushalt defizitär ausgefallen, der Investitionshaushalt habe erheblichen Anforderungen gegenüber gestanden.

Dieser Trend werde sich 2024 fortsetzen. Skrzypek erwartet einen deutlich defizitären Ergebnishaushalt und einen grenzwertigen Investitionshaushalt. Die liquiden Mittel seien aufgebraucht. In Zukunft werde es zur größten Herausforderung, überhaupt genehmigungsfähige Haushalte aufzustellen, so die düstere Prognose des Schultes.

Was kann sich die Stadt leisten?

„Wir brauchen eine verantwortungsvolle Debatte darüber, wie wir in Zukunft kommunale Dienstleistungen und Infrastruktur aufrecht erhalten“, fordert Uwe Skrzypek.

Denn das für eine Flächenstadt wie Vaihingen mit neun Stadtteilen sei es eine unglaubliche Herausforderung. „Wir haben alles neun Mal“, sagt Skrzypek und zählt auf: „Neun Grundschulen, neun Sportstätten, neun Feuerwehrhäuser, neun Verwaltungsstellen, neun Friedhöfe und Aussegnungshallen.“ Deswegen stelle sich für ihn die Frage. „An welcher Stelle kann weniger mehr sein?“

Fürs Enztalbad wird’s eng

„Wir müssen uns elastisch machen“, fordert er. Der Status quo sei in den vergangenen Jahren dadurch zu halten gewesen, dass notwendige Sanierungen und Investitionen aufgeschoben wurden. Wie bei der Deutschen Bahn, die auf Verschleiß gefahren wurde.“ Ähnlich sei der etwa beim Enztalbad gelagert. Seine komplette Sanierung würde etwa 20 Millionen Euro kosten, so Skrzypek. Besonders das Hallenbad sei in einem technisch schwierigem Zustand. Die Heizungstechnik sei marode. „Das Bad hat solange offen, bis ein großer Schaden auftritt“, sagt Skrzypek und ergänzt: „Das ist eine Situation, der wir lange entgegen gegangen sind.“

Bauprojekte 2024

Allerdings engten auch die weiter zunehmenden Pflichtaufgaben den Spielraum der Stadt immer weiter ein. Denn, so viel sei klar, aus eigener Kraft generiert Vaihingen zu wenig Einnahmen. Die Gewerbesteuer bringe etwa zwölf Millionen Euro ein. „In einem guten Jahr“, sagt Uwe Skrzypek. Auch deshalb entwickle die Stadt das Gewerbegebiet Fuchsloch III am Bahnhof sowie Wolfsberg IV an der Stuttgarter Straße weiter.

Zu den großen Projekten der Stadt wie dem Kita-Neubauten in Einzweihingen in diesem Jahr sowie in Ensingen und in Vaihingen (beide 2024) zähle auch der Neubau einer Unterkunft für 160 Flüchtlinge. „In einfachster Ausführung, aber menschenwürdig“, wie der OB betont.

Der Bau sei dringend nötig, so Skrzypek. Denn Teile der bisherigen Unterkünfte seien so marode, dass ihr Unterhalt extrem teuer sei und für die dort lebenden Menschen unwürdig. Außerdem wolle die Stadt vermeiden, dafür Hallen zu belegen. „Das funktioniert in vielerlei Hinsicht nicht“, sagt Skrzypek.

Auch die Realisierung des Wärmenetzbetriebs für das Neubaugebiet Leimengrube und das Gewerbegebiet Fuchslochs II stehe noch aus. Zwar seien die Nahwärmeleitungen in Arbeit oder vollzogen. „Bislang liegt aber noch kein Vertrag als Diskussionsgrundlage für den Gemeinderat vor“, konstatiert Skrzypek.

Beteiligung an Windenergie

Ebenfalls im Werden ist derzeit die von der Region Stuttgart angestoßene Windenergieplanung. Die Stadt beteilige sich voller Engagement daran und wolle auch auf eigenen Flächen am Ausbau und damit den erwarteten Erträgen teilhaben, sagte Uwe Skrzypek. Freiflächen-Photovoltaikanlagen entlang von Bahntrassen zu errichten wie in Markgröningen geplant, sei hingegen nur auf privaten Flächen möglich.

Das Jahr 2024 werde zudem durch die Spannung des Kommunalwahlkampfs geprägt sein. „Diese Wahl wird für die Zukunft der Stadt ganz maßgebend sein“, ist sich Skrzypek sicher. Doch egal, welche Herausforderung auf die Stadt zukomme, so Skrzypek: „Den Kopf in den Sand stecken ist keine Option.“

 
 
- Anzeige -