AfD im Kreis Ludwigsburg Zehn Jahre zwischen Provokation und Protest

Von Frank Ruppert
Im Kreis sieht sich die AfD immer wieder Gegendemonstrationen ausgesetzt, wie hier in Bietigheim 2020. Im Jahr demonstrierten hunderte Menschen gegen eine AfD-Veranstaltung. Foto: /Martin Kalb

Im Juni 2013 gründete sich der Kreisverband der AfD und sorgte seither immer wieder für Aufsehen und Gegendemos. Jetzt will man den bundesweiten Aufwind nutzen und endlich auch lokal bei Wahlen punkten.

Die AfD befindet sich derzeit auf einem Höhenflug – deutschlandweit landet sie in Umfragen auf Platz zwei hinter der CDU und stellt seit dem Wochenende erstmals einen Landrat in Deutschland. Die einst von Euroskeptikern gegründete Partei hat genau vor zehn Jahren, im Juni 2013, ihren Kreisverband Ludwigsburg gegründet, wenige Monate nach Gründung der Bundespartei. Die BZ wirft deshalb einen Blick zurück. 

„Wir kommen aus der Mitte der Gesellschaft, und wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Dr. Jan Rittaler, damals Schatzmeister des Landesverbands der jungen Partei bei der Gründungsversammlung des Kreisverbands Ludwigsburg. 26 Mitglieder sorgten 2013 in Ludwigsburg für eine lokale Gruppe der neuen Partei. Rittaler kam damals von der FDP und ist mittlerweile bei der Partei „ALFA“.

Kreisverband sieht sich im Aufwind

„Wir haben uns etabliert“ sagt der aktuelle Kreisvorsitzende der AfD und Bundestagsabgeordnete Martin Hess heute rückblickend auf die zehn Jahre im Kreis. Die Partei sei fest im Kreis Ludwigsburg verankert – sie stellt mit Hess und Marc Jongen zwei Bundestagsabgeordnete, mit Holger Dorn einen Regionalrat und hat mit Walter Müller und Beate Maier zwei Vertreter im Kreistag sitzen. Zur Zahl der Mitglieder im Landkreis macht die AfD auf Nachfrage keine Angaben. „Im Kreisverband Ludwigsburg sind wir im Aufwind. Der aktuell im ganzen Bundesgebiet zu spürende Zuspruch spiegelt sich auch im Kreis Ludwigsburg in einer Zunahme der Mitgliedsanträge wieder“, sagt der Ditzinger Severin Köhler, der Landesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative ist.

Wie es bundesweit in den letzten zehn Jahren war, so waren die AfD und ihre Veranstaltungen im Kreis auch immer Gegenstand von Kontroversen. Bei einem Infomobil der AfD in Bietigheim kam es im Sommer 2020 zu einer lautstarken Gegendemonstration linker Gruppen, die Polizei schützte die Veranstaltung der Partei. Im Januar 2019 machte Schlagzeilen, dass die Besigheimer Stadtverwaltung dem AfD-Kreisverband verbieten wollte, seinen Neujahrsempfang in der dortigen Alten Kelter abzuhalten. Der Empfang fand schließlich in Bietigheim statt und der Veranstaltungsort wurde im Anschluss Ziel von Vandalismus.

Im Februar 2019 kam Beatrix von Storch nach Bietigheim. Das führte zu einer Gegendemonstration mit mehreren hundert Teilnehmern. „Unsere Gegner wollen uns mundtot machen“, sagte Hess damals.

Bei der letzten Wahl, der Bundestagswahl im September 2021 kam die AfD auf 8,8 Prozent im Kreis, 2017 hatte es noch zu 11,8 Prozent gereicht. Bei der Landtagswahl sechs Monate zuvor kam die Partei auf 8,9 Prozent (14,7) und bei der Kreistagswahl 2019 auf 2,9 Prozent. In den Gemeinderäte etwa in Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim oder Bönnigheim ist sie bislang nicht vertreten. „Ich bin optimistisch, dass wir diesen Schwung für die kommende Kommunalwahl nutzen können, um ein besseres Ergebnis als beim letzten Mal zu erreichen und damit die Positionen der AfD auch in den Gemeinden noch breiter zu verankern“, sagt Hess.

 
 
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