Anti-Mobbing-Kurs in Bietigheim-Bissingen Mit Löwe und Schaf gegen Mobbing an Schulen

Von Heidi Vogelhuber
Bereits zum dritten Mal gibt Kathrin Schunger in der Waldschule Bissingen ihre „Löwenherz-Kids“-Basiskurse, so auch am Donnerstag. In der kommenden Woche folgen Teil zwei und drei des Kurses. Im Januar werden Zweitklässler in einem Aufbaukurs geschult. Foto:  

Seit 2021 gibt Kathrin Schunger Kurse gegen Mobbing, unter anderem an Schulen. Am Donnerstag war sie in der Waldschule Bissingen.

Jedes dritte Kind fürchtet Mobbing und Ausgrenzung, fanden Experten im Rahmen einer repräsentativen Befragung der Bertelsmann-Stiftung im Schuljahr 2017/18 heraus.

Unter Mobbing versteht man das Drangsalieren, Schikanieren, Ärgern von anderen. Schon immer gab es das auch an Schulen. „Die Tendenz ist steigend“, sagt Kathrin Schunger im Gespräch mit der BZ.

Die Bietigheimerin ist Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin und gibt ihre „Löwenherz-Kids“-Kurse, in denen gelernt wird, sich in Konfliktsituationen richtig zu verhalten (die BZ berichtete). So war Schunger am Donnerstag in der Waldschule Bissingen – und das bereits zum dritten Mal, erstmals 2021.

Empathie füreinander empfinden

In ihren Kursen bringt Schunger den Kindern bei, wie man sich richtig verhält und wie man aus schwierigen Situationen herauskommt. Aber nicht nur den Kindern, die geärgert werden. „Ich zeige den Kindern auch die Motive des Ärgernden auf.“ So könne Empathie füreinander empfunden werden. Täter wiederum könnten für sich erkennen, wie sie aus der Rolle des Mobbers wieder herauskommen. „Grundschüler haben noch nicht so viele Vorurteile, deswegen ist es auch so wichtig, früh anzusetzen, damit sich keine Opfer-Täter-Rollen festsetzen“, erklärt sie. In ihren Kursen arbeitet Schunger mit pädagogischen und tiefenpsychologischen Methoden, die kindgerecht in das sogenannte Superhelden-Training eingebaut werden. „Bewegung spielt dabei eine große Rolle, sie stärkt die Konzentration und die Lerninhalte können sich besser festigen“, erklärt sie. Die Methoden wurden über zehn Jahre aus der Praxis heraus entwickelt und fußen auf dem Konzept „Stark auch ohne Muckis“ von Daniel Duddek.

Neben ihrer Figur „Stressika“, in die Kathrin Schunger selbst schlüpft – eine Cappy reicht für die Verwandlung aus – arbeitet sie mit den Stofftieren Löwe und Schaf, die sich über eine fiese Mücke ärgern und ihr viel Aufmerksamkeit schenken (Schaf) oder eben cool bleiben, sich einfach umdrehen und gehen (Löwe). Wen die Mücke oder „Stressika“ wohl beim nächsten Mal wieder ärgern wird?

Das schönste Gefühl für sie als Coach sei, „wenn Kids auf mich zukommen und erzählen, dass sie das Erlernte versucht haben und es geklappt hat.“ Damit es klappt, braucht es Übung. Daher gibt es neben den Kursen auch ein Rahmenprogramm für Lehrkräfte und Eltern. Nur wenn Verhaltensweisen immer wieder geübt werden, können sie im Ernstfall auch abgerufen werden. Plakate sollen die Erinnerung an den Kurs wachhalten, auch gibt es Begleitmaterial, das mit Lehrern oder Eltern durchgearbeitet werden kann.

Kindern zu helfen sei ein Herzensthema für sie, erzählt Schunger, warum sie begonnen hat, die Kurse zu geben. Vor allem auch während der Corona-Pandemie habe sie den Bedarf gesehen. „Das soziale Miteinander hat gelitten“, sagt sie und verweist auf die Isolation, aber auch die anhaltende Krisensituation in der sich die Kinder zurechtfinden mussten.

Nicht gleich beleidigt sein

„Die Empathie füreinander hat dadurch abgenommen.“ Zugenommen wiederum habe, so ihre Beobachtung, dass die Meinung anderer gleich zu persönlich genommen und reaktiv kommentiert wird. „Man muss auch nicht gleich beleidigt sein, denn: Es ist nicht richtig, also ist es nicht wichtig“, zitiert Schunger einen der eingängigen Sätze, die sie den Kindern im Kurs beibringt. Positiv möchte sie hervorheben, dass die Bereitschaft von Schulen und Kitas, sich dem Thema anzunehmen, gestiegen sei. „Früher habe ich oft gehört ‚Mobbing gibt es bei uns nicht’. Mittlerweile schaut man hin“, sagt sie. Prävention sei wichtig, um Gewalt und Mobbing frühzeitig zu stoppen. Immer öfters bekommt die Trainerin Anfragen und hat in den letzten Jahren Kurse in der ganzen Region gegeben. So war sie unter anderem auch an Grundschulen in Sachsenheim, Mundelsheim, Hessigheim und Schwaikheim sowie in Kindergärten in Sachsenheim, Hessigheim und Ludwigsburg. Im Jugendraum des Kulturraums der Rommelmühle in Bissingen bietet sie auch offene Kurse fernab der Schule an.

Finanzierung der „Löwenherz-Kids“-Kurse in Schulen

„Teilweise werden die Kurse von Eltern, Fördervereinen oder der Stadt finanziert“, sagt Kathrin Schunger. Der erste Kurs 2021 an der Waldschule Bissingen wurde von der Schule und der Jugendförderung Bietigheim-Bissingen „Das Netz“ finanziert. In diesem Jahr wird er vom Unternehmen Brillen-Mosqua aus Ludwigsburg gesponsert. Das hat einen persönlichen Grund, berichtet Geschäftsführer Markus Stammberger im Gespräch mit der BZ. Seine Tochter Clara und deren Freundin Merle haben nämlich einen der Kurse besucht, die Schunger in der Rommelmühle anbietet. „Meine Tochter ist so gestärkt durch den Kurs“, so Stammberger. Das habe der Bissinger auch anderen Kindern gewünscht, „um den einen oder anderen vor schlechten Erfahrungen zu schützen.“ Brillen-Mosqua tat sich mit der Schulsozialarbeiterin Olga Esin sowie dem Förderverein der Waldschule zusammen. Das Ergebnis ist ein Basiskurs für Erstklässler in diesem und ein Aufbaukurs für Zweitklässler im nächsten Jahr.

 
 
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