Bauunternehmen Scheuffele aus Bissingen hört auf Das Neun-Uhr-Vesper im Blut

Von Heidi Vogelhuber
Nach 65 Jahren hört das Bauunternehmen Scheuffele aus Bissingen auf. Geschäftsführer Uwe Scheuffele und seine Schwester Sonja Rieber, die das Büro führte, war es aber wichtig, dass die Mitarbeiter versorgt sind und beim Käufer des Betriebs gut unterkommen. Foto: /Martin Kalb

Seit 65 Jahren gibt es das Bauunternehmen Scheuffele in Bissingen. Nun ist Schluss. Im Gespräch mit der BZ sprechen der Geschäftsführer Uwe Scheuffele und seine Schwester Sonja Rieber über die guten und auch über die anstrengenden Zeiten. 

Um neun Uhr ist Vesper, das ist im Blut drin“, sagt Uwe Scheuffele und lacht. Vermutlich wird ihm das auch im Ruhestand erhalten bleiben, so schnell wird man den Rhythmus, den man so viele Jahre lang gelebt hat, nicht los. Nach 65 Jahren geben Uwe Scheuffele und seine Schwester Sonja Rieber das Bauunternehmen Scheuffele mit Sitz in Bissingen auf.

65 Jahre Betriebsgeschichte

Im Juni erst habe das Unternehmen das 65-jährige Bestehen gefeiert, nächstes Jahr wird der Familienbetrieb vollkommen aufgelöst sein, verkauft ist er schon. Denn familiär habe man zwar keinen Nachfolger gefunden – die beiden Töchter von Uwe Scheuffele seien im Ingenieurwesen und im Management-Bereich – jedoch einen Käufer. Und das lag den Geschwistern am Herzen: Dass die zehn Mitarbeiter, die zum Teil jahrzehntelang für das Unternehmen auf der Baustelle standen, gut unterkommen. Der Käufer sei kein Unbekannter, soviel verrät Uwe Scheuffele, seine Leute hätten bereits mit ihm gut zusammengearbeitet. Und das Unternehmen sei deutlich größer als der Bissinger Familienbetrieb.

Am 1. Juni 1958 gründete der Maurermeister Albert Scheuffele das Bissinger Bauunternehmen, das in seiner Hochphase in den 1970er-Jahren, als vor allem der private Wohnungsbau boomte, 80 Beschäftigte hatte. 1999 übernahm der Sohn die Geschäftsführung, „weil du ja nicht in die Geschäftsleitung wolltest“, scherzt Uwe Scheuffele und lächelt seine Schwester an, die „die Chefin des Büros“ gewesen sei.

Baustelle als fester Teil des Lebens

Gleich nach der Schule übernahm Sonja Rieber den Posten am Schreibtisch. Ihr Bruder absolvierte eine Lehre zum Maurer – außerhalb des Familienbetriebs. Später folgte der Meister, ehe der mittlerweile 66-Jährige die Geschäftsführung des Familienunternehmens 1999 übernahm. Doch bereits als „junger Kerle“, wie er sagt, habe er sich in den Ferien schon etwas auf den Baustellen des Vaters dazuverdient. Die Baustelle war schon immer ein Teil seines Lebens.

„Es war ganz klar, dass wir den Betrieb vom Vater übernehmen“, sagen die Geschwister. Und doch hätten sie es immer gerne gemacht. „In der Baubranche verläuft das Geschäft wellenartig“, erklärt Scheuffele. Es gebe bessere und schlechtere Zeiten. Im letzten Jahr sei es durch Materialknappheit und Lieferengpässe schwieriger gewesen, allgemein „liegt der Bau derzeit darnieder“, so seine Einschätzung. Die Konditionen seien aktuell einfach nicht attraktiv. „Der Markt wird sich aber wieder berappeln“, zeigt sich Scheuffele zuversichtlich.

Was sich jedoch über die Jahre verändert habe, das seien die vielen bürokratischen Hürden, die immer höher würden. Auch malt er kleinen Zehn-Mann-Betrieben keine großen Zukunftschancen aus. Die Tendenz gehe eher zu ganz kleinen Zwei- bis Drei-Mann-Betrieben oder zu größeren Betrieben mit 100 und mehr Mitarbeitern.

65 Jahre mischte der Bissinger Traditionsbetrieb im Umkreis von gut 30 Kilometern ordentlich mit im Baugeschäft. Vieles habe man geschafft, vor allem im Roh- und Tiefbau habe man Projekte gehabt, ob Maurer- oder Betonarbeiten oder auch Kanalarbeiten im Tiefbau. Auch Sanierungen habe man übernommen. Zuletzt habe man sich vor allem als Subunternehmer im Bereich Bauträgerschaft betätigt, beispielsweise ist die Bissinger Firma im Rahmen der Bundesgartenschau in Heilbronn für Sichtbetonwände und Treppenaufgänge engagiert worden.

Mehr als nur ein Job

Bereut haben es die Geschwister nie, den Betrieb übernommen zu haben. Ob er jedoch von sich aus den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hätte, dass wisse er nicht, sagt Uwe Scheuffele. „Die Selbstständigkeit bringt viele Vorteile. Als Geschäftsführer hast du aber auch mehr als einen Job.“ Was sich der 66-Jährige für die Zukunft der Branche wünscht, ist, dass das Handwerk innerhalb der Gesellschaft wieder mehr Wertschätzung erfährt. Denn das sei das Hauptproblem, warum es so schwer sei, Nachwuchs zu finden.

Für Uwe Scheuffele und Sonja Rieber heißt es nun noch, „die Reste abzuarbeiten“, wie die beiden sagen, dann wird es wohl deutlich ruhiger werden. Uwe Scheuffele werde sich seinen Wildschafen, die er nebenher hält, widmen und es wird zum ersten Mal möglich sein, Urlaub außerhalb der Betriebsferien im August zu machen. Ob sie jedoch so viel verreisen wollen, das wissen die eingefleischten Bissinger nicht. „Es findet sich ja auch zu Hause immer etwas zu tun“, sagen sie.

 
 
- Anzeige -