Beatrix Wesle, Leiterin Naturvision Ludwigsburg „Filme haben das Potenzial, etwas zu verändern“

Von Gabriele Szczegulski
Das diesjährige Naturvision-Filmfestival ist das erste, das Beatrix Wesle leiten wird. Foto: /Oliver Bürkle

Beatrix Wesle trat vor Kurzem in die Fußstapfen des Gründers und Leiters des Filmfestivals Naturvision. Sie hat sich in der Vergangenheit einen Namen als Produzentin von Naturfilmen gemacht.

Beatrix Wesle brennt für den Film. „Die Wirkkraft des Films ist immer noch sehr stark, Filme haben das Potenzial, etwas zu verändern“, sagt die gebürtige Überlingerin. Die beste Voraussetzung, ein Filmfestival zu leiten. Die Produzentin und Marketingspezialistin hat die Leitung des Naturvision-Filmfestivals von dessen Gründer Ralph Thoms übernommen. Vom 18. bis 21. Juli findet das Festival erstmals unter ihrer Regie statt.

Sie tritt in große Fußstapfen, denn Thoms hat das Festival von Null zu einem der bekanntesten Naturfilm-Veranstaltungen im Herzen von Ludwigsburg gemacht, das jährlich Tausende Menschen anzieht. Doch die 58-Jährige wird diese Fußstapfen sicher gut füllen, mit ihrem Portfolio an Erfahrung.

Als Produzentin hat sie sich vor allem in den vergangenen Jahren selbst mit Themen zu Natur, Tieren und Nachhaltigkeit beschäftigt. „Wir müssen ein Umdenken im Natur- und Tierschutz sichtbar machen, das kann nur der Film.“ Das Ludwigsburger Naturvision-Filmfestival sieht sie als „großartige Plattform, diese Filme sehr niederschwellig einem großen Publikum nahe zu bringen.“

Große Kinofilme

Denn ins Union-Kino oder auf den Arsenalplatz – und in diesem Jahr wegen dessen Umgestaltung auf den Hof der Filmakademie – kommen Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Zuschauern, um die vielen Filme des Wettbewerbs zu sehen, die sich alle um die Natur und deren Erhaltung drehen. „Das sind nicht nur Hardcore-Umweltschützer, da kommen Leute, die wir durch interessante Filme zum Umdenken bewegen können, und sei es nur, dass sie weniger Plastik verwenden“, so Wesle. Der Wettbewerb sei eher als Bürgerfest gedacht denn als Filmwettbewerb. Viele Veranstaltungen bilden ein Rahmenprogramm. Wesle ist vor allem stolz auf die Schülerveranstaltungen. „500 Kinder sehen unsere Filmvorführungen, 5000 schauen sie online an, das ist schon eine Menge.“

In diesem Jahr, das ist eine Idee der neuen Leiterin, soll ein Schüler-Science-Slam erstmalig openair viele jugendliche Teilnehmer locken. Einen Testlauf im Markgröninger Helene-Lange-Gymnasium hat es schon gegeben. „Die Schüler waren mehr als begeistert“, sagt Wesle. In Zukunft will sie Formate entwickeln, die noch mehr Jugendliche anziehen. „Nur Filme zu zeigen, reicht heute nicht mehr, das muss ein Komplettangebot sein, an dem so viele Menschen wie möglich partizipieren“, sagt sie. Das Naturvision-Filmfestival sei schon jetzt ein Alleinstellungsmerkmal für Ludwigsburg – „das gibt es nicht noch einmal in Deutschland und Europa“ – aber sie wolle es noch mehr zum Publikumsmagneten machen. „Wir haben schon eine Botschaft und wenn wir die so niederschwellig wie möglich und mit so wenig Druck, aber viel Unterhaltung unter die Menschen kriegen, ist das super“, sagt sie.

Branche vernetzen

Neben 170 Wettbewerbseinreichungen aus aller Welt wird es dieses Jahr zum ersten Mal auch große Kinofilme geben, die beim Festival gezeigt werden sollen. „Mir geht es auch darum, die Filmbranche noch mehr mit Ludwigsburg zu vernetzen“, sagt Wesle. Es soll eine Retrospektive von Regisseuren geben, die sich um den Bereich Natur verdient gemacht haben. Neue Formen von Gesprächsforen will sie ausarbeiten. Digitale Gespräche soll es geben, dann werden Gesprächspartner aus aller Welt live auf den Hof der Filmakademie geschaltet.

Start-ups und Fachleute

Bei der Filmakademie soll es auch einen Fachworkshop mit Filmemachern und Dozenten geben. Erstmals will Wesle auch Start-ups aus Ludwigsburg, die in Sachen Umwelt, Natur, Energie- oder Wärmesparen arbeiten, eine Plattform bieten. Sie können sich während des Festivals präsentieren.

Dass Wesle auch ein Marketingprofi ist, macht es ihr einfacher, die Finanzierung des Festivals von Jahr zu Jahr neu zu sichern. Sie muss für jedes Projekt, jeden Wettbewerb, jedes Angebot Sponsoren, Förderer oder Financiers finden. Auch die vier Vollzeit und vier Teilzeit-Mitarbeiter, die das ganze Jahr über für das Festival arbeiten, Filme sichten, Kontakte knüpfen oder Programme ausarbeiten, müssen bezahlt werden. „Nur durch die Mitarbeiter ist es möglich, das Festival zu seiner großen Bedeutung zu bekommen“, so Wesle. Träger des Festivals ist die Stadt Ludwigsburg, die auch eine Basisfinanzierung übernimmt. „Alles andere ist eine rollierende Budgetierung oder projektefinanziert“, sagt Wesle. Sorgen macht sie sich keine über die Finanzierung, so lange der Besucherstrom zum Festival von Jahr zu Jahr wächst.

Beatrix Wesle absolvierte ein internationales Studium der Wirtschaftswissenschaften und Sprachen an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und an der Anglia Ruskin University in Cambridge. Von 1994 bis 1995 studierte sie Wirtschaftsgeschichte und Spanisch an der Universität Saragossa in Spanien.[1]

 
 
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