Besigheim Mozarts Spätwerk und dessen Tiefe

Von Susanne Yvette Walter
Besigheimer Kantorei und das Orchester Sinfonia 02 Foto:  

Besigheimer Kantorei mit Dirigent Tobias Horn stellt dem Requiem-Fragment ein Frühwerk für Fagott gegenüber.

Wann, wenn nicht im November, wenn sich die Natur in den Winterschlaf legt, ist Raum für ein Requiem? Kirchenmusikdirektor Tobias Horn führte mit 60 Sängern aus der Besigheimer Kantorei und dem Orchester Sinfonia 02 am Sonntagabend Mozarts Requiem in der Stadtkirche Besigheim auf und stellte nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung mit Wolfgang Amadeus Mozart fest: „Diese Totenmesse zeigt, dass Mozart lange nicht der Luftikus war, für den man ihn wegen seiner Fröhlichkeit und Leichtigkeit hielt.“

Persönlichkeit eines Salzburgers

Das Spätwerk Mozarts, vor allem die Totenmesse, zeige vielmehr, wie tief die Persönlichkeit des Salzburger Komponistenwunders tatsächlich angelegt war. Mozart starb selbst im Totenmonat November. Er hinterließ am 5. November 1791 die Totenmesse als Fragment. Heute hört man sie in der Fassung von Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr. Am Sonntagabend kombinierte Tobias Horn das Requiem mit einem Frühwerk, dem Konzert für Fagott und Orchester (KV 191) – was für ein Spagat. Thema des Abends: die Persönlichkeit Wolfgang Amadeus Mozart in ihren Kontrasten.

Im Programm greift Horn Briefstellen an Mozarts todkranken Vater Leopold Mozart auf, die beweisen, wie gut sich der junge Mozart einschätzen konnte.

Er wusste um seine sprühende Fröhlichkeit. Am Fagott gab Ulrich Hermann alles, um das Frühwerk in Mozarts Sinn schwingen zu lassen. „Wir kennen uns schon 30 Jahre und arbeiten gerne zusammen“, erzählte Tobias Horn über den Fagottisten. Hermann gehört seiner Vita nach zu den besten im Land. Er konzertiert weltweit, gibt Meisterkurse und unterrichtet an den Hochschulen in Würzburg, Trossingen, Mainz und Stuttgart.

Das Orchester Sinfonia 02 hatte ein Heimspiel in der Stadtkirche. Regelmäßig kooperiert die Kantorei mit der Sinfona 02, weil Tobias Horn hier die Begleitung in besten Händen weiß. Am Pult sitzen handverlesene Instrumentalsolisten und Mitglieder großer Stuttgarter Orchester. Die Solistengruppe im Requeim kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit Andreas Post (Tenor), Daniel Weiler (Bariton), Maria Taxidou (Sopran) und Dalila Djenic (Mezzosopran) hat Horn eine exzellente Wahl getroffen. Zur Handschrift des Besigheimer Kirchenmusikdirektors gehört ein flottes Dirigat: Er ließ die schwarze Kutsche Fahrt aufnehmen, die Mozart zu Grabe trägt - musikalisch im Requiem. Am Ende gab es minutenlang stehende Ovationen.

Susanne Yvette Walter

 
 
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