BIBIPop im Hornmoldhaus „Musikkultur ist Jugendkultur“

Von Heidi Vogelhuber
Wolle Kriwaneks Gitarre, der Rockmusiker mit schwäbischen Texten. Foto:  

In der neuen Ausstellung im Hornmoldhaus stehen 60 Jahre Musikgeschichte in Bietigheim-Bissingen im Mittelpunkt. Eine Reise in die Vergangenheit für alle Musikfreunde aus der Region.

Bietigheim-Bissingen hat eine lange und erfolgreiche Musik-Tradition. Auf die letzten 60 Jahre dieser Musikgeschichte blickt die neue Ausstellung im Stadtmuseum Hornmoldhaus „Von Bietighome bis Hip-Hop-Town“ zurück. „1964 wurde in Bietigheim der Star-Club“ gegründet, auf dessen Bühne viele der später bekannten Bietigheimer Bands ihre Geschichte begonnen haben“, sagt Museumsleiterin Dr. Catharina Raible zum gesetzten Rahmen der Ausstellung. Aus einer ersten Ausstellungsidee ist das große städtische Gesamtkonzept BIBIPop geworden, das in verschiedenen Einrichtungen der Stadt gespielt und mit vielen Veranstaltungen verknüpft wurde (die BZ berichtete mehrfach).

Kulturhistorische Ausstellung

Im Hornmoldhaus ist eine kulturhistorische Ausstellung zu sehen. Hier können Besucher und Besucherinnen an den zahlreichen In-strumenten, Plakaten und Tonträgern vorbeiflanieren und selbst in Erinnerungen schwelgen. Denn eigentlich ist für jeden etwas dabei. Equipment des Schwaben-Rockers Wolle Kriwanek, Platten von Schlager-Sternchen Heidi Loibl, Drum-Machine und Synthesizer der Synthiepop-Band Camouflage, ein Shirt der Metalband Mindead, und natürlich so einiges von Pur – unter anderem ein Schlagzeug von Drummer Roland Bless, das später an die Band Black Velvet verkauft wurde. Aber auch Gegenstände der Vertreter und Vertreterinnen des Hip-Hop-Genres sind sicher hinter Glas verwahrt. So gibt es Auszeichnungen von Rin, Shindy und Bausa zu bewundern sowie Platten der Rapperinnen Curly und Lia. Auch wenn hier und da Jazz, Klassik und Schlager angesprochen werden, liegt der Fokus auf Rock- und Popmusik, sagt Raible und weiter: „Musikkultur ist Jugendkultur. Vor allem die Jugendhäuser spielten in Bietigheim eine wichtige Rolle.“

Das Jugendhaus Farbstraße zum Beispiel war von 1983 bis zum Abriss 2012 der Dreh- und Angelpunkt der damaligen Jugendszene der Region. Dort traf man sich zum Abhängen, es gab aber auch Proberäume zum Jammen, ein Tonstudio zum Aufnehmen und sogar Equipment wie Instrumente und Verstärker konnten ausgeliehen werden. Nicht zu vergessen: Das Jugendhaus war auch eine Konzertlocation. In der Ausstellung sieht man neben einem großformatigen Foto, das den kultigen Aufenthaltsraum des Jugendhauses zeigt, auch Teilstücke von Gebäudemauer und Theke sowie Videoaufnahmen von 1998 aus dem Jugendhaus.

Fragt man die Museumsleiterin, warum gerade Bietigheim-Bissingen so viele Bands hervorgebracht hat, die es geschafft haben, sagt sie: „Einerseits ist das sicherlich Zufall. Aber es gab auch gute Strukturen.“ Durch Einrichtungen wie besagtes Jugendhaus oder den 1987 gegründeten Verein „MINZ“ (Musikerinitiative Neckar-Enz), der Konzerte organisierte (unter anderem die Reihe „Rock around the Enz“ ab 1981), Musiker vernetzte und Equipment verlieh. Im Tonstudio „E.L.C.H.“ von Armin Schäffer wurden zahlreiche Platten von regionalen Bands produziert, unter anderem erfolgte dort die Vorproduktion für Purs Erfolgsalbum „Abenteuerland“. Man kannte und half sich, hatte jemanden, den man fragen konnte.

Viele Erfolgreiche Vorbilder

„Es gab so viele erfolgreiche Vorbilder aus der eigenen Stadt, das machte Mut, hartnäckig dranzubleiben“, so Raible. Ein wichtiger Faktor sei sicherlich auch „das Behütete hier“ gewesen und nicht zu vergessen: Langeweile. „Es gab wenig Ablenkung, man beschäftigte sich mit sich und der Musik.“

Diese Verbindungen innerhalb der Stadt und der Szene sind auch in der Ausstellung zu spüren. Einige Künstler kommen immer wieder in anderen Zusammenhängen vor, werden neu verknüpft – auch in die Gegenwart. „Diese Ausstellung bringt auch wieder Schwung in die aktuelle Szene“, sagt die Museumsleiterin stolz. Sie habe von einigen Bands gehört, dass man wieder zusammen auftreten wolle – oder sich zum Kaffee verabredet habe. Alte Verbindungen werden wieder aufgenommen.

Noch ein Bereich der Ausstellung sei aktuell wie nie: Die politische Seite der Jugendhausbewegung, wie die Reihe „Rock gegen Rechts“, die 1990 ins Leben gerufen wurde. Raible hofft, das auch das in die Gegenwart wirkt.

BIBIPop: Von Beatighome bis Hip-Hop-Town – 60 Jahre Musikgeschichte

Die Ausstellung ist vom 12. Mai bis 30. März 2025 im Hornmoldhaus (Hauptstraße 57) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 13.45 bis 17.34, donnerstags bis 19.45, Samstag, Sonntag und feiertags von 10.45 bis 17.45 Uhr. Eintritt frei. www.stadtmuseum.bietigheim-bissingen.de

 
 
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