Bietigheim-Bissingen Azubis bilden sich in Oldtimer-Technik fort

Von Petra Neset-Ruppert
Direkt am Auto in der Werkstatt konnten die Carl-Schaefer-Schüler ihr theoretisches Wissen praktisch anwenden. Foto: /Privat

In der Bietigheimer HPG Autotechnik-Werkstatt können die Schüler der Carl-Schaefer-Schule ganz praktisch an den alten Fahrzeugen „herumschrauben“. Das Wissen um die alte Autotechnik ist bei Ausbildungsbetrieben immer gefragter.

Bei diesen Autos gibt es eben keinen Diagnosestecker, da ist noch richtiges Technikwissen gefragt“, sagt Alexander Scherer, stellvertretender Schulleiter der Carl-Schaefer-Schule in Ludwigsburg. Scherer spricht von Oldtimern. An der Carl-Schaefer-Schule können die Kfz-Berufsfachschüler eine Zusatzqualifikation in Old- und Youngtimertechnik erwerben. Ein Wissen, das viele Ausbildungsbetriebe sehr zu schätzen wissen.

Seit mehr als zwölf Jahren finden bei dem Bietigheimer Betrieb HPG Autotechnik Schulungen für Oldtimer- & Yougtimertechnik statt. „Da können die Schüler dann auch richtig in der Werkstatt an den Autos arbeiten. Das macht einen großen Unterschied“, sagt Lehrer Andreas Köhler. Er brachte damals die Zusatzqualifikation für die Carl-Schaefer-Schule auf den Weg, nachdem die Kfz-Innung Region Stuttgart das Thema angeregt hatte. Ursprünglich wurde die Zusatzqualifikation für alle Schüler angeboten, mittlerweile gibt es eine „Oldtimer-Klasse“, die sich neben dem Lehrplan tageweise auch mit Old- und Youngtimern beschäftigt.

Schulverein finanziert mit

„Früher konnten wir die Schüler gleich für mehrere Tage bei Peter Hilcher zur Schulung in die Werkstatt bringen. Aufgrund der Finanzierung ist es nur noch ein Tag, die eine Hälfte zahlt der Ausbildungsbetrieb, die andere Hälfte der Kosten übernimmt der Schulverein“, erzählt Köhler.

Nach zweijähriger Corona-Pause konnte der Kfz-Meister Peter Hilcher vor Kurzem die Carl-Schaefer-Schüler in seiner Werkstatt begrüßen.

„Oldtimertechnik ist eigentlich nicht kompliziert“ , so Peter Hilcher, aber es sei eine Frage der Routine und Übung, die den Profi letztendlich ausmacht.

Bei HPG wird vor Ort geschraubt und justiert, am fahrbereiten Oldtimer. So lernen die Auszubildenden am lauffähigen Fahrzeug, was sie einstellen müssen, und hören sogar das Ergebnis eines gut eingestellten Motors. Dass Oldtimertechnik durchaus auch „nachhaltig“ zu bezeichnen ist, das zeigen die Jahre, seit denen diese Fahrzeuge immer noch voll funktionsfähig sind und auf der Straße zuverlässig fahren, findet Hilcher.

„Allein an der Entwicklung der H-Kennzeichen kann man sehen, dass das Oldtimer-Thema zunehmend wichtiger wird“, sagt Lehrer Köhler. Waren 2006 lediglich 140 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen in Ludwigsburg zugelassen, sind es jetzt bereits 648, berichtet der Berufsschullehrer, der sich auch privat mit Oldtimern beschäftigt. Viele Betriebe in der Umgebung haben sich mit Oldtimern finanziell ein Standbein aufgebaut und sind daher immer auf der Suche nach Auszubildenden und Mechatronikern, die sich damit auskennen.

Man braucht Technik-Wissen

„Es ist einfach spannend, wie man mit relativ wenigen Mitteln bei Oldtimern eine Reparatur bewerkstelligen kann. Man muss sich eben nur mit der Technik auskennen“, sagt Köhler.

Viele der Oldtimer sind über 40 Jahre alt und schon mit Katalysatortechnik ausgerüstet und grüner Umweltplakette versehen. Trotzdem seien auch diese Fahrzeuge „einstellfähig“ und funktionierten dann sauber und einwandfrei“, erklärt Kfz-Meister Hilcher. Alle Einstellarbeiten werden in der HPG-Werkstatt per Ausdruck und Datenblatt dokumentiert, sodass die Auszubildenden nicht nur schrauben und dann hören, wie der Motor besser und runder läuft. Sie sehen das Ergebnis ihrer Einstellarbeit sogar „schwarz auf weiß“ auf dem Datendiagramm, erklärt Hilcher.

Staunend in der Werkstatt

„Da ist nicht selten ein staunender Blick zu sehen, wenn der ‚Schrauber’ am Fahrzeug ein überzeugend gutes Ergebnis dokumentiert vor sich liegen hat“, lacht der Kfz-Meister.

Eine Woche lang schulte Peter Hilcher in der vergangenen Woche in seiner Werkstatt insgesamt 15 Schüler der Carl-Schaefer-Schule. „Das Strahlen in den Gesichtern zeigt nicht nur den Erfolg des Getanen, sondern auch den Spaß an der Arbeit des gewählten Beruf des Kfz-Mechatronikers“, freut sich Hilcher nach Abschluss der Schulungstage.

 
 
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