Bietigheim-Bissingen Bundesvorsitzender besucht Tafel

Von Petra Neset-Ruppert
Andreas Steppuhn, Vorsitzender der Tafel Deutschland (Zweiter von links), und Landesvorsitzender Wolfhart von Zabiensky (Dritter von rechts) besuchten den Tafelladen in Bissingen. Foto: /Werner Kuhnle

Der Bundesvorsitzende der Tafel Andreas Steppuhn und der Landesvorsitzende Wolfhart von Zabiensky besuchten den Tafelladen in Bietigheim-Bissingen um sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. Für ihr Treffen mit den Landesministerien nahmen sie Anregungen mit.

Heute findet im Alten Schloss in Stuttgart ein Treffen von Landwirtschaftsministerium, Sozialministerium und den Vertretern der Tafelverbände statt. Vorab besuchten am Dienstag der Bundesvorsitzende der Tafel Andreas Steppuhn und der Landesvorsitzende der baden-württembergischen Tafel Wolfhart von Zabiensky Bietigheim-Bissingen, um sich ein Bild von den Tafeln vor Ort zu machen.

Als die Vorsitzenden am Mittag durch den Tafelladen gehen, sehen sie viele leere Regale. „Wir sind jeden Tag ausverkauft“, erklärt Ingrid Brandl, Leiterin des Tafelladens. 130 Ehrenamtliche helfen mit, die Lebensmittel und andere Waren in den Laden zu bringen, zu portionieren und zu verkaufen. „Das ist eine ganze Menge hier in Bietigheim-Bissingen“, zeigt sich Steppuhn beeindruckt und betont: „Ohne Ehrenamt würde nichts funktionieren. Bundesweit engagieren sich rund 60 000 Helferinnen und Helfer bei den Tafeln, 95 Prozent von ihnen sind ehrenamtlich aktiv.“

Nachwuchs erwünscht

Was ihm in Bietigheim-Bissingen gleich auffällt: Es sind auch viele junge Helfer vor Ort. „Das ist wirklich klasse, denn wir brauchen auch den Nachwuchs“, betont der Vorsitzende des Dachverbandes Tafel Deutschland. Das kennt Wolfhart von Zabiensky nur zu gut: „Ich bin mit meinen 77 Jahren das zweitjüngste Mitglied im Vorstand der Offenburger Tafel.“ Zwar gab es auch in der Stadt an der Enz Zeiten, in denen die Ehrenamtlichen knapp waren, doch mittlerweile laufe es sehr gut. „Es spricht sich wohl rum auch unter den Jüngeren. Auch Leute, die früher in Rente gegangen sind, helfen bei uns viel mit“, erklärt Brandl.

Seit Juli 2023 ist Steppuhn nun im Amt und hat dabei schon deutschlandweit verschiedene Tafeln besucht. Dabei sehe er auch regionale Unterschiede, doch alle haben die gleiche Aufgabe: „Wir können als Tafeln in Deutschland die Armut nur lindern und armutsbetroffene Menschen unterstützen. Die Rolle des Staates können und wollen wir nicht einnehmen“, betont Steppuhn. Doch das ursprüngliche Ziel der Tafel, sich selbst abzuschaffen, sei in weite Ferne gerückt, findet der Landesvorsitzende und Steppuhn bestätigt: „Die Tafeln unterstützen so viele Menschen wie nie zuvor, gleichzeitig fehlen Lebensmittelspenden.“ Das sieht auch Ladenleiterin Brandl so. Nach einem Aufnahmestopp für Neukunden öffnete die Bietigheim-Bissinger Tafel im Januar wieder das Angebot. Das ging jedoch nur, weil kleine Familien statt der bisherigen drei Einkäufe nur noch zwei Einkäufe pro Woche im Tafelladen machen können.

Der Rückgang der Lebensmittelspenden aus den Supermärkten betreffe alle Tafeln. Zukaufen sei keine Option, die man dauerhaft zulassen möchte, da sie auch nicht der Idee der Tafel entspreche. „Wir versuchen jetzt verstärkt direkt Lebensmittel von Herstellern und Erzeugern sowie aus Überproduktionen abnehmen und verteilen zu können “, erklärt Steppuhn, der in den kommenden Tagen auch noch die Lidl-Zentrale in Neckarsulm besuchen wird.

Für die neuen Tafelräumlichkeiten hat der Bundesvorsitzende viel Lob übrig und nimmt dann auch noch Anregungen für die kommenden Gespräche mit den Vertretern der Politik entgegen. „Ein Ticket für den ÖPNV für unsere Tafelkunden. Das wäre wichtig“, sagt Brandl, denn manchmal koste das Busticket mehr als der ganze Einkauf im Laden. Das können sich viele nicht leisten.

Petra Neset-Ruppert

Junges Engagement bei den Tafeln

Junge Freiwillige Die Tafeln brauchen auch dringend Nachwuchs. Deshalb möchte der Dachverband der Tafeln mit dem Online-Angebot www.tafel-jugend.de eine Plattform für junge Helfer bieten.

Im Rahmen der Tafel Jugend haben Ehrenamtliche bis 35 Jahre die Möglichkeit, an Workshops teilzunehmen und zu vernetzen. Junge Menschen können sich zudem auch über den Bundesfreiwilligendienst bei der Tafel engagieren.

 
 
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