Bietigheim-Bissingen Dürr: Stellenabbau bei Homag belastet Gewinn

Von Claudia Mocek
Vorstandsvorsitzender Dr. Jochen Weyrauch (links) und Finanzvorstand Dietmar Heinrich sehen vor allem die Automatisierung als Wachstumsfeld an. Foto: /Oliver Bürkle

Ein geplanter Stellenabbau bei der Konzerntochter wirkt sich 2023 auf das Ergebnis des Maschinenbauers Dürr aus. Hohe Rückstellungen wurden gebildet. Der Umsatz soll im aktuellen Jahr weiter zulegen.

Im vergangenen Jahr hat Maschinenbauer Dürr einen Rekordumsatz von 4,63 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent) verzeichnet, gab Dürr-Vorstandsvorsitzender Dr. Jochen Weyrauch auf der Pressekonferenz am Montag bekannt. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) verdiente das Unternehmen mit 280,4 Millionen Euro gut ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch rückläufige Zahlen und ein geplanter Stellenabbau bei Konzerntochter Homag führten zu Sonderaufwendungen von mehr als 50 Millionen Euro für Rückstellungen und Aufhebungsverträge bei der Konzerntochter Homag. Das Ergebnis nach Steuern 2023 sank anhand vorläufiger Geschäftszahlen um rund 18 Prozent auf 110,2 Millionen Euro.

600 Stellen gestrichen

Bei der Homag, die Maschinen für Möbelfertigung und Holzhauselemente herstellt, sanken die Bestellungen aufgrund der Nachfrageschwäche im Möbel- und Bausektor im Jahr 2023 um 18,2 Prozent. Dabei sei der Rückgang stärker ausgefallen als zunächst erwartet, sagte Weyrauch. Bereits im November hatte Dürr bekannt gegeben, dass bei der Homag von den 7500 Stellen rund 600 Stellen abgebaut werden, 350 davon in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen sollten vermieden, könnten aber nicht ausgeschlossen werden, sagte Weyrauch am Dienstag. Standortschließungen seien aus heutiger Sicht nicht geplant.

Im Geschäft mit der Automobilindustrie konnte Dürr das hohe Bestellniveau von 2022 wiederholen. Über 50 Prozent der Aufträge entfielen auf Produktionstechnologien für Elektroautos. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Anlagen, die zur klimafreundlichen Transformation der Automobilproduktion beitragen. In Europa stellt Dürr für einen Kunden aktuell die erste komplett CO2-freie Automobillackiererei fertig.

Im Lackierrobotergeschäft erzielte Dürr einen Rekordauftragseingang von 719,8 Millionen Euro (plus 10,1 Prozent). Wichtige Wachstumstreiber in der Automatisierungstechnik seien immer höhere Stückzahlen- und Qualitätsanforderungen, der Fachkräftemangel sowie die Rückverlagerung von Produktionsumfängen in Hochlohnländer. Vor diesem Hintergrund habe Dürr stark in den Ausbau seines Automatisierungsgeschäfts investiert.

Komplette Linie für Montage und Prüfung realisieren

Nach dem Kauf der Automatisierer Teamtechnik und Hekuma in 2021 wurde 2023 BBS Automation mit annähernd 300 Millionen Euro Jahresumsatz akquiriert. Gemeinsam könnten die Automatisierungsspezialisten, die derzeit zu den Top 3 zählten, komplette Linien für die Montage und Prüfung von E-Motoren realisieren. Der Auftragswert solcher Projekte reiche bis in den mittleren zweistelligen Millionenbereich. Auch in anderen Industrien sorgten BBS und Teamtechnik für Effizienz in der Großserie, zum Beispiel mit Produktionstechnik für Spritzen, Insulin-Pens und Elektronikgeräte.

Unter dem Dürr-Dach bilden beide die neue Business Unit „Production Automation Systems“ mit 2500 Beschäftigten. Bis 2030 will Dürr den Umsatz in diesem Bereich von derzeit rund 500 auf über 800 Millionen Euro steigern. „Wir haben hier schon eine kritische Größe für Großprojekte erreichte“, sagte Jochen Weyrauch.

Ein weiteres Wachstumsfeld sei der Bereich der Batterieproduktion. Hierbei bilde die Trockenbeschichtung von Elektroden den nächsten Entwicklungsschritt. „Das Rennen einer Handvoll von Unternehmen hat begonnen“, sagte Weyrauch. In der Entwicklung sei hier aber noch einiges zu tun.

Höchster Wert seit 2016

Der Free Cashflow des Konzerns mit 20 597 Mitarbeitern, stieg um 10,4 Prozent auf 129,3 Millionen Euro und damit auf den höchsten Wert seit 2016. Der Konzern habe seine Resilienz gesteigert, sagte Finanzvorstand Dietmar Heinrich. Für 2024 rechnet Dürr mit einem weiteren Umsatzwachstum und steigenden Aufträgen, sagte der Finanzvorstand.

Der Auftragseingang des Konzerns soll 2024 eine Größenordnung von 4,6 bis fünf Milliarden Euro (plus 8 Prozent) erreichen, kündigten die Vorstände an. Das Umsatzziel beträgt 4,7 bis fünf Milliarden Euro (plus 2 bis 8 Prozent). Die EBIT-Marge vor Sondereffekten werde 2024 voraussichtlich 4,5 bis sechs Prozent abnehmen. Grund dafür sei der Umsatzrückgang bei Homag. Der Free Cashflow soll aber trotz steigender Investitionen und Ausgaben bei der Homag positiv ausfallen und bis zu 50 Millionen Euro erreichen.

 
 
- Anzeige -