Bietigheim-Bissingen Für Radler nicht immer ein Spaß

Von John Patrick Mikisch
Kein Rad-Spaß an der Stuttgarter Straße(von links): Holger Fernolend und Sohn Tim, BZ-Redakteur John Mikisch. Foto: /Martin Kalb

Gefühlt ist halb Bietigheim-Bissingen gerade eine Baustelle. Nervig für Autofahrer. Aber wie kommen Radfahrer eigentlich damit zurecht?

Baustelle hier, Baustelle da. Keine Frage: Autofahren macht in Bietigheim-Bissingen zurzeit nicht viel Freude. Doch wie wirken sich die vielen Straßenbaustellen eigentlich aufs Radfahren aus? Wir sind einige Strecken mit dem Zweirad abgefahren. Selbstverständlich mit Fahrradhelm.

Die gute Nachricht zuerst: Im Großen und Ganzen läuft es für Radler in Bietigheim-Bissingen. Die weniger gute: An manchen Stellen muss man als Radfahrer ziemlich viele Abgase und Feinstaub schlucken. Das gilt vor allem für die Strecke entlang der B 27 (Stuttgarter Straße) hinter dem Bahnhof.

Das liegt einerseits am sowieso schon starken Durchgangsverkehr auf der Haupteinfallsstraße in die Stadt. Durch die Baustelle an der Porschekreuzung staut sich der Verkehr zu Stoßzeiten deutlich mehr als sonst.

Knackpunkt Lothar-Späth-Carré

Dazu tragen Lieferanten und Baustellenfahrzeuge, die die rechte Spur blockieren, erheblich bei. Das betrifft vor allem auch die Baustelle des Lothar-Späth-Carrés an der Stuttgarter Straße. Hier ist für Radfahrer nicht nur der Bürgersteig/Radweg stadteinwärts komplett gesperrt.

Radfahrer und Fußgänger zwischen Bahnhof und Buch-Gebiet müssen sich daher den Bürgersteig zwischen Bahnhof und Industriestraße teilen. Das Problem: Er ist vergleichsweise schmal und zu Stoßzeiten sind dort viele Passanten in beide Richtungen unterwegs. Das kann ganz schön eng werden. Und der Bürgersteig grenzt direkt an die Straße.

Keine besonders glückliche Situation, wie auch Holger Fernolend findet. Der 46-Jährige fährt oft mit seiner Familie mit Lastenrad und Fahrradanhänger von Bietigheim in den Schrebergarten nach Ludwigsburg. Sein Vorschlag, um die Verkehrssituation gerade für Radfahrer zu entschärfen: Den rechten Fahrstreifen der Stuttgarter Straße an dieser Stelle zur Radspur umwidmen und den Gehweg komplett den Fußgängern überlassen. So kommt keiner dem anderen in die Quere. Ähnliche Konzepte haben viele Städte in der Corona-Zeit eingeführt, um beispielsweise mit Pop-Up-Bikelanes Radfahren attraktiver zu machen und Verkehre zu entmischen.

Baufirmen sind zu lax

In Bietigheim-Bissingen ist das an einer weiteren Stelle Dauerthema, wenn auch mit weniger Gefährdungspotenzial: im Bürgergarten. „Da nutzen Fußgänger und Radfahrer dieselben Wege“, sagt Albrecht Kurz, Vorsitzender der Bietigheim-Bissinger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Das führe zu Nutzungskonflikten, ganz ohne Straßenbaustellen.

Bei denen sei in erster Linie auch nicht die Stadt das Problem: „Die legt ziemlich schnell geeignete Ausweichstrecken für Radfahrer fest“, sagt Kurz. Für die Beschilderung seien die ausführenden Baufirmen zuständig. „Die kümmern sich aber nicht darum“, sagt Kurz. Daher dauere es schon einmal drei bis fünf Tage, bis die Radumleitung steht.

Zu den Straßenbaustellen käme noch ein weiteres Problem: private Baustellen. „Viele Grundstücke sind ziemlich ausgemostet“, sagt Kurz. „Wenn gebaut wird, stehen Kran und Schuttcontainer deswegen oft auf der Straße.“ Ein zusätzliches Hindernis, um das Radfahrer herumkurven müssen, immer mit der Gefahr verbunden, vom überholenden Autofahrer übersehen zu werden.

Blockade an der Ampel

Das kam bei den Selbsterfahrungstouren der BZ zwar nicht vor, dafür aber immer wieder ein absoluter Klassiker, der auch viel mit übersehen zu tun hat: Autos, die im Stau auf Fußgänger- und Radüberwegen stehen. Das ist nicht nur lästig, wenn man sich irgendwie zwischen den Fahrzeugen hindurchschlängeln muss. Richtig ärgerlich ist es, wenn ein Lkw gleich den gesamten Überweg blockiert. Da hilft dann auch keine Beschilderung.

 
 
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