Bietigheim-Bissingen Klimawandel: Teil der Lösung, statt Teil des Problems sein

Von Petra Neset-Ruppert
Von links: Michael Wolf, Maike Schmidt, Stefan Ranzinger und Benedikt Döllmann bei der Podiumsdiskussion im BSZ. Foto: /Oliver Bürkle

Im Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen fand die Podiumsdiskussion „Klimawandel vor der Haustür“ statt. ZU Gast waren dabei auch die Vorsitzende des Klima-Sachverständigenrats des Landes Maike Schmidt.

Der Eisbär ist vom Aussterben bedroht, in Ostafrika gibt es extreme Dürren, große Wälder in Kalifornien fallen den Flammen zum Opfer, all das sind Folgen des Klimawandels. Doch das passiert ja nicht zu Hause. Oder passiert der Klimawandel auch vor der eigenen Haustür? Diese Frage wurde bei einer Podiumsdiskussion im Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen am Mittwoch erörtert.  Zu Gast waren Maike Schmidt, die Vorsitzende des Klima-Sachverständigenrats der Landesregierung, Bietigheim-Bissingens Baubürgermeister Michael Wolf und der Student Benedikt Döllman aus Tübingen, der Mitglied von Fridays for Future ist und sich im Jugendgemeinderat engagiert.

Wird es im Ländle wärmer?

Zu Beginn sollten die rund 180 Schüler an einer Umfrage teilnehmen. Dabei wurde auch die Frage gestellt, wie sich die Erderwärmung konkret in Baden-Württemberg entwickelt und ob sie über oder unter der durchschnittlichen Erderwärmung liegt. Dachten die meisten der Zuhörenden zu Beginn noch, dass sich die Erwärmung des Ländles ähnlich zu der der Erde verhalte, wurden sie von Maike Schmidt eines besseren belehrt. Die Wirtschaftsingenieurin erklärte, dass sich Baden-Württemberg bereits um 2,3 Grad erwärmt habe. Weltweit liegt die Erwärmung im Durchschnitt bei 1,5 Grad. „Wenn wir so weitermachen wird der Temperaturanstieg bis 2040 drei Grad betragen“, sagte sie. Je länger man mit der Reduktion des CO2-Ausstoßes warte, desto schwieriger werde es in der Zukunft den natürlichen Treibhausgaseffekt zu nutzen, da dessen Wirkung nachlassen werde, wenn weiter Bäume verschwinden, Dürren auftreten und das Artensterben sich fortsetzt.

„Ich möchte nicht, dass meine Kinder später in Konflikte um Ressourcen wie zum Beispiel Wasser geraten. Das wird kommen, wenn wir jetzt nicht schnell etwas ändern“, warnte Schmidt. Konstruktive Kritik im Klima-Sachverständigenrat zugeben falle ihr zunehmend schwer, „weil wir nicht den Impact erreichen, den wir brauchen. Seit dem 30. Juni wurden gerade mal zwei neue Maßnahmen umgesetzt.“ Das sei viel zu wenig. In der Umfrage vorab gaben 38 Prozent der Schüler an nur „ab und zu mal“ über den Klimawandel zu sprechen. Damit ginge es den Zuhörern wie den meisten Leuten, die das Thema verdrängen, erklärte Benedikt Döllmann. „Denn das Thema kann auch Angst machen. Doch statt Teil des Problem kann man auch Teil der Lösung werden“, erklärte er und ermunterte die Zuhörenden sich zum Beispiel auch in der Kommunalpolitik zu engagieren.

Klimaneutral bis 2035

Dass Bietigheim-Bissingen bis 2035 klimaneutral werden will, wussten laut Umfrage nur ein Teil der Schüler. Bei Baubürgermeister Wolf kommen die verschiedenen Felder Wärmewende, Verkehrs- und Energieplanung sowie das Bauen zusammen bei denen nun an der Klimaneutralität gearbeitet werde.

Mit Blick auf die Maßnahmen sei die Stadt nun auf dem Weg: „Aber wir sind erst am Anfang“, gestand er ein. Zwei Personalstellen gebe es derzeit im Rathaus für den Klimaschutz. Das sei zu wenig, attestierten ihm Schmidt und Döllmann. Wolf zeigte sich jedoch zuversichtlich bei der Verkehrswende für Bietigheim-Bissingen. „Wir planen bessere Fahrradwege auch über die Enz. Unsere Stadt ist bereits sehr Fahrradfreundlich.“

Zum Abschluss überraschte Maike Schmidt nicht nur die Zuhörenden, sondern auch den Schulleiter Stefan Ranzinger, der die Diskussion moderiert hatte. Sie übergab 500 Euro an Ranzinger und erklärte: „Das ist das Preisgeld für einen Ideenwettbewerb, den ihr jetzt starten könnt, um Klimaschutz auch an eurer Schule voranzubringen.“ Viel Applaus gab es für diese Aktion von den Zuhörenden, die sich nun damit beschäftigen können, wie sie gegen den Klimaschutz vor der eigenen Haustüre vorgehen können – vielleicht auch bei der Kommunalwahl im Juni, wie Schulleiter Ranzinger anmerkte.Petra Neset-Ruppert

 
 
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