Bietigheim-Bissingen Poesie im modernen Gewand

Von Yannik Schuster
Der in Bietigheim-Bissingen aufgewachsene Poet Micha Kunze sammelt Geld für sein neues Album. Foto: Elisa Hammerbacher

Für sein neues Album hat Spoken-Word-Künstler Micha Kunze einen Crowdfunding-Aufruf gestartet.

Für seine Musiker ist die Stadt an Metter und Enz weit über die Gemarkungsgrenzen hinaus bekannt. Micha Kunze hingegen hat sich auf das gesprochene Wort spezialisiert – er ist Spoken-Word-Künstler, oder einfach: Poet. Für sein neues Album „Regen & Neonlichter“ hat der mittlerweile in Köln lebende Künstler eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. 10 000 Euro erhofft sich Kunze, um damit die Studio- und Musikproduktion, die visuelle Gestaltung und die Distribution zu finanzieren.

Ein modernes Gewand will der in Bietigheim aufgewachsene Künstler der Poesie verpassen. Im Gegensatz zu seinem ersten Album „Lokalkolorit“, das noch aus eigener Tasche bezahlt wurde, setzt Kunze daher einen größeren Fokus auf Multimedialität – musikalische Untermalung, Sounddesign, visuelle Gestaltung, Videopoesie, dazu eine Präsenz in den sozialen Netzen. „Lyrik groß gedacht.“ Poesie, die im Alltag stattfindet. Kunze sagt: „Moderne Poesie findet auf den Plattformen statt, auf denen die Menschen unterwegs sind.“

Schon früh habe sich Kunze für Sprache begeistern können, Bücher und Lyrik gelesen. Sein Vater sei sehr belesen gewesen und habe das an ihn weitergegeben, sagt er. „Ich brauche ein Ventil, um meine Erlebnisse kreativ zu verarbeiten. Das hat auch eine therapeutische Funktion.“

Komplexe, universelle Themen

Inhaltlich sei seine Lyrik stark biografisch angehaucht. „Ich habe nie versucht, mit großen Metaphern meine eigene Geschichte zu verstecken.“ Die Suche nach dem Selbst, die Themen Hoffnung, mentale Gesundheit, Identität, Leistung, Eskapismus und Gemeinschaft sollen Platz in den elf Gedichten auf dem neuen Album finden, sagt Kunze. Er wolle komplexe und universelle Themen behandeln, in einer Sprache, die zu ihm passe und nicht zu geschwollen klinge. „Man kann sich auch reduziert ausdrücken und dennoch brachial sein.“ Gefällig, aufrüttelnd und konfrontativ soll seine Poesie sein. Texte und Musikkomposition fallen dabei vielseitig aus – von Akustik-Indie über Trap bis hin zu Klavierballaden und Hardcore.

Die musikalische Gesamtleitung übernimmt neben Kunze der Stuttgarter Musiker und Produzent Kilian Mohns. Der Stuttgarter Musikproduzent Friedrich Rexer wird ebenfalls einen Text vertonen. Als Features werden der Stuttgarter Ambient-Künstler „Funkel“, der niederländische Pianist „Barth“, der US-amerikanische Poet Chris Bernstorf und die Nürnberger Post-Hardcore-Band „The Cake Is A Lie“ auf dem Album vertreten sein. Für die visuelle Gestaltung sind Heiko Reimer aus Bietigheim-Bissingen sowie Arne Jansen aus Kleinsachsenheim verantwortlich.

Erfolgreicher Kampagnenstart

Mit dem Start der Crowdfunding-Kampagne ist der 33-Jährige, dessen Poesie-Filme seit 2023 auch auf internationalen Filmwettbewerben gezeigt werden, zufrieden. Bereits nach zwei Tagen kamen rund 4000 Euro zusammen. Bis 28. Juli können Unterstützer noch auf www.startnext.com/micha-kunze zum Gelingen des neuen Albums beitragen. Abhängig von der Höhe der finanziellen Unterstützung wartet eine Vielzahl an Dankeschöns auf die Unterstützer – von T-Shirts über Kaffee, Workshop oder gar ein Wohnzimmerkonzert. Yannik Schuster

 
 
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