Bietigheim-Bissingen Saatgutbibliothek für Hobbygärtner

Von Yannik Schuster
Die Schülerinnen und Schüler des Team N präsentieren ihre Saatgutbibliothek. Foto: /Oliver Bürkle

Durch ein Projekt des Team N der Ellentalgymnasien können künftig Samen in der Stadtbücherei „ausgeliehen“ werden.

In der Otto-Rombach Bücherei können bald nicht mehr nur Bücher sondern auch Saatgut „ausgeliehen“ werden. Dahinter steht ein Projekt des Team N, der Nachhaltigkeits-AG der Ellentalgymnasien. Das Prinzip: Wer sich Saatgut „ausleiht“, soll im Herbst neue Samen zurückbringen und so den Kreislauf erhalten.

Die Idee dafür stammt von Lehrerin Sarah Grau. Die Kinder seien sofort mit an Bord gewesen, sagt sie. Seit drei Wochen sammeln die Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis zehn im Team N bereits Saatgut, sowohl von zu Hause als auch vom Kollegium der Ellentalgymnasien, aber auch aus dem Schulgarten in Kleinglattbach.

Zwischen 30 und 35 verschiedene Sorten an Blumen, Kräutern und Gemüse konnten die 25 Schülerinnen und Schüler so bereits sammeln. Darunter Klassiker wie Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Petersilie, Rucola oder Stockrosen aber auch ausgefallenere Sorten wie Spinat, Luffa-Gurke, verschiedene Tomaten-, Radieschen und Chiliarten, Wilden Fenchel sowie die Strahlen-Breitsame, die sogar auf der Roten Liste der stark gefährdeten Pflanzen zu finden ist.

Kreislaufsystem mit Saatgut verschiedener Pflanzen

Sortiert und abgepackt in kleinen Tütchen aus Zeitungspapier, die die Kinder teilweise sogar zu Hause gefaltet haben, landen die Samen in Holzkisten: eine für Blumen, eine für Gemüse. Eine Pflanz-Anleitung wird gleich mitgeliefert. Am kommenden Mittwoch wird die Saatgutbibliothek in der Otto-Rombach-Bücherei aufgebaut. Interessierte Hobbygärtner können sich dann bis zu drei Tütchen mitnehmen und die Samen zu Hause aussäen. Die meisten Sorten müssen noch im März oder April gesät werden, sagen die Schülerinnen und Schüler. Weiter werden Samenkugeln mit insektenfreundlichen Samenmischungen bereitgestellt, erklärt Grau. Im Gegenzug erhofft sich das Team N, dass im Herbst frisch geerntete und getrocknete Samen wieder in die Bibliothek zurückgebracht werden. Saatgut kann jederzeit in der Bücherei oder im „EinLaden“ abgegeben werden. Besonders freue man sich über regionale und alte Sorten.

Die Motivation hinter der Idee? „Wir erhoffen uns, dass die Menschen lieber selbst etwas anpflanzen als zum Beispiel Tomaten aus Marokko zu kaufen“, sagt die Achtklässlerin Kristina. Weiter wolle man zur Artenvielfalt und zum Erhalt vom Aussterben bedrohter Arten beitragen und den Bietigheim-Bissinger Hobbygärtnern auch das Anpflanzen seltener Arten, die es womöglich gar nicht im Handel zu kaufen gibt, ermöglichen. Einige der Schülerinnen und Schüler seien auch in der Natur-AG aktiv und gärtnern auch zu Hause, berichtet Kristina. Auch im Team N überlege man selbst mit einigen Samen zu gärtnern, ergänzt Sarah Grau.

Saatgutbibliothek langfristig angelegt

„Wir hoffen, dass die Saatgutbibliothek gut angenommen wird und auch Saatgut zurückgebracht wird“, sagt Grau. Ziel sei es die Saatgutbibliothek dauerhaft zu etablieren. Der Kreislaufgedanke spiele dabei eine wichtige Rolle. „Wir freuen uns auch über Fotos der blühenden Pflanzen, um zu sehen wie Bietigheim-Bissingen ergrünt.“

Die Themen Lebensmittelwertschätzung und -verschwendung spielen auch bei anderen Projekten des Team N eine wichtige Rolle.

So veranstaltete die AG anlässlich des Bietigheimer Tags am Sonntag wieder ein Retterlingcafé, am 20. April findet eine Pflanzentauschbörse statt. Nähere Informationen zur Saatgutbibliothek und zu anderen Projekten sind auf dem Instagram-Profil der AG zu finden. Yannik Schuster

 
 
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