Bietigheim Steelers Eine unausgesprochene Trennung

Von Andreas Eberle
Engagiert an der Bande: Pekka Kangasalusta coachte die Steelers in ihren letzten drei DEL-Monaten. Der 45-jährige Finne konnte den Abstieg aber auch nicht verhindern. Foto: Avanti/Ralf Poller

Trainer Pekka Kangasalusta verlässt den DEL-Absteiger Bietigheim Steelers, will die Zeit im Ellental aber nicht missen. Der Sportliche Leiter Daniel Naud möchte möglichst alle deutschen Spieler halten. Die Gerüchteküche brodelt.

Am Donnerstagabend fliegt Pekka Kangasalusta von München nach Tampere, die nächsten Wochen verbringt er bei der Familie im heimischen Kangasala. Damit endet für den finnischen Trainer das Kapitel Bietigheim Steelers. Sein Vertrag läuft aus. Eine Rückkehr ins Ellental wird es nicht geben, wie Kangasalusta bei einem Telefonat mit der BZ durchblicken lässt. „Mit mir hat niemand über die Zukunft gesprochen und darüber, ob ich bleiben soll oder nicht. Das ist ein klares Zeichen“, sagt der 45-Jährige. Anfang Dezember 2022 hatte er das Traineramt beim SCB übernommen, den DEL-Abstieg konnte er in der Restsaison aber auch nicht mehr verhindern.

Offene Tür beim Sportlichen Leiter

Vorgänger Daniel Naud, der inzwischen als Sportlicher Leiter fungiert, sieht hingegen keine Versäumnisse in der Kommunikation mit dem Coach. „Jeder hat jederzeit die Möglichkeit, mit mir zu reden. Meine Tür steht immer offen“, stellt der 61-jährige Kanadier fest. „Wir hatten vereinbart, dass wir uns nach der Saison noch mal zusammensetzen.“ Naud weist aber auch auf die finanziellen Zwänge und den deutlich kleineren Etat für die DEL2 hin: „Ich glaube nicht, dass ich das Budget hätte, ihn zu halten.“ Es klingt beiderseits nach einer unausgesprochenen Trennung.

Noch kein neuer Job in Sicht

Eine neue Aufgabe hat Kangasalusta nach eigenem Bekunden noch nicht. „Ehrlich gesagt habe ich an die nächste Saison noch gar nicht gedacht. Mein Fokus lag in den vergangenen drei Monaten allein auf den Steelers“, sagt der Finne. Aus seinen Ambitionen macht er jedoch keinen Hehl: „Ich möchte gerne in der Ersten Liga bleiben, in Deutschland oder im Ausland.“ Auch ein Job in den USA würde ihn reizen. In seiner Heimat Finnland seien dagegen aktuell alle Trainerposten besetzt.

Auf sein Team lässt Kangasalusta trotz des verfehlten Klassenerhalts nichts kommen. „Die Jungs haben alle Charakter. Abgesehen vom letzten Duell in Köln haben wir zum Ende der Hauptrunde hin gutes Eishockey geboten. Die Mannschaft hat viele taktische Dinge gut umgesetzt“, sagt der frühere Assistenzcoach der DEB-Auswahl und ist überzeugt: „Mit etwas mehr Zeit hätten wir noch mehr Spiele gewonnen.“

Als „sehr schöne Erfahrung“ bezeichnet Kangasalusta die Zeit im Ellental. „Bietigheim ist ein sehr guter Standort, die Steelers sind ein wichtiger Teil der Stadt. Die Fans und die Stimmung bei unseren Spielen haben mich beeindruckt“, sagt er. Auch die Zusammenarbeit mit den „vielen guten Leuten auf der Geschäftsstelle“ habe er geschätzt. „Ich hoffe, dass die neue Klubführung eine gute Strategie und einen guten Plan hat – und dass für die Steelers alles gut geht.“

Duo wechselt nach Wolfsburg

Nach BZ-Informationen werden viele Akteure dem Absteiger den Rücken kehren, darunter alle Ausländer. „Es gibt aber auf jeden Fall auch Spieler, die bei uns bleiben wollen – und umgekehrt wollen auch wir möglichst alle unsere deutschen Spieler behalten, denn sie haben sich in der DEL2 bereits erfolgreich bewiesen“, sagt Naud. Ohnehin noch einen Vertrag hat Assistenzkapitän Alexander Preibisch, der schon seit 2017/18 für den SCB stürmt und einer der Eckpfeiler im künftigen Team sein könnte. Fix sind die Abgänge von Abwehrtalent Jimmy Martinovic und Torjäger Chris Wilkie zum bisherigen Klassenrivalen Grizzlys Wolfsburg.

Ansonsten ist die Gerüchteküche am Brodeln. Die Torhüter Sami Aittokallio (Frankfurt?) und Cody Brenner (Schwenningen?) werden wohl ebenfalls in der Eliteklasse unterkommen. Dasselbe gilt für den Kanadier Evan Jasper (Kassel bei Aufstieg oder Köln?) sowie C.J. Stretch. Der 33-jährige US-Center gilt als heißer Kandidat bei den Löwen Frankfurt, bei denen er schon von 2016 bis 2018 unter Vertrag stand. Zudem spielt mit dem Ex-Bietigheimer Brett Breitkreuz einer seiner besten Kumpels am Main. Als potenzieller Wechselaspirant gilt auch Kapitän Constantin Braun, der bei einem attraktiven Angebot aus der DEL vermutlich kaum zu halten wäre. Ferner spekuliert Allrounder Guillaume Naud seinem Vater Daniel Naud zufolge auf eine Offerte aus dem Oberhaus.

Begehrte U23-Spieler

Besonders umworben sind die übrigen U23-Spieler, sprich Lucas Flade (Ingolstadt?), Robert Kneisler (Düsseldorf?), Fabjon Kuqi (Nürnberg?) und Elias Lindner (Schwenningen, Iserlohn?). Dass auch die weiteren Kontingentspieler Mathew Maione, Arvin Atwal, Josh Atkinson, Chase Berger Michael Keränen und Teemu Lepaus den SCB verlassen, ist derweil ein offenes Geheimnis. „Wir sind spät dran mit der Kaderzusammenstellung“, weiß Daniel Naud um die Herausforderung, die auf ihn wartet.

Letzter Arbeitstag für Geschäftsführer Volker Schoch

Knapp zehn Jahre hat Geschäftsführer Volker Schoch für die Bietigheim Steelers gearbeitet, sogar 17 Jahre war Angela Schabel in der Geschäftsstelle für den Klub im Einsatz. Am Dienstag haben sich beide nun bei Sponsoren, Partnern und VIP-Gästen verabschiedet. „Es war eine tolle, erfolgreiche und gesellige Zeit, auf die wir gerne zurückblicken“, heißt es in einer gemeinsamen E-Mail, die der BZ vorliegt. „Gerne denken wir an Casino-Nächte, Golfturniere, Weinproben, Eisstockschießen, Mannschaftsvorstellungen, VIP-Auswärtsfahrten, tolle ,After-Game’-Veranstaltungen im VIP-Bereich und viele spannende Spiele unserer Steelers sowie intensive Verhandlungen mit Ihnen zurück.“ Mit Franziska Jilg und Ingrid Bernhardt verlassen zwei weitere langjährige Mitarbeiter die Steelers GmbH.

 
 
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