Bietigheimer Forst Wenn der Waldweg zur breiten Schneise wird

Von Uwe Mollenkopf
Nach dem Ende der Baumfällarbeiten sind die abgesperrten Wege im Bietigheimer Forst für Besucher wieder freigegeben. Einige Wege sind aufgrund des Einsatzes der Forstmaschinen bei der Holzernte für Spaziergänger aber derzeit kaum benutzbar. Foto: /Martin Kalb

Die Arbeiten im Forst haben unschöne Spuren hinterlassen. ForstBW betont indes, man lege großen Wert auf den Schutz des Waldbodens.

Monatelang gab es zwischen den Waldparkplätzen zwei und drei zwischen Bietigheim und Ingersheim Sperrungen. Die nasse Witterung sorgte für Verzögerungen bei den dortigen Baumfällarbeiten (die BZ berichtete). Inzwischen sind die Holzernte- und Rückearbeiten abgeschlossen, der betroffene Bereich ist wieder für die Waldbesucher geöffnet. Doch die Arbeiten haben ihre Spuren hinterlassen, wie mancher Spaziergänger erschreckt feststellen musste.

„Brachiale Zerstörung“

Die aktuelle Bearbeitungsfläche zwischen den Parkplätzen der Bietigheimer Straße sei ehemals ein schmaler Pfad und einer der schönsten Waldwege im Forst gewesen. „Und jetzt, eine breite Schneise brachialer Zerstörung“, stellt etwa BZ-Leser Andreas Mallin fest. Abgeschlagene Äste, abgerissene Baumstümpfe, massiv verdichtete Fahrspuren bis 40 Zentimeter Tiefe, angefahrene Baumstämme und -wurzeln gebe es dort. „ In den letzten Jahren müssen wir leider feststellen, dass die Holzernte zunehmend rücksichtsloser ausgeführt wird“, beklagt Mallin, der mehrmals in der Woche im Wald spazieren geht, und die Ruhe und Entspannung in der Natur schätzt.

Bodenorganismen und die Vegetation, befürchtet Mallin. Die angefahrenen Bäume seien massiv geschädigt und

Spezielle Maschinen

Seitens des Staatsforstbetriebs ForstBW versichert Sprecher Samuel Ziegler auf BZ-Anfrage indes, man lege großen Wert auf den Schutz des Waldbodens. „Darum fordern wir seit mehreren Jahren von den bei uns eingesetzten Unternehmern vermehrt den Einsatz von mehrachsigen Holzrückemaschinen und breiten Reifen“, sagt Ziegler. Diese spezialisierten Forstmaschinen hätten im Vergleich zu einem normalen zweiachsigen landwirtschaftlichen Traktor, die früher für die Holzbringung eingesetzt wurden, einen geringeren Bodendruck, weil sich das Gewicht auf mehr Aufstandsfläche verteile. „Bei besonderen Lagen werden zudem Bänder auf die Reifen aufgezogen, die den Bodendruck der Maschine weiter reduzieren“, so der Forstexperte.

Zum Vorwurf, dass aus einem Waldweg eine Schneise wird, erklärt Ziegler, um den Waldboden vor flächiger Verdichtung zu schützen, dürfe im Staatswald bei der Holzrückung nur auf vorgegebenen, dauerhaft angelegten Feinerschließungslinien – sogenannten „Rückegassen“ – gefahren werden. „Zu Konflikten und Ärger kommt es dann, wenn Rückegassen nach mehrjähriger forstlicher Nichtnutzung von Erholungssuchenden als Pfade genutzt werden und diese dann wieder für die Holzbringung gebraucht werden“, so der ForstBW-Sprecher. „Direkt nach der Holzernte scheint der gewohnte Pfad dann zerstört und unbenutzbar zu sein.“ Im südlichen Teil des Bietigheimer Forstes gebe es viele Pfade, die auf Rückegassen verlaufen.

Schäden nicht immer vermeidbar

Dass Bäume am Rand einer Rückegasse bei der Holzernte angekratzt werden, lasse sich leider nicht immer vermeiden. Komme diese Schädigung häufiger vor, „muss der eingesetzte Unternehmer mit Abstrichen bei seiner Vergütung rechnen“. Allein nur aus finanzieller Sicht sei es daher im Interesse des Unternehmers, die Arbeiten so pfleglich wie möglich durchzuführen.

Wege werden wieder hergestellt

Es gehe aber nicht nur ums Geld, so Ziegler. Den Unternehmern und Forstleuten sei es wichtig, den Wald zu erhalten, betont Ziegler. Eine Schädigung einzelner Gassen-Randbäume werde in Kauf genommen, da dadurch Schäden auf der gesamten Waldfläche abseits der Gassen vermieden werden. „Durch Konzentration der Befahrung auf den Feinerschließungslinien werden sowohl die Bodenverdichtung als auch die Schäden an den Bäumen insgesamt minimiert.“

Die Hauptwege und ausgewiesenen Wanderwege im Forst würden bei trockener Witterung wieder hergestellt, kündigt der Forstexperte an. Auch für ForstBW sei aus waldästhetischer Sicht der Anblick von tieferen Fahrspuren unschön. Dieser Zustand sei jedoch erfahrungsgemäß nur von kurzer Dauer. Schon nach einer Vegetationszeit zeige sich an Ort und Stelle ein völlig anderes Bild.

 
 
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