Bietigheimer Wohnbau Viel zu tun für Planer und Statiker

Von Uwe Mollenkopf
Der Neubau der Bietigheimer Wohnbau an der Stuttgarter Straße. Die Konturen werden sichtbar. Foto: Martin Kalb

Die Bauarbeiten am neuen Firmensitz der Bietigheimer Wohnbau kommen voran. Das neuartige „Green Building“ bringt Herausforderungen für Planer und Statiker mit sich.

Hier entsteht eines der grünsten Gebäude des Landes“, heißt es auf der extra zum Bauvorhaben „BW Green Building“ gestalteten Internetseite der Bietigheimer Wohnbau. Wer die Stuttgarter Straße/B 27 entlang fährt, kann beobachten, wie das Pilotprojekt für nachhaltiges Bauen, in das neben einem städtischen Kindergarten auch die städtischen Tochtergesellschaft selbst einziehen wird, in die Höhe wächst.

CO2 einsparen

Wie berichtet soll der Neubau, der in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Project GmbH am Lothar-Späth-Carré entsteht, visionären und zukunftsweisenden Charakter haben. Das Gebäude soll Strom und Sauerstoff produzieren, Wasser klären und wiederverwenden, CO2 binden und zur Luftreinhaltung und Biodiversität in der Stadt beitragen.

Wie Sabrina Peer, die Sprecherin der Wohnbau, auf BZ-Anfrage zu den Bauarbeiten mitteilt, wird derzeit an der Decke über dem Erdgeschoss gearbeitet, die als sogenannte Hohlkörperdecke gestaltet wird. Im zweiten Untergeschoss werde mit der Innendämmung mit Schaumglas begonnen, so Peer weiter.

Als nächstes folgen der Gussasphalt in der Tiefgarage und die Installationsarbeiten im zweiten Untergeschoss. Auch mit dem Rohbau im ersten Obergeschoss und damit der zweiten Kindertagestättenebene wurde zum Teil schon angefangen.

Obwohl derzeit viel von steigenden Baukosten die Rede ist, sei man noch im Kostenplan, sagt Peer. Die Wohnbau kalkuliert für das imposante Gebäude mit Kosten in Höhe von 39 Millionen Euro.

Dem Zeitplan etwas hinterher

Beim Zeitplan sieht es etwas anders aus. „Aktuell sind wir aufgrund der hohen Komplexität des Bauvorhabens etwas hinterher“, berichtet die Sprecherin. „Wir bewegen uns außerhalb routinierter Bauabläufe und hier verschätzen sich auch ,alte Hasen’“, so die Begründung. Aber durch geschicktes Agieren der Bauleitung und ein Überlappen der Arbeiten habe dies aus heutiger Sicht noch keine Auswirkung auf den Fertigstellungstermin. Dieser sieht einen Abschluss der Arbeiten im Frühjahr/Sommer 2025 vor.

Zur Frage nach möglichen Überraschungen im Bauablauf meint Peer, es gebe täglich neue Herausforderungen. „Es ist halt doch ein großer Unterschied, ob etwas am CAD [computergestütztes Erstellen von Zeichnungen, Anm. d. Red.] geplant und gezeichnet wird oder auf der Baustelle unter widrigen Bedingungen realisiert werden muss.“ Dies, obwohl hochklassige und routinierte Planer am Werk seien, die die Schwierigkeiten auf der Baustelle gut kennen und berücksichtigen würden. „Wir bauen hier halt teilweise Dinge, die so noch nie gemacht wurden“, erklärt Peer.

Aktuell kämpften die Männer vor Ort damit, die Befestigung der auskragenden Konsolen für Photovoltaik und Begrünung in den stark bewehrten Decken unterzubringen. Hier müsse dann auch mal die Planung den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Statiker, Prüfstatiker und die Firmen vor Ort arbeiteten sehr eng zusammen und müssten „Überdurchschnittliches leisten“, so Sabrina Peer.

Was nach dem Umzug der Wohnbau in den neuen Firmensitz mit dem bestehenden Firmengebäude geschieht, ist immer noch unklar. „Wir prüfen noch mit der Stadt zusammen, welche Weiternutzung sinnvoll und machbar ist“, so die Sprecherin.

Das „BW Green Building“: Daten und Fakten

CO2-Neutralität: Das neue Firmengebäude der Bietigheimer Wohnbau soll konsequent auf CO2-Einsparung ausgerichtet sein. Das soll über Wärmedämmung in Kombination mit Begrünung von Dächern und Fassaden erreicht werden. Die Bepflanzung der Fassade reinige nicht nur die Luft, sondern leiste einen Beitrag für ein besseres Stadtklima, so die Wohnbau. Die Heizungs- und Kühlungsanlage wird mit einer intelligenten Steuerung ausgestattet. Die Wärmeenergie kommt aus dem Fernwärmenetz der Stadt, wodurch ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien für die Beheizung des Gebäudes gesichert wird. Deckensegel, Einrichtungen zur Wärmerückgewinnung und niedrige Systemtemperaturen sollen den Wirkungsgrad der Heiz- und Kühlanlage maximieren.

Umweltfreundliche Materialien sollen beim „BW Green Building“ immer wo möglich zum Einsatz kommen. Zum Beispiel CO2-reduzierter Beton aus der Region, der laut Wohnbau eine wesentlich bessere CO2-Bilanz aufweist als herkömmlicher Beton. Außerdem wird Aluminium mit hohem Recyclinganteil verwendet. „Wir verzichten weitgehend auf verputzte und gestrichene Oberflächen und achten auf gesunde, kreislauffähige Materialien mit möglichst kurzen Transportwegen“, so die Wohnbau.

Durch Hohlkörperelemente aus recyceltem Kunststoff zur Einsparung von Beton in den Geschossdecken sollen bis zu 35 Prozent Beton und bis zu 20 Prozent Betonstahlbewehrung eingespart werden.

 
 
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