Bönnigheim Redensarten aus der Nase gezogen

Von Susanne Yvette Walter
Ausstellung zum Thema „Sprichwörter“ im Schwäbischen Schnapsmuseum in Bönnigheim: Daniel Seybold erklärt, wie es zu der Redewendung kam, jemandem etwas aus der Nase zu ziehen. Foto: /Martin Kalb

Die Ausstellung zum Thema Redensarten und Sprichwörter im Schwäbischen Schnapsmuseum Bönnigheim ist eröffnet worden.

Redensarten aus alter Zeit sind Teil unseres Sprachschatzes. Ohne darüber nachzudenken, verwenden wir sie heute noch. Doch wer kennt schon wirklich den Hintergrund, zum Beispiel der geflügelten Redewendung „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“? Diese ist jetzt zum Titel einer Mitmachausstellung im Schwäbischen Schnapsmuseum in Bönnigheim geworden.

Das Heimatmuseum punktet immer wieder mit wechselnden Themenausstellungen, die der Leiter Kurt Sartorius entweder selbst mit Hilfe anderer Mitglieder auf die Beine stellt oder von anderen Museen ausleiht, wie jetzt in diesem Fall. Konzipiert wurde die Ausstellung vom Stadtmuseum in Fellbach, wo sie zuerst gezeigt wurde. Von dort wanderte nach Gerlingen und ist jetzt bis zum 27. Oktober im Schwäbischen Schnapsmuseum in Bönnigheim zu sehen.

Den Dingen auf den Grund gehen

Schon von Weitem winkt das Ausstellungsplakat an der Giebelseite des Schwäbischen Schnapsmuseums Neugierige zu sich heran. Es zeigt einen Hund, neben ihm eine Bratpfanne. Die 200 Jahre alte Wetterfahne vom Köllesturm, die bei der Renovierung des Turmes 1984 ersetzt worden ist, ist ebenfalls Teil der Sprücheschau geworden und steht beispielsweise für die „Fahne im Wind“. Das Besondere: Die Ausstellung gliedert Sprichwörter und Redensarten nach Themen. Wein und Most spielen eine große Rolle, etwa in dem Spruch „Jemandem reinen Wein einschenken“, oder, „Das schlägt dem Fass den Boden aus.“ Auch „Wissen, wo der Bartel den Most holt“, gehört in die Kategorie.

Im jahrhundertealten Steinhaus, in dem das Museum untergebracht ist, werden Sprichwörter und Redensarten mit neuem Leben gefüllt, indem die Organisatoren „den Dingen auf den Grund gehen“. Museumsleiter Sartorius und seine Mitstreiter haben Redensarten entsprechend mit Gegenständen aus dem Fundus des Schwäbischen Schnapsmuseums illustriert.

Die Maus mit dem Faden

Bei der Redensart „Da beißt die Maus keinen Faden ab“, hat Sartorius eine alte Mausefalle gefunden, die genau das abbildet: „Der Faden ist Teil der Mausefalle. Im gewünschten Fall steckt die Maus den Kopf durch die Fadenschlingen und beißt den Faden nicht ab“, erzählt Kurt Sartorius. Eine Mitmachausstellung ist die Sprichwörter-Schau deshalb, weil hier Besucher selbst Sprichwörter aus anderen Ländern aus einem Holzkasten fischen und sich überraschen lassen können, aus welchem Land, der Zufall ihnen welchen Spruch mit auf den Weg gibt.

In einem Kasten tanzt etwa eine Ballerina auf einem Haufen Wachteleier und der Betrachter darf erraten, dass das eine Illustration zu dem geflügelten Wort „Eiertanz“ sein soll. In Glaskästen und Vitrinen finden sich zu diversen Sprüchen Erklärungen. Zum Beispiel: Was hat ein Hund in einer Pfanne zu suchen? „Eulenspiegel hat bei einem Bierbrauer gearbeitet, welcher einen Hund namens ‚Hopf’ besaß. Als Eulenspiegel den Hopfen sieden sollte, warf er den Hund in die Braupfanne. Dem Hund hat es nicht gefallen, und eine neue Redewendung war geboren“, erklärt Kurt Sartorius die Herkunft des Spruchs bei seiner Führung.

In der Ausstellung gibt es viel zu lachen, besonders bei der Illustration des bekannten Spruchs: „Mir rutscht das Herz in die Hose.“ Eine überdimensionale Lederhose an der Wand mit einem riesigen Plüschherz zeigt charmant, wie so etwas in der Praxis aussieht.

300 Sprichwörter dargestellt

Sprichwörter spiegeln das Leben von Anno dazumal wieder, und das drehte sich um das Leben im Dorf. Die Post wird in Sprüchen gerne thematisiert, zum Beispiel bei „eine Retourkutsche fahren“ oder Haushaltsgegenstände, wie der Krug, der bekanntlich so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Insgesamt werden 300 Sprichwörter dargestellt und manches davon nistet sich neu im Hinterkopf des Besuchers ein.

 
 
- Anzeige -