Cleebronn/Neckarwestheim Von Tripsdrill ins Oldtimer-Geschäft

Von Jonathan Lung
Die beiden Geschäftsführer von „HeiligsBleche“: Dieter Fischer(links) und Hartmut Kümmel neben einem Cadillac Cabrio, in dem Mitarbeiterin Sina Hofacker sitzt. Foto: /Martin Kalb

Dieter Fischer und Hartmut Kümmel bieten mit „Heiligs Blechle“ Fahrten mit den begehrten Sammlerstücken an. Im Vordergrund stehen dabei Spaß und Leidenschaft.

Kein ganz leichter Kunde erwartete Dieter Fischer am vergangenen Freitag. Um 6.50 Uhr hielt er mit dem BMW „Barockengel“ vor einem Ludwigsburger Hotel: Eine Hochzeit mit engem Zeitplan stand an. Zuerst zur standesamtlichen Trauung, dann zurück ins Hotel, Kleidwechsel der Braut. Die Überraschung: Die Fahrt zur kirchlichen Trauung sollte getrennt erfolgen, der Bräutigam durfte die Braut nicht sehen. Nach einer zügigen Rückkehr zum Hotel wartete auf Fischer die nächste Herausforderung, die Braut wollte auf dem Beifahrersitz mitfahren – ein ambitioniertes Ziel mit dem üppigen Kleid. Nach mehreren Versuchen habe man sich doch auf eine Fahrt auf der Rückbank geeinigt, erinnert sich Fischer und lacht. Schließlich verlief die Hochzeit noch entspannt im Schloss Monrepos.

Als er sich vor zehn Jahren aus dem Geschäft von Tripsdrill zurückzog, sei ihm klar gewesen: Einfach nur rumsitzen könne er nun auch nicht, erzählte der Oldtimersammler, der mit seinen beiden Brüdern den Freizeitpark gründete. Sein Interesse an Autos sei „schon immer da“ gewesen. Während er im Arbeitsleben lange in der Schlepper-Szene aktiv war, widmete er sich nach seinem Ausstieg den Oldtimern.

Alles begann mit Anfragen

Bald sei er bei den vielen Kontakten, die sich in der Szene ergeben, gefragt worden, ob er nicht Fahrten anbieten und seine Oldtimern vermieten wolle. Und so kam es dann schließlich zur Gründung von „Heiligs Blechle“, wo Fischer zusammen mit Hartmut Kümmel nun seit vergangenem Jahr ihren Fuhrpark für Hochzeiten, Geburtstage und Ausfahrten anbietet. Und auch für Werbung und Film stünden sie zur Verfügung, wenn auch wegen Terminkollisionen der mit Einzelterminen ausgebuchten Fahrzeuge bisher keine Kooperation zustande kam.

Fischer und Kümmel haben sich vor fünf Jahren getroffen. Drei Autos von Fischer, vier von Kümmel. Das erste Sammlerstück: ein schwarzer Cadillac, dem bald ein zweiter folgte – direkt aus den USA importiert. 2011 war er bei „Deutschland sucht das Superauto“ nominiert. Danach sprach ihn einer der Wiener Sängerknaben an, der für sein gleiches Modell einen Enthusiasten suchte. Kümmel holte ihn in Graz ab und begann mit der Restaurierung. Unter anderem Innenraum, Zündkerzen und eine besonders rostanfällige Stelle bei Cadillacs, am Schweller. An den amerikanischen Oldtimern fasziniert ihn die Fortschrittlichkeit der Modelle. Schon in den 1960er-Jahren wurden Kurvenlicht, elektrische Fensterheber, elektrisches Verdeck und Bremssysteme verbaut, auf die die Kunden deutscher Autobauer zum Teil noch bis in die 2000er-Jahre warten mussten.

Während von Fischer also eher die deutschen Marken des Fuhrparks kommen – der Barockengel, der Mercedes O 319 Panorama Bus, der Bulli T1 Samba – gehören Kümmel die amerikanischen Cadillacs.

Komplett vermietet werden die Autos aber nicht: Auch aus steuerlichen Gründen ist immer ein Chauffeur dabei, dieser muss einen Personenbeförderungsschein vorweisen können. Die Fahrzeuge erfordern auch Übung, zum Teil ist etwa das Fehlen des Außenspiegels eine große Herausforderung beim Steuern, erklärt Kümmel. Pannen habe es seit der Gründung aber noch nicht gegeben.

Leidenschaft, die man teilen kann

Um „Spaß an der Freude“ geht es Fischer bei dem Engagement, um das Teilen seiner Leidenschaft für das Auto. Die positiven Emotionen seiner Gäste – „Das ist das Schöne eigentlich.“ Der Barockengel sei unter seinen Autos sein Favorit, gibt er zu.

Mit „Heiligs Blechle“ haben sich die beiden einen eingängigen und passenden Namen gegeben, erklärt Fischer. Die Begeisterung für Autos sei bei Schwaben besonders ausgeprägt, bestätigt er lächelnd. Die Rückmeldungen seien positiv, die beiden Geschäftsführer sind zufrieden. Der Dank der Brautpaare nach einem Fest komme in der Regel sehr schnell. Und auch Fischer genießt die Fahrten mit den Gästen. „Das war eins der schönsten Hochzeitserlebnisse“, sagt er über das Fest letzte Woche. Die nächsten Projekte: Zulassung des A-Team-Busses, der GMC Vandura, der schon in der Garage steht. Und der Kauf eines Lincoln Continental – das Auto von Kennedys letzter Fahrt. Die nächste Generation steht derweil schon in den Startlöchern: Dieter Fischers Enkel (acht Jahre) hat bereits Interesse bekundet, ins Geschäft einzusteigen.

 
 
- Anzeige -