Freudental Vom Schinderloch zum Kugelsee

Von Emely Schwab
Peter Löffelad untersuchte Flurnamen wie den Kugelsee auf Freudentaler Gemarkung. Foto: /Martin Kalb

Dr. Peter Löffelad untersuchte Freudentaler Flurnamen und stellte sie im Bürgerhaus Alte Kelter vor.

Heimat – das ist nicht nur unser Haus oder unser Wohnort, Heimat sind auch die Wiesen und Täler, die kleinen Wege und die großen Felder unserer Ortschaften. Doch wissen wir überhaupt, wie diese Felder und Täler vor Hunderten von Jahren genutzt wurden oder wie sie heißen?

Dieser Frage geht der Sprachwissenschaftler und Spezialist für Flurnamen Dr. Peter Löffelad, Gründer und Leiter des Ellwanger Institut für Sprachforschung, seit über 30 Jahren nach. Sein Ziel ist es, alle Flurnamen des Landes vollständig zu erschließen, zu deuten und zu kartografieren. Am vergangenen Donnerstag in der Alten Kelter in Freudental präsentierte er im Rahmen eines Vortrags seine Tonaufnahmen zur Dokumentation der Flurnamen der Ortschaft Freudental.

Freudentaler Gewährsleute helfen bei den Flurnamen

Dr. Peter Löffelad geht nach einem präzisen System vor, um einen Flurnamen zu erschließen. Tonaufnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit Hilfe der Freudentaler Gewährsleute Hermann Hofmann und Falk Atzkern konnte er bestehende Flurnamen sichern und neue Erkenntnisse über nicht amtlich eingetragene Namen und dessen Aussprache erfassen.

Dabei geht es nicht nur darum, diese für die Nachwelt zu erhalten, sondern auch, deren Bedeutung zu ermitteln. So lautet beispielsweise der Name „Aufwiesen“ im Sprachlaut „Uffwiesen“. Durch Änderungen der Vokale können mündliche Überlieferungen und Wortlaute verwischt und so auch in ihrer Bedeutung missinterpretiert werden. Ebenso können zwei Wortteile eines Namens Fragen aufwerfen, wie beispielsweise bei dem Namen „Weidenacker“: Stammt der Name nun daher, weil das Landstück als Acker zum Anbau oder als Weide für Nutztiere verwendet wurde? Oder möglicherweise für beides?

Manche Namen sind jedoch ausschließlich mündlich überliefert worden und sind nicht amtlich eingetragen. So auch die „Hopfenäcker“ nahe dem Schinderloch in Freudental. Dieser Name kommt von „Hopfen“, welcher dort für Brauereien angebaut wurde. Ein Beispiel für nachvollziehbare Erklärungen eines Namens ist die „Kohlplatte“, welche auf vergangene Holzkohle-Arbeiten verweist. Bodenbeschaffenheit und sogar die Bodenfarbe ist fundamental für die Auskunft über den Ursprung eines Flurnamens.

War der Kugelsee ein See oder ein Schießübungsplatz?

Ein weiterer bekannter Name im Freudental ist das „Schinderloch“. Vermutet wird von Hofmann und Atzkern, dass dort einst tote Tiere entsorgt wurden. Allerdings könnte der Name auch von „schinden“ abgeleitet sein, was wiederum so viel wie jemanden quälen oder grausam behandeln bedeutet. Über den Namen „Kugelsee“ sind sich auch die alteingesessenen Freudentaler nicht einig, ob dort wirklich einst ein See gewesen ist. Denn der Name könnte auch von der Form des Abschnitts stammen oder davon, dass er als Schießübungsplatz genutzt wurde. Alles ist möglich.

Doch Flurnamen, so Löffelad, drohen in Vergessenheit zu geraten. Oft wurde sie nicht aufgezeichnet und nur mündlich überliefert, oder aber zugunsten modernerer Namen verändert oder zusammengelegt. Wichtig sei es also, bestehende amtliche Namen mit mündlichen Überlieferungen zu vergleichen. Um diese Ergebnisse festzuhalten, ist eine historische Forschung von großer Bedeutung.

Dafür durchforstet Dr. Peter Löffelad alte Landkarten, Steuerbücher und Urkunden. Manche Namen überlebten Jahrhunderte und haben Generationen überdauert – auch in Freudental – man könnte schon sagen, sie haben ihre eigene Identität. Sie geben wichtige Hinweise auf die Geschichte eines Ortes, denn „Flurnamen sind das älteste, das eine Ortschaft vorweisen kann“. Sie helfen uns dabei, so Peter Löffelad, unsere Heimat ein Stück besser zu verstehen.

 
 
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