Gemeinderat Kirchheim ÖPNV auf dem Land attraktiver machen

Von Susanne Walter
So könnten die Busse aussehen, die im Landkreis Ludwigsburg, unter anderem auch in Kirchheim bald für eine Verbesserungen des ÖPNV sorgen sollen. Foto: clevershuttle

On-Demand-Verkehre im Landkreis Ludwigsburg: Gemeinde Kirchheim ist Teil des Pilotprojekts. Knapp 48000 Euro lässt sich die Kommune das pro Jahr kosten.

Was sind On-Demand-Verkehre? „Eine Mischung aus einem Citybus-System und einem Ruftaxi. Das sind Kleinbusse, die in den teilnehmenden ländlichen Kommunen unterwegs sind, um einen individuellen Förderungsbedarf zu decken. Man kann einen Zeitkorridor definieren und bekommt eine Mitteilung, wann die Fahrt realisiert werden kann“, definiert der Kirchheimer Bürgermeister Uwe Seibold das On-Demand-Sytem in der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstagabend. „Ein On-Demand-Verkehr ist eine Art Shuttleservice für mehrere Personen. Der Fahrgast äußert seinen Fahrtwunsch (französisch „on demand“ heißt „man verlangt“) online oder per Telefon, gibt seinen Standort an und bucht die Fahrt.

Flexibel zum Ziel

Das Shuttlefahrzeug, ein Kleinbus oder Auto, holt ihn ab und bringt ihn unabhängig von Haltestellen und Fahrplänen flexibel zu seinem Ziel. Die Fahrten werden nur nach Bedarf durchgeführt und die Fahrtwünsche mehrerer Nutzer können durch eine Buchungsplattform gebündelt werden. Kirchheim ist eine der Gemeinden, die zur Teilnahme bereit sind. Schon vor der Coronazeit befasste sich der Gemeinderat damit. „Jetzt hat der Landkreis das Projekt wieder aufleben lassen und bei den beteiligten Kommunen angeklopft um zu schauen, wie weit noch Interesse da ist“, erklärt Seibold (die BZ berichtete)

„Über das gesamt Ortsgebiet wird ein tiefes Netz von virtuellen Haltestellen gelegt. So alle 200 bis 300 Meter gibt es einen virtuellen Haltepunkt, zu dem man gelangen muss“, betont der Bürgermeister und ergänzt: „Denkbar sind in Einzelzeiten auch feste Touren, weil es Menschen gibt, die mit dem Kleinbus jeden Tag fahren.“ Es sei keine Konkurrenz zum Linienverkehr und auch keine zu anderen Überlegungen.

Vier Jahre lang soll das On-Demand-Sytem getestet werden. Der Gemeinderat spricht sich einstimmig für die Teilnahme aus, weil ihm der soziale Aspekt und die Mobilitätsvorteile für alle, die nicht eben mal ins Auto steigen können, plausibel erscheint. On-Demand-Verkehre sind als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot gedacht, besonders zu Tagesrandzeiten oder in bisher gering erschlossene Gebiete. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Schließung einer Lücke bedeuten.

Nahverkehrsplan des Landkreises

Der im Juli 2021 beschlossene Nahverkehrsplan für den Landkreis Ludwigsburg befasst sich auch mit On-Demand-Verkehren, was den öffentlichen Nahverkehr künftig attraktiver machen soll. Für das Förderprogramm sind beim Bund über 160 Projektanträge mit einem Antragsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Euro eingegangen. Bei einem Fördervolumen von 254 Millionen Euro konnten nur zwölf Projekte ausgewählt werden. Leider ist kein Projekt aus Baden-Württemberg zum Zuge gekommen. Die Kirchheimer Verwaltung hat sich mit Möglichkeiten der Finanzierung durch andere Förderprogramme beschäftigt.

Die Kommunen Besigheim, Kirchheim und Walheim und der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sind seit Beginn der Überlegungen zur Umsetzung eines Pilotprojekts beteiligt. Alle Beteiligten unterstützen weiterhin die Umsetzung. Heraus kam, dass die Gemeinde Gemmrigheim wegen der räumlichen Lage für den Einsatz eines On-Demand-Verkehrs ideal geeignet sei. Eine Verknüpfung mit den Kommunen Besigheim, Kirchheim am Neckar und Walheim ist gut umsetzbar. In Gemmrigheim besteht die Möglichkeit, neben dem Einsatz des On-Demand-Verkehrs auch zu testen, ob am Wochenende eine bestehende Linienverbindung im Regelverkehr durch einen On-Demand-Verkehr ersetzt werden kann. Auch die Städte Bietigheim-Bissingen und Tamm eignen sich für ein Pilotprojekt.

Das kostet es die Gemeinde

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich nach ersten Schätzungen jährlich auf rund 545 000 Euro, für den vierjährigen Pilotzeitraum 2023 bis 2026 fallen damit Kosten in Höhe von 2,18 Millionen Euro an. Speziell für die die Gemeinde Kirchheim ergeben sich daraus Kosten von 47 599 Euro jährlich.   Susanne Walter

 
 
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