Geschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung „Wir fordern Impfpflicht und 2G“

Von Gabriele Szczegulski
Bernhard Schneider, Geschäftsführer der Heimstiftung.⇥ Foto: Evangelische Heimstiftung

Bernhard Schneider, Geschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung, spricht sich für eine Impflicht und die 2G-Regel aus.

Herr Schneider, befürworten Sie eine Impflicht für den Pflege- und Gesundheitsbereich?

Bernhard Schneider: Über zwei Drittel unserer Pflege- und Betreuungskräfte sind sich ihrer Verantwortung im Umgang mit besonders gefährdeten Menschen in Pflegeheimen bewusst. Sie haben sich deshalb impfen lassen. Aber es ist zu befürchten, dass diejenigen, die sich bislang dagegen entschieden haben, ihre Meinung auch nicht mehr ändern werden. Das Potenzial der freiwilligen Impfungen scheint jetzt ausgeschöpft zu sein und die Impfquote verharrt auf viel zu niedrigem Niveau. Deshalb muss nach unserer Überzeugung der Gesetzgeber jetzt für eine Impfpflicht im Pflege- und Gesundheitsbereich sorgen. Dabei ist klar, dass die Impflicht nicht auf die Beschäftigten beschränkt werden kann, sondern auch Angehörige, Besucher und Gäste einschließen muss. Deshalb brauchen wir 2G im Pflegeheim, also Zutritt nur für Genesene und Geimpfte.

Ist der Grund für Ihre Forderung auch neuerliche Ausbrüche in den Heimen?

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem größeren Impfdurchbruch kommt. Das ist in der letzten Woche in unserem Luise-Wetzel-Stift in Tübingen geschehen. Man kann nur vermuten, ob das Virus durch nicht geimpfte Mitarbeitende, die aus dem Urlaub zurückgekommen sind, oder durch Angehörige in den Wohnbereich getragen wurde. Tatsache ist, dass  es trotz negativer Schnelltests zu fünf infizierten Beschäftigten und 15 Heimbewohnern kam, die trotz doppelter Impfung teilweise schwer erkrankt sind.

Ist eine Impflicht nicht ein starker Eingriff in die Persönlichkeitsrechte?

Wir respektieren die Entscheidung, das persönliche Recht auf körperliche Unversehrtheit höher zu bewerten als das gesellschaftliche Interesse, die Coronapandemie so bald als möglich zu überwinden. Für uns ist in dieser schwierigen Abwägung aber eines klar: In unserer Gesellschaft hat das Wohl und die Gesundheit der Schwächsten der entscheidende Maßstab zu sein. Es ist nicht zu verantworten, dass alte Menschen trotz Impfung angesteckt werden und schwer erkranken, weil sich Beschäftigte nicht impfen lassen wollen.

Lesen Sie hier: Verhaltener Start bei Auffrischimpfung

 

 

 
 
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