Geschlossene Geschäfte in Sachsenheim Stadt „schockiert“ über Aussage von BdS-Chef

Von Mathias Schmid
Wirtschaftsförderer Matthias Friedrich, Bürgermeister Holger Albrich, und BdS-Chef Konrad Buck (von links) arbeiten eigentlich gut zusammen. So wie hier bei der Präsentation der neuen Einkaufsgutscheine 2019. Foto: Helmut Pangerl

Dass eine Person der Öffentlichkeit einen Rathaus-Sturm mit Knüppeln ins Spiel bringt, geht für die Verwaltung deutlich zu weit.

Die Aussagen von Konrad Buck sind bei der Stadt Sachsenheim auf Entsetzen gestoßen. Der Vorsitzende des örtlichen Bunds der Selbstständigen (BdS) hatte zu Wochenbeginn die Idee geäußert, wegen der angespannten Situation für den Einzelhandel mit Knüppeln das Rathaus zu stürmen. Bürgermeister Holger Albrich und Wirtschaftsförderer Matthias Friedrich sehen sich gezwungen, im Gespräch mit der BZ Stellung zu beziehen.

Wie hat die Stadt die Aussagen aufgenommen?

„Ich bin schockiert“, sagt Bürgermeister Holger Albrich, „wir teilen alle die Sorgen und die Existenzängste der Geschäfte.“ Buck habe aber absolut den falschen Ton gewählt. „Da wurde gezündelt.“ So helfe man niemandem. Den anderen Gewerbetreibenden „hat er vielleicht sogar einen Bärendienst erwiesen“.

Die Verwaltung sieht auch die Gefahr, dass andere Corona-Frustrierte angestachelt werden könnten. Friedrich: „Selbst wenn er nicht mit Knüppel zum Rathaus stürmt, vielleicht tut es jemand anders, der sich denkt: Wenn jemand aus der Öffentlichkeit das sagt, dann los. Das ist trumpistisches Verhalten.“ Der Wirtschaftsförderer war seit Wochenbeginn bereits mit anderen BdS-Mitgliedern in Kontakt. Diese hätten deutlich gesagt: „Für mich spricht er in diesem Fall nicht.“ Friedrich befürchtet zudem: „Wenn das Bild auf uns fällt, dass wir ein wirtschaftsfeindlicher Standort sind, ist das schlecht für unsere Ansiedlungspolitik.“

Albrich will auch seine Mitarbeiter schützen: „Schlimm ist, und das ist absolut zu verurteilen, dass die Stadtverwaltung und ich als Bürgermeister für eine Situation verantwortlich gemacht werden, für die wir nichts können, und die Leute gegen uns aufgewiegelt werden. Dem wolle man entschieden entgegentreten. „Das war falsch und unnötig, und ich könnte mich immer mehr darüber aufregen.“

Was bedeutet das für die zukünftige Zusammenarbeit?

Zwischen Albrich und Buck hat bereits ein persönliches Gespräch stattgefunden. Dass der Bürgermeister über den Verlauf nicht viel preisgeben will und zudem das Gespräch mit der BZ sucht, lässt vermuten, dass die Differenzen nicht gänzlich beigelegt wurden.

„Ich will nicht sagen, dass das Verhältnis belastet ist, aber Irritationen sind schon da“, betont der Bürgermeister. Es gehe nicht nur um den Wirtschaftsstandort, sondern um die gesamte Stadt. „Ich sehe mich durch die Aussage herausgefordert.“ Die Zusammenarbeit mit dem BdS sei der Stadt wichtig. „Dazu brauchen wir auch Konrad Buck“, den er einen Aktivposten in der Stadt nennt.

Wie sieht der BdS-Vorsitzende die Situation?

Aus Bucks Sicht „ist alles in Ordnung. Auch unser Verhältnis wird dadurch nicht gestört“. Er steht aber zu seiner Aussage: „Für mich war es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, wie dramatisch die Situation ist. Deshalb bin ich in dieser Hinsicht zufrieden. Man wird heute oft nur noch dann gehört, wenn man andere Wege geht.“ Dass die Verwaltung gleich befürchte, „dass die Meute vor dem Rathaus steht, hätte ich nicht gedacht“.

Dass die Stadt die völlig falsche Zieladresse für den Ärger der Unternehmer ist, findet Buck nicht: „Die Rathäuser kriegen Vorgaben, und die setzen sie um. Das ist mir zu wenig.“ Er wünscht sich, dass mehr Bürgermeister wie zuletzt in Schwäbisch Gmünd, Schorndorf und Tübingen ihre Stimme für den Einzelhandel erheben. „Das würde schon was bringen oder zumindest den Unternehmern das Gefühl geben, dass sie gehört werden.“

 
 
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