IHK-Ludwigsburg Jahresempfang Von Politikschelte bis KI-Hoffnung

Von Frank Ruppert
In lockerer Atmosphäre nutzten die mehr als 300 Gäste beim Jahresempfang der IHK Ludwigsburg die Gelegenheit, sich nach Corona wieder auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Gäste aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Umweltschutz waren vor Ort. Foto: /Oliver Bürkle

Beim Jahresempfang der IHK-Bezirkskammer blickten die Redner auf die aktuellen Krisen und darauf wie der Kreis zukunftsfähig werden kann. Unter anderem warb der IHK-Präsident Julian Pflugfelder für weniger bürokratische Hürden. Hauptredner MHP-Gründer Dr. Ralf Hofmann erklärte, dass wirtschaftlicher Erfolg nur durch Nachhaltigkeit möglich ist.

Mit einer von Künstlicher Intelligenz erstellten Rede überraschte Florian Pflugfelder, Präsident der IHK-Bezirkskammer Ludwigsburg, beim Jahresempfang der IHK am Mittwochabend im „urbanharbor“ die Gäste. Nur zwei Minuten habe er für die Erstellung dieses ersten Teils seiner Rede gebraucht. Seine ChatGPT-Offenbarung sorgte bei den mehr als 300 geladenen Mitgliedern und Gästen für ein Raunen und kurz darauf für Beifall.

Pflugfelder war der Auftakt zu seinem ersten Jahresempfang in neuer Funktion – er folgte auf den überraschend verstorbenen Thomas Wiesbauer – gelungen. Eine Premiere war zudem, dass nun zum ersten Mal die IHK nicht zu einem Neujahrsempfang sondern zu einem Jahresempfang einlud. Einige rümpften wohl die Nase über den „Neujahrsempfang“ nach den Osterferien, der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch.  

Gute Chancen für Kreis

Der IHK-Präsident ging darauf ein, dass dies aktuell schwierige Zeiten für die Wirtschaft seien und nannte neben dem Klimawandel, die Inflation und den Ukraine-Krieg als einige Gründe für diese Feststellung. Seiner Überzeugung nach habe die Region und der Landkreis aber gute Chancen, gestärkt aus der aktuellen Situation hervorzugehen und es eben anders zu machen als das Negativbeispiel Detroit. Pflugfelder warb bei den Mitgliedern aus Industrie und Handel dafür nach vorne zu schauen. „Wir leben nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft“, sagte er. Es gehe darum neue Wege zu beschreiten und nicht an altem hängen zu bleiben, deswegen sei die Künstliche Intelligenz als große Chance zu begreifen.

Mit Kritik sparte der IHK-Präsident nicht an der Politik. Die Bürokratie und lange Verfahrensdauern bremsten die Wirtschaft. Pflugfelder blickte ins weite Rund und sagte, dass es vor dem Hintergrund besonders bedauerlich und vielleicht auch Zeichen sei, dass nur wenige Politiker den Weg zum IHK-Empfang gefunden hatten.

Bevor dann Hauptredner Dr. Ralf Hofmann, Gründer und Chef von MHP, das Wort ergreifen durfte, wandte sich IHK-Geschäftsführerin Sigrid Zimmerling an die Gäste und dankte wie auch Pflugfelder zuvor der Unternehmerfamilie Mayer für die Einladung in den „urbanharbor“. Zimmerling warb überdies für die Mitgliedschaft bei der IHK und das Ehrenamt.

Nachhaltigkeit essenziell

Hofmann fand in seiner Rede dann teils deutliche Worte. Unter der Überschrift „Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg – zusammen möglich!?“ erklärte er, dass nur Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Erfolg in Zukunft brächte. Das finge schon beim Personal an. „Wir stellen jedes Jahr 500 junge Leute frisch von Uni ein. Die erste Frage, die alle haben, ist wie es bei uns mit der Nachhaltigkeit aussieht. Wer darauf keine Antwort hat, bekommt die Mitarbeiter nicht“, sagte Hofmann. Er stellte zwei Thesen auf. Die erste besagt, dass man mit Verboten wenig erreiche. Es komme für die Wirtschaft darauf an, effizienter zu sein. Effizientere Produkte anzufertigen und so erfolgreich zu werden. „Wenn E-Autos in der Anschaffung und dem Unterhalt billiger und besser werden als Verbrenner, steigen auch Menschen in Indien und China um.“ Die Subventionierung in Deutschland helfe dagegen im großen Zusammenhang wenig.

Zu seiner zweiten These führte er mit Studien hin, die besagten, dass der Abbau des CO2 das heute ausgeschüttet wird zwischen 300 und 1000 Jahre dauere. Heute würde also das CO2, das ein Adliger vor 300 Jahren auf seiner Kutschfahrt emittierte, abgebaut. Daraus folgerte Hofmann, dass selbst bei einer schnellen Reduzierung auf null Emissionen eine Besserung erst mal nicht in Sicht ist. „Wir müssen deshalb im Land der Dichter, Denker und Erfinder Maschinen entwickeln, die uns helfen CO2 abzubauen, um diese Entwicklung nicht nur zu verlangsamen, sondern umzukehren.“ Schon jetzt litten 60 Millionen Menschen unter den Folgen des Klimawandels und müssten ihre Heimat verlassen.

Er warb bei den IHK-Mitgliedern dafür die Hebel, die sie als erfolgreiche Menschen haben, in Bewegung zu setzen, um zu helfen die Entwicklung umzukehren.

 
 
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