Die Arbeiten von Jörg Failmezger sind in Ingersheim präsent. Seine Skulpturen stehen rund ums Rathaus und im nahen Skulpturenpark, dem alten aufgelassenen Friedhof von Großingersheim. Weniger bekannt ist das zeichnerische Werk des Bildhauers, das jetzt mit weiteren Skulpturen bis zum 21. Juni im Rathaus zu sehen ist.
Ingersheim Inspirationen aus der Natur
Der Bildhauer Jörg Failmezger aus Pleidelsheim zeigt im Rathaus Skulpturen und Zeichnungen. Rund 50 Exponate erlauben tiefe Einblicke in das Schaffen des Künstlers.
Schon am Eingang sind zur Einstimmung drei Bilder mit ganz unterschiedlicher Einfärbung zu sehen. Ein Steinblock auf dürrem Land, dann ein in roter Farbe getauchter Block. Dem schließt sich ein Bild mit einem grauen Block an, er ist beschriftet mit weißer Farbe. Es ist ein Bild, wie man es derzeit tagtäglich sieht, es erinnert an ein liegengebliebenes Militärfahrzeug.
Die Arbeiten Failmezgers „bereichern unseren Ort“, sagte dann auch Bürgermeisterin Simone Lehnert in ihrer Begrüßung der Gäste im voll besetzten Ratssaal. Es mache etwas mit den Menschen, wenn sie von Kunst umgeben seien, Failmezgers Ausstellung unter dem Titel „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ bringe Leben in das Rathaus.
Wegbegleiter des Lebens
Während die musikalische Umrahmung in den Händen der Pianistin Isolde Binzer lag, führte die Kunsthistorikerin Cynthia Thumm in die Ausstellung ein, die Failmezger und sein Werk schon seit 2003 kennt. Steine in allen Formen und Bezeichnungen seien Wegbegleiter des Lebens. Sie reichen von Meilensteinen bis zu Grabsteinen, seien aber immer ein kompaktes und optisches Ereignis – und würden so nicht zuletzt zu Sinnbildern.
Als Beispiel nannte sie die Kunst gegen Gewalt des Bildhauers, zu sehen unter anderem im Euthanasie-Mahnmal in Markgröningen, aber auch in einer vier Meter hohen Mahnstele aus Granit auf dem russischen Friedhof in Pleidelsheim und der Skulptur „Schläfer“, die im Ingersheimer Skulpturenpark steht. Der Bildhauer hat dafür einen 40 Tonnen schweren Stein bei Sinsheim ausgesucht, genau am 11. September 2001, dem Tag des Terroranschlages in Amerika. Im Ingersheimer Rathaus ist es allerdings friedfertiger. In Zeichenbüchern sieht man, wie der Bildhauer Themen und Serien entwickelt, er schafft neue Gedanken, neue Formen und neue Bedeutungen, so die Kunsthistorikerin Thumm.
Failmezger schaffe eine seelische und körperliche Beziehung zu seinen Werken, und nichts geschehe außerhalb der Natur. In ihr findet er seinen ganz eigenen Ausdruck des künstlerischen Schaffens, die Skulpturen sollen so zu Freunden werden.
Motivsuche in der Natur
Zur Motivsuche ist Jörg Failmezger viel in der Natur in der näheren Umgebung unterwegs. Hier findet er jene Anregungen, die in seine Arbeiten einfließen. So zeigen sich in der Ausstellung im Rathaus über 20 Bilder und Zeichnungen mit Rahmen, Reliefarbeiten, über zehn Skulpturen und 14 Kleinplastiken in Vitrinen.
Es ist eine Ausstellung, die einen tiefen Einblick in die Arbeits- und Vorstellungswelt Failmezgers gibt, der vor allem durch seine Skulpturen im öffentlichen Raum bekannt geworden ist. Ein Künstler, der in vielen Arbeit Fragen zu Leben und Tod stellt, das Göttliche sucht und der Mystik nicht abgeneigt ist.