Kommunen des Landkreises Ludwigsburg Keine Lust auf Ferienbetreuung?

Von Gabriele Szczegulski
Der frühere Besigheimer Bürgermeister Steffen Bühler gab alljährlich Eis für die Kinder bei der AWO-Stadtranderholung in Ottmarsheim aus . Foto: /Oliver Bürkle

In einigen Kommunen des Landkreises stand die Durchführung der Stadtranderholungen auf der Kippe. Grund: Zu wenig Betreuer, aber auch viel weniger Anmeldungen.

Bernd Kappenmann, Vorsitzender des AWO-Ortsvereins Besigheim, kann endlich aufatmen. Nach Wochen des Bangens ist seit vergangenem Mittwoch klar: Die Stadranderholung, kurz Stara genannt, in Besigheim-Ottmarsheim kann stattfinden. „Es stand wirklich auf der Kippe“, so Kappenmann, dass diese beliebte und traditionsreiche Ferienbetreuung, die seit Jahrzehnten auf dem Sportplatz in Ottmarsheim stattfindet, abgesagt werden musste.

Besigheim 

Denn: Zu wenige Betreuer über 18 Jahre hatten sich gemeldet. Zwar, so Kappenmann, hatten sich für die diesjährige Stara nur 60 Kinder angemeldet – in früheren Jahren waren es fast doppelt so viele –, dazu braucht es aber sieben Betreuer, „das wäre komfortabel“, so der AWO-Vorsitzende. Fünf hatte Kappenmann nach Wochen des Rumfragens, Telefonierens, Überedens, „Betteln gehens“, wie er sagt, in den Besigheimer Vereinen, zusammen gebracht. Er hofft, dass er noch zwei weitere findet.

Gründe, dass sich so wenige als Betreuer zur Verfügung stellen, gebe es schon. Corona hätte einen „harten Schnitt“ gemacht. „Uns fehlen die möglichen Nachrücker, da es zwei Sommer lang keine Stara gab.“. Zudem müssen alle künftigen Betreuer eine 30-stündige Jugendleiterlehrgangsschulung absolvieren. „Das ist vielen zu viel Aufwand, denn da müssen sie mindestens drei Wochenenden opfern“, sagt Kappenmann. Auch der Zuschuss von 25 Euro pro Tag für jeden Betreuer vom Land war unsicher. Auch diese Zusage kam erst in der vergangenen Woche.

„Die Stara geht jedes Jahr grade so auf, da wir im Vergleich noch einen geringen Teilnehmerbeitrag von 200 Euro für zwei Wochen pro Kind verlangen“, so Kappenmann. Dass sich für 2024 nur 60 Kinder für die Stara angemeldet haben, kann er sich eigentlich nicht erklären. „Vielleicht planen die Eltern nicht mehr so langfristig“, sagt er. In der Stadt Kornwestheim, so Kappenmann, wurde die Kinderbetreuung durch die AWO komplett abgesagt, es fanden sich nicht genügend Betreuer.

Bietigheim-Bissingen

Auch die Stadtranderholung der Stadt Bietigheim-Bissingen, so deren Sprecherin Anette Hochmuth, tat sich schwer, alle Helferstellen zu besetzen, doch nach einigen Bemühungen wurden genügend Helfer gefunden. „Da sich dieses Jahr zuerst tatsächlich zu wenige Helfer gemeldet haben, gab es einen Aufruf im Newsletter der Stadt. Dadurch konnten wir zwischenzeitlich weitere Kräfte gewinnen und kommen zurecht“, sagt sie. Das Familienbüro der Stadt, das die Stara organisiert, habe mittlerweile einen Pool an Helferinnen und Helfer über 18 Jahre und auch über Hilfskräfte, die im Alter zwischen 13 und 15 Jahren sind.

Insgesamt arbeiten 30 Jugendleiter in den zwei Wochen der Stadtranderholung mit. 130 Kinder können bei der Ferienbetreuung mitmachen. Mit diesen Zahlen, so bestätigt Ina Klein vom Presseamt der Stadt, sei man wieder auf dem Niveau vor Corona. Geschult werden die Jugendleiter durch ein internes Schulungskonzept im Verlauf diesen Jahres.

Sachsenheim

In Sachsenheim und seinen Teilorten organisiert der Fachbereich Bildung, Betreuung und Bürgerengagement der Stadt laut deren Sprecher Arved Oestringer, die Ferienbetreuung. Die jährliche Stadtranderholung in den Sommerferien findet jeweils eine Woche in Kleinsachsenheim und eine Woche in Hohenhaslach für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren statt. Die Kinder werden von vier hauptamtlichen Mitarbeitern aus der Verwaltung und dem Jugendhaus sowie bis zu 15 ehrenamtlichen Helfern betreut.

Die Organisation der Ehrenamtlichen übernimmt der kommunale Jugendreferent. „Die Stellen sind derzeit noch nicht besetzt“, sagt Oestringer, aber: „In diesem Jahr stehen der Stadt Sachsenheim genügend Betreuerinnen und Betreuer zur Seite“. Er sehe keinen Mangel an ehrenamtlichen Helfern.

Bönnigheim

Die Stadt Bönnigheim wird in diesem Jahr erstmals keine eigene Ferienbetreuung anbieten (die BZ berichtete). Bisher hatte die Diakonische Jugendhilfe Heilbronn diese in der Ganerbenstadt organisiert, hat sich aber Ende vergangenen Jahres aus der offenen Jugendarbeit zurückgezogen. Allein mit ehrenamtlichen Helfern sei die Betreuung der Kinder aus Bönnigheim, Kirchheim und Erligheim angesichts der gesetzlichen Vorgaben, also der vorgeschriebenen Jugendleiterschulung, nicht zu stemmen, erklärte die Verwaltung, und wollte die Ferienbetreuung in der Stadt ganz kippen.

Doch der Bönnigheimer Gemeinderat, vor allem die SPD-Fraktion, wollte dies nicht akzeptieren. Man müsse eine Lösung finden, so hieß es. Die Bönnigheimer Verwaltung schlug in der Folge vor, die Deutsche Kinder Sportakademie Ludwigsburg zwei Wochen lang mit der Betreuung der Ferienkinder in der Wiesentalhalle Hohenstein zu beauftragen. Man sei mit deren Geschäftsführer, Michael Bentz, in den letzten Verhandlungen.

Allerdings: Bönnigheims Fachbereichsleiterin Alexandra Kindler sagte: „Es muss klar sein, dass es sich nun um ein Sportangebot handelt, das nicht so kostengünstig wie die Stara sein wird.“ Die Vereine mit ins Boot zu holen, so sagte Bürgermeister Albrecht Dautel, sei organisatorisch schwierig. Aus dem Gemeinderat war der Vorschlag gekommen, dass Vereine einen Teil der Stara übernehmen, sodass die Kosten für die Eltern nicht zu hoch würden.

 
 
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