Kreis Ludwigsburg Damit es läuft wie geschmiert

Von John Patrick Mikisch
Seit 2014 gibt es eine automatische Verkehrsregelung auf der A 81 zwischen Leonberg und Mundelsheim. Nicht immer ist für Autofahrer nachvollziehbar, warum sie langsamer fahren müssen. Foto: /Martin Kalb

Autofahrerrätsel: Warum taktet die Verkehrsregelungsanlage auf der A 81 den Verkehr herunter, wenn es gar keinen Stau gibt? Oder etwa doch?

Montagmorgen, Rushhour im Kreis Ludwigsburg und im Umland. Auf der A 8 am Kreuz Leonberg schleppt sich der Verkehr mal wieder Stoßstange an Stoßstange dahin. Auch auf der A 81 hinterm Engelbergtunnel geht es nur langsam voran: Die automatische Verkehrsregelung zeigt Tempo 60 an. Dabei ist die Strecke komplett frei, die Fahrzeugdichte überschaubar. Wieso passt das zusammen? Die BZ hat nachgefragt.

Der Spanngurt war schuld

Schuld war ein Spanngurt, der zwischen den Anschlussstellen Stuttgart-Feuerbach und -Zuffenhausen auf der Fahrbahn lag, wie Petra Hentschel von der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH mitteilte. Seit 2021 ist die bundeseigene Firma für das Autobahnnetz zuständig. Im Bereich der Niederlassung Südwest sind das 1050 Streckenkilometer, 52 davon liegen zwischen Leonberg und der Anschlussstelle Mundelsheim. Ein viel befahrener Abschnitt: Mehr als 129 000 Fahrzeuge sind dort laut Autobahn GmbH täglich unterwegs, ungefähr jedes elfte ist demnach ein Lkw.

Besonders oft staut es sich dabei zwischen der Abfahrt Stuttgart-Feuerbach und dem Engelbergtunnel: 1466 Stunden standen Autofahrer laut ADAC dort 2023 im Stau – Platz drei in den landesweiten Stau-Charts. Nur an der Großbaustelle bei Pforzheim-Ost verbrachten Fahrer noch mehr Zeit im Stau: 2826 Stunden in Richtung Karlsruhe und 1642 Stunden in Richtung Stuttgart.

Alle 15 Sekunden aktualisiert

Dafür, dass der Verkehr zwischen Leonberg und Mundelsheim flüssiger läuft, soll seit 2014 eigentlich eine sogenannte Streckenbeeinflussungsanlage sorgen. Die verfügt über rund fünf Dutzend Messstationen, die neben Verkehrsaufkommen und -dichte, Geschwindigkeit und Störungen wie Stau auch Parameter wie Nebel erfassen. Sie werden automatisch alle 15 Sekunden aktualisiert.

Registriert die Anlage dichten Verkehr, reduziert sie über ihre 33 elektronischen Anzeigen die Höchstgeschwindigkeit. Das kann sowohl automatisch als auch per Hand geschehen, denn die Daten laufen in der regionalen Verkehrsleitzentrale der Autobahn GmbH in Stuttgart zusammen.

Dort kam am Montagmorgen auch gegen 8.30 Uhr die Meldung an, dass ein Spanngurt auf der Autobahn liegt. Die Zentrale drosselte daher die Höchstgeschwindigkeit auf 60 Stundenkilometer, bis die Polizei den Gurt eingesammelt hatte. Nach etwa 45 Minuten konnte das Tempo wieder erhöht werden. Gut möglich, dass viele Autofahrer die Ursache gar nicht bemerkt haben. Denn die Anlage soll den Verkehr ja möglichst flüssig halten. Stellt sie beispielsweise in einem Messquerschnitt stockenden Verkehr fest, kann sie im davor liegenden Abschnitt das Tempo für Autofahrer drosseln. Im Idealfall löst sich der Verkehrsstau auf, bis der Fahrer dort überhaupt ankommt, so Petra Hentschel.

Um den Fluss aufrecht zu erhalten, können zudem die Standspuren für den Verkehr freigegeben werden: Temporäre Seitenstreifenfreigabe (TSF) heißt das im Verwaltungsdeutsch. Entsprechend ausgebaute Standspuren gibt es derzeit zwischen Ludwigsburg-Süd und Stuttgart-Zuffenhausen in beide Richtungen sowie von Zuffenhausen bis Feuerbach Richtung Süden. Eine Verlängerung der TSF zwischen Ludwigsburg-Nord und -Süd ist laut Autobahn GmbH in Planung.

Feuerwehr und Busse bevorzugt

Auf automatische Verkehrsleitung setzt auch die Stadt Ludwigsburg. Sie rüstet ihre Ampeln seit 2019 technisch auf. So sollen Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge bei Einsätzen automatisch digital Vorfahrt bekommen. Perspektivisch soll das System laut Stadt auch auf Busse ausgedehnt werden. So soll der ÖPNV in der Kreisstadt zukunftsfest werden.

 
 
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