Kreis Ludwigsburg Ingersheim segnet jetzt auch Homo-Ehen

Von Petra Neset-Ruppert
14.02.2022, Baden-Württemberg, Mannheim: Zwei Besucher verfolgen die Predigt bei einem queeren Gottesdienst mit Jazz-Musik in der CityKirche Konkordien. Foto: Uwe Anspach/dpa dpa-Bildfunk Foto: Uwe Anspach

Kleiningersheim ist die erste Gemeinde im Dekanat Besigheim, die Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare anbietet. Im Kreis Ludwigsburg sind bereits fünf Gemeinden diesen Schritt gegangen.

Die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist im Kirchenrecht – sowohl im katholischen als auch im evangelischen – nicht vorgesehen. Doch seit einiger Zeit tut sich etwas in den Kirchen. Die württembergische Landessynode der Evangelischen Kirche hatte 2019 ein Gesetz beschlossen, mit dem nun auch für gleichgeschlechtliche Paare Segnungsgottesdienste möglich sind. Ob diese Möglichkeit auch genutzt wird, entscheiden jedoch die Kirchengemeinden selbst. Denn sie müssen einen Prozess anstoßen, in dem sich die Gemeinde aktiv für die Gottesdienste ausspricht. Als erste Kirchengemeinde des Besigheimer Dekanats, der Bezirk reicht von Bietigheim-Bissingen bis Lauffen – hat sich nun die Kleiningersheimer Gemeinde dazu entschlossen, diese Segnungsgottesdienste anzubieten.

„2017 hatten wir die Gemeinde schon zu diesem Thema bei einem Informationsabend befragt, das Interesse war relativ gering. Doch jetzt sind wir den Schritt gegangen und können diese Gottesdienste anbieten“, erzählt Pfarrerin Petra Frey. Im Oktober wurden die Mitglieder der Kirchengemeinde dazu befragt, danach wurden die Rückmeldungen im November an den Kirchengemeinderat weitergegeben. Eine „überwältigende Mehrheit“ habe sich für die Gottesdienste ausgesprochen und so habe der Gemeinderat sich ebenfalls dafür entschieden. „Bei so viel Rückenwind ist dem Kirchengemeinderat die endgültige Entscheidung leichtgefallen“, heißt es in einer Mitteilung der Kleiningersheimer Kirchengemeinde.

Notwendiger Schritt

Dekan Eberhard Feucht begrüßt diesen Schritt ebenfalls: „Es war höchste Zeit, dass sich die Landessynode für diese Öffnung entschieden hat. Ich begrüße das Vorgehen von Kleiningersheim und freue mich, dass sich auch andere Gemeinden auf diesen Weg gemacht haben.“ Auch die Gesamtkirchengemeinde Bietigheim hat, laut Pfarrer Berhard Ritter, beschlossen einen Antrag an die Landeskirche zu stellen und damit den Prozess anzustoßen.

„Das Thema wurde in der Synode 2019 kontrovers diskutiert. Leider hat Corona dann dazu geführt, dass andere Themen in den Vordergrund gerückt sind. Jetzt müssen wir diesem Thema den öffentlichen Raum geben, um weiter darüber zu diskutieren“, betont Dekan Feucht. Für Pfarrerin Petra Frey steht fest: „Wenn nur das ein oder andere Paar diese Möglichkeit nutzt und weiß, dass sie in der Kirche ihre Heimat haben, dann hat sich dieser Prozess schon gelohnt.“

Schritt sei positiv

Auch andere Gemeinden im Kreis haben den Schritt gewagt und bieten Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Eheschließungen an. Dazu gehören Asperg, Freiberg, Markgröningen, Ludwigsburg-Kreuzkirche und Ludwigsburg-Hoheneck. Seit Mai 2020 kann die Kirchengemeinde Freiberg am Neckar diese Gottesdienste anbieten. Zwar gab es seitdem eine Anfrage, doch diese wurde aufgrund der Coronabestimmungen wieder abgesagt, berichtet Pfarrer Matthias Wirsching. Besonders bei den jüngeren Gemeindemitgliedern sei die Rückmeldung zu dieser Entscheidung besonders positiv ausgefallen, heißt es aus Freiberg. In Asperg und Markgröningen sei das Angebot bisher auch noch nicht in Anspruch genommen worden. „Aber 2021 gab es insgesamt wenig Trauungen wegen Corona“, erklärt Aspergs Pfarrer Martin Merdes.

„Um Offenheit und Respekt für die Position ‚der anderen’ in dieser Diskussion werben wir und sind dankbar, dass genau diese offene und respektvolle Haltung von der Mehrheit der Gemeinde so gelebt wird“, sagt Markgröningens Pfarrer Frank Dettinger. Denn nicht alle Mitglieder der Kirchengemeinde sahen die Öffnung durch die Segnungsgottesdienste so positiv.

Momentan bieten 71 Gemeinden in Württemberg die Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare an. „Das sind überwiegend Stadtgemeinden. Es ist schon etwas exotisch, das als Dorfgemeinde, wie wir es sind, umzusetzen“, sagt Pfarrerin Frey. Sie freue sich, dass ihre Kirche nun offen sei für die Segnungsgottesdienste. Interessierte Paare können sich direkt mit ihr in Verbindung setzen.

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