Kreis Ludwigsburg Jagdjahr endet bald, Wildfleisch beliebt

Von Bigna Fink
Das Jägerehepaar Jeannette Weitz und Wolfgang Schloz aus Hohenhaslach mit Jagdhündin Dana. Foto: /Martin Kalb

Das Jägerehepaar Wolfgang Schloz und Jeanette Weitz aus Hohenhaslach blicken auf das zu Ende neigende Jagdjahr. Das Wild, so ihre Beobachtung, ziehe sich durch die vielen Waldbesucher immer mehr in die Nacht zurück.

„Das Wild leidet derzeit keine Not“, ist die Beobachtung von Wolfgang Schloz aus Hohenhaslach, der Jäger in den Wäldern von Ensingen und Sersheim ist. Es war laut dem 73-Jährigen ein enormes Eichelmastjahr, das Wild hat aufgrund der zwei sehr milden Winter genug zu essen.

Das Jagdjahr 2022/2023 ist am 31. März zu Ende. Die Jagdzeit des Rehwilds, das in Baden-Württemberg mit Abstand am häufigsten gejagt wird, endet am 31. Januar. Ab Mitte Mai werden wieder im Rahmen der gesetzlich geregelten Abschussplanung Rehböcke erlegt. Der Rehbestand im Landkreis sei normal, heißt es von der Jägervereinigung Ludwigsburg.

Zahl der Waldbesucher steigt

Verändert haben sich laut der Jäger die Zeiten, in denen das Wild aktiv ist: „Der Wald ist sehr beunruhigt“, zieht Wolfgang Schloz Bilanz. „Die Leute sind, verstärkt auch durch die Coronazeit, viel mehr als früher im Wald unterwegs.“ Von Spaziergängern bis spät abends, Joggern mit Stirnlampe, Mointainbikern, die abseits der Wege fahren und freilaufenden Hunden: Die vielen Waldbesuche führten dazu, dass das Wild „immer heimlicher“ werde, sich also immer mehr in die Nacht zurückziehe.

Deshalb bitten er und auch die Jägervereinigung Ludwigsburg die Menschen, Hunde an der Leine zu führen und allgemein auf die Natur Rücksicht zu nehmen. Es gebe ein ungeschriebenes Gesetz für Waldbesucher, heißt es von der Jägervereinigung Ludwigsburg: eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang nicht mehr den Wald zu betreten.

150 Rehkitze gerettet

Zur Pflicht der Jäger gehört die Hege und Pflege des Wilds, und so zählt auch die Rettung der Rehkitze zu den eheramtlichen Aufgaben der Waidmänner und -frauen. In diesem Jagdjahr kamen vier Drohnen zum Einsatz, heißt es von der Jägervereinigung Ludwigsburg. Sie halfen den Jägern dabei, um die 150 der Jungtiere in den Feldern des Landkreises vor dem Tod durch die Mähmaschinen zu bewahren.

Kritik und Wertschätzung

Auf zehn Drückjagden war Wolfgang Schloz in diesem Jagdjahr, der jeden Tag bei jedem Wetter im Wald ist. „Bei 98 Prozent der Jagden passiert nichts, wird nicht geschossen“, erzählt seine Frau Jeanette Weitz, die seit 20 Jahren ebenfalls Jägerin ist. Die 58-Jährige wird am kommenden Samstag noch „gemeinsam mit 15 Damen auf Entenjagd gehen“.

Beide lieben die Arbeit in der Natur und „mit dafür zu sorgen, dass der Wald in Ordnung ist“. Im Hegering Stromberg, wo das Paar jagt, gibt es circa 200 Jägerinnen und Jäger laut der unteren Jagdbehörde im Landratsamt Ludwigsburg.

Manchmal stößt Wolfgang Schloz als Jäger auch auf aggressive Kritik von Waldbesuchern, werde gar als Mörder bezeichnet. „Aber es gibt auch viele einsichtige Leute, die unsere Arbeit schätzen.“ Das Wildfleisch sei natürlich eine weitere Motivation für das Jägerpaar, zu jagen. „Früher habe ich Jäger verurteilt, heute finde ich es die artgerechteste Weise, Fleisch zu konsumieren,“ sagt Jeanette Weitz.

Wildfleisch stark nachgefragt

Das Jägerpaar verarbeitet seine erlegten Tiere selbst. Auf Anfrage verkaufen sie Reh- und Wildschweinbraten, solange der Vorrat reicht. Wildfleisch kann allgemein von Jägern, beim Wildbrethandel und in manchen Metzgereien erworben werden.

„Diesen Winter gab es eine wahnsinnig hohe Nachfrage nach Wildfleisch bei uns“, berichtet Jeanette Weitz. Besonders um die Weihnachtszeit seien die Anfragen enorm. Dagegen schmecke doch zum Beispiel auch ein gegrilltes Stück Wildschweinsteak im Sommer vorzüglich, empfiehlt ihr Mann.

Rezept für Wildschweinbraten

Daheim in seiner Jägerstube
in Hohenhaslach verrät Wolfgang Schloz den BZ-Lesern sein Rezept für einen deftigen Wildschweinbraten: Das Bratenstück drei bis vier Minuten scharf anbraten. Separat Wurzelgemüse rösten und mit etwas Mehl anschwitzen, anschließend mit Rotwein ablöschen. Das Fleisch in die Pfanne geben und alles kurz aufkochen lassen. Den Topf über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag den Gemüsesud mit dem Fleisch kurz aufkochen lassen und in der Backröhre bei 80 Grad zwischen zwei und drei Stunden garen lassen. Soße abseihen und zum Braten mit Knödeln, Spätzle der Kartoffelbrei servieren. Guten Appetit!

 
 
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