Kreis Ludwigsburg Medaillen für die Fluthilfe im Ahrtal

Von Jörg Palitzsch
Verleihung der rheinland-pfälzischen Fluthilfemedaille (Ahrtal 21) durch Dietmar Allgaier im Atrium des Landratsamts – circa 70 Helferinnen und Helfer wurde ausgezeichnet. Foto: /Oliver Bürkle

Landrat Dietmar Allgaier zeichnet rund 70 Helferinnen und Helfer aus dem Landkreis aus, die 2021 in der Not mitgeholfen haben.

Das Wasser kam am 14. Juli 2021 sehr schnell. In Altenahr stieg der Pegel stündlich, von 14.30 Uhr von 1,38 Meter auf sieben Meter bis 23 Uhr. Jener Zeitpunkt, an dem im Kreis Ahrweiler der Katastrophenalarm ausgelöst und zu einer Teil-Evakuierung aufgerufen wurde. Es herrschten lebensbedrohliche Zustände, auf vielen Kilometern Länge wurden entlang der Ahr, ein Nebenfluss des Rheins, die Häuser überflutet.

Ebenso schnell waren auch die Helfer aus dem Landkreis Ludwigsburg vor Ort, nachdem das Land Rheinland-Pfalz bei den anderen Bundesländern um Hilfe gebeten hatte. Erste Hilfskräfte starteten bereits am Morgen nach der Katastrophennacht.

Hilfe in der Not

Aus dem Landkreis wurden vier Krankentransportwagen, zwei Hochwasserzüge mit jeweils fünf Fahrzeugen des Katastrophenschutzes und 17 Mitglieder der Psychosozialen Notfallversorgung in Richtung Ahrtal in Marsch gesetzt. „Als der Hochwasserzug in Bietigheim-Bissingen abgefahren ist, war ich kurzfristig vor Ort, um die Mitglieder der Feuerwehr zu verabschieden. Ich erinnere mich gut, wie konzentriert sie waren, wie professionell und schnell sie ihre Vorbereitungen getroffen haben, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie in diesen Stunden und Tagen höchster Not Hilfe geleistet haben“, so Landrat Dietmar Allgaier in seinem Grußwort am Dienstagabend im Kreishaus bei der Ehrung der Einsatzkräfte mit Fluthilfemedaillen, Urkunden und Dankschreiben.

Für die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Bietigheim-Bissingen, Vaihingen, Marbach, Ludwigsburg, Oberstenfeld, Remseck und Tamm, wie auch dem Roten Kreuz und der Psychosozialen Notfallversorgung sei es selbstverständlich gewesen, Hilfe zu leisten, so Allgaier weiter. Die letzten Helfer beendeten ihren Einsatz mehr als einen Monat nach der katastrophalen Hochwassernacht.

Die Auszeichnung mit der Fluthilfemedaille des Landes Rheinland-Pfalz sei ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung, wenn auch etwas verspätet, so Allgaier.

Aus Fehlern lernen

Der Landrat vermied es natürlich, sich an Spekulationen über Schuld und Unschuld der Flutkatastrophe zu beteiligen, aber man müsse selbstverständlich aus Fehlern lernen.

Wie es vor Ort war, berichtete der Bissinger Feuerwehrmann Manfred Daub gegenüber der BZ, der mit seinen Feuerwehrkameraden ausgezeichnet wurde. Er war mit den Wehren aus Vaihingen und Marbach vier Tage lang in Kordel im Landkreis Trier-Saarburg im Einsatz.

Das Wasser der Kyll sei zwar schon am Abfließen gewesen, gleichwohl habe man damit begonnen, das Wasser aus der Hauptstraße und den Gebäuden zu bekommen. Daub zeigte Luftaufnahmen des Ortes, die deutlich machten, mit welcher Macht das Wasser in die Gemeinde drang. „Das hat mich an das Hochwasser 1993 erinnert, als Untermberg unter Wasser stand“, so Daub. Bezirksbrandmeister Adrian Wibel ließ ebenfalls die Ereignisse nochmals Revue passieren. Der Starkregen habe die Bevölkerung binnen einer Nacht vor große Herausforderungen gestellt.

Ganze Landstriche verwüstet

Ganze Landstriche seien verwüstet worden und es habe eine erschreckend hohe Zahl an Toten gegeben. Gleichwohl sei der Einsatz der Hilfskräfte aus dem Landkreis ein gutes Beispiel für die länderübergreifende Solidarität gewesen. „Sie haben die Not gelindert, aber auch Hoffnung gegeben“, so Wibel. Die im Namen der baden-württembergischen Landesregierung verliehene Medaillen des Landes Rheinland-Pfalz seien Symbole für einen vorbildlichen Einsatz.

Die Feuerwehren und Rettungsorganisationen, so da Fazit, waren schnell vor Ort und leisteten professionelle Hilfe. Die Ehrung fällt allerdings in eine Zeit, in der der Katastrophenschutz immer noch in ehrenamtlichen Händen liegt.

Begleitet wird dies von der Ankündigung von Innenministerin Nancy Faeser, die angestiegenen Summen für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, Technisches Hilfswerk und Katastrophenhilfe wieder kürzen zu wollen.

Ruf nach Vollfinanzierung

Klagen kommen vom Roten Kreuz, dass für die Ausbildung und Ausstattung der Helfer zum größten Teil Spendengelder aufgewendet werden müssen. Deshalb wird der Ruf nach einer Vollfinanzierung laut.

Landrat Dietmar Allgaier sicherte am Dienstag unterdessen zu, der Landkreis werde auch weiter hinter den Feuerwehren und Hilfsorganisationen stehen.

 
 
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