Kreis Ludwigsburg Pro und kontra Hitzeaktionsplan

Von Jörg Palitzsch
Beim Aktionstag „Ludwigsburg kühlt sich ab“ auf dem Rathaushof der Barockstadt ging es im Juli 2022 schon darum, wie man großer Hitze begegnet. Foto: /Oliver Bürkle

Braucht es einer einheitlichen Vorgabe, was Menschen bei großer Hitze tun oder besser lassen sollen. Die Gesundheitsdezernentin des Landkreises ist dafür, im Kreistag gibt es auch Kritiker. Diese führen die Selbstverantwortung an und lehnen zu viele Vorgaben staatlicherseits ab.

Es war nur eine Kenntnisnahme mit dem Titel „Auf dem Weg zu einem Hitzeaktionsplan“, der in der jüngsten Sitzung dem Sozialausschuss vorgelegt wurde, dennoch führte dies zu einer angeregten Debatte über den Sinn und Unsinn eines solchen Plans.

Auf der einen Seite Dr. Karlin Stark, Dezernentin des Landratsamts für Gesundheit und Verbraucherschutz, die den Hitzeaktionsplan mit nachvollziehbaren Argumenten vorbrachte. So tagte bereits im Juli 2022 und März 2023 ein „Runder Tisch Hitzeaktionsplan“, ein Folgetreffen findet am 24. Mai statt. In einem weiteren Schritt soll nun ein Hitzealarmierungsplan aufgestellt werden. Die Gründe dafür, so Stark, sind etwa die letzten acht Jahre, die zu den heißesten zählten, seit es Wetteraufzeichnungen gibt.

Noch mehr Hitzetote

Besonders betroffen von hohen Extremtemperaturen seien Kinder, Schwangere und ältere Menschen. Deshalb gelte es, Maßnahmen zu ergreifen, um nicht nur das Wohlbefinden zu verbessern, sondern im Landkreis die gesundheitlichen Folgen für Einzelpersonen und, damit einhergehend, die Belastungen des medizinischen Versorgungssystems zu reduzieren. „Wir müssen den Menschen schützen, es gab schon Hitzetote – und es werden noch mehr“, so die düstere Prognose der Ärztin.

Mit einer Meldekette – etwa vom Gesundheitsamt bis in die Kindergärten und Schulen – sowie einer Aufklärungskampagne will man gegensteuern. So soll es für Ärzte Merkblätter geben, damit diese die Medikamente für ihre Patienten anpassen können. Mit einem Hitzeaktionsplan sei der Landkreis Ludwigsburg zudem Vorreiter, ergänzte lobend Landrat Dietmar Allgaier.

Dem pflichtete Brigitte Muras von den Grünen bei, der Plan vereine Prävention und Aktion. Und ein Umdenken finde langsam auch bei den Bürgermeistern statt, wo eine Vorstellungsrunde des Hitzeaktionsplanes von Karlin Stark bereits auf Kritik gestoßen war. Der frühere Kinderarzt Dr. Vassilios Amanatidis (FW) wies auf zwei Personengruppen hin, die es besonders zu schützen gelte. Landwirte, die den ganzen Tag bei großer Hitze auf dem Feld arbeiten, und Kinder, die man in Fußballvereinen bei 30 Grad spielen lasse.

Ganz anders sah es Erika Schellmann von der FDP. Sie appellierte an den gesunden Menschenverstand: „Wenn es draußen 35 Grad warm ist, dann weiß ich doch, dass es heiß ist.“ Sie wolle sich daher nicht bevormunden lassen, wie man zu reagieren habe. Dies brachte ihr die ungeteilte Zustimmung des Pleidelsheimer Bürgermeisters und CDU-Kreisrates Ralf Trettner ein. Man habe doch schließlich mündige Bürger, die man nicht zur Hilflosigkeit erziehen solle.

Stark denkt an die Kinder

Er appellierte an die Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen, und wenn in einem Pflegeheim keine Rollladen vor Hitze schützen, müsse man eben mit Nachdruck darauf hinweisen. Trettner lud Erika Schellmann deshalb zur nächsten Bürgermeisterversammlung ein, um sich zum Thema Hitzeaktionsplan kritisch auszutauschen.

Dr. Karlin Stark versicherte dann auch, man wolle nicht alles deklarieren, und Kreisrätin Muras betonte, man dürfe nicht alles der Eigenverantwortung überlassen. So seien etwa Kinder in ihrer Urteilsfindung eingeschränkt. Ein Beschluss wurde noch nicht gefasst, obwohl das Thema Hitzeaktionsplan wieder auf der Tagesordnung zu erwarten ist – spätestens vor der nächsten Hitzewelle.

  Jörg Palitzsch

 
 
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