Kreis Ludwigsburg Wie sparen Kirchengemeinden Energie?

Von Redaktion
Nur noch auf 13 Grad wird auch die Bietigheimer Laurentiuskirche in der kalten Jahreszeit erhitzt. Die katholische Gemeinde hält sich damit an Vorgaben der Diözese. Foto: /Oliver Bürkle

Die Energiekrise wirkt sich auch auf die Kirchengemeinden im Landkreis aus. In ihnen wird gerade intensiv über Maßnahmen zum Energiesparen beraten.

Von ganz oben, aus der katholischen Diözese oder der evangelischen Landeskirche, bekamen sowohl das katholische Dekanat Ludwigsburg als auch die evangelischen Kirchenbezirke Besigheim und Vaihingen/Ditzingen die Order, im Zeichen der Energiekrise an Strom und Heizung zu sparen. Die Kirchengemeinden reagieren in verschiedenster Weise auf die Energiekrise. Da ist Kreativität gefragt, um Gottesdienste nicht nur in kalten Kirchen abzuhalten, die in den meisten Gemeinden ab sofort nicht mehr beheizt werden.

Evangelischer Kirchenbezirk Ludwigsburg

„Wir wägen sorgfältig ab, was wirtschaftlich möglich ist, andererseits für unsere Gemeindemitglieder zumutbar ist“, sagt Franziska Käfferlein, Klimaschutzmanagerin für den evangelischen Kirchenbezirk Ludwigsburg. Niemand setze sich bei unter zehn Grad in den Gottesdienst. „In diesem Winter erfolgt keine einheitliche Beheizung der Kirchen.“ In einigen Gemeinden sei bei 12 Grad Schluss ist, anderorts werde nicht geheizt. Eine Alternative, die in den Fokus rückt, ist die Winterkirche. Bei ihr wird der Gottesdienst in einem abgetrennten Raum abgehalten. Mal im Kirchengebäude, mal nebenan. In der Ludwigsburger Auferstehungskirche oder in Hoheneck wird im Gemeindezentrum gefeiert.

Evangelischer Kirchenbezirk Besigheim

Gute Erfahrungen machte das Dekanat Besigheim im Vorjahr mit der Winterkirche im Ottmarsheimer Gemeindehaus. Das Konzept könnte im Kirchenbezirk in anderen Gemeinden Schule machen. „Und wir überlegen, Gottesdienste zentral, also nicht in jeder Gemeinde, abzuhalten“, so Dekan Eberhard Feucht, der Ressourcenschonung sowieso als Grundanliegen ansieht. „Gleichwohl liegen uns die Menschen am Herzen, die von den finanziellen Belastungen betroffen sind.“

Laut Bernhard Ritter, Pfarrer an der Bietigheimer Stadtkirche, wurde in den Gemeindehäusern der evangelischen Stadtkirchengemeinde die Temperatur um zwei Grad reduziert. In der Stadtkirche sei die Heizung ganz aus. Dort gibt es eine Umluftheizung, die auch coronabedingt ausbleiben musste, insofern seien es die Kirchenbesucher schon gewöhnt. Die Kirche habe aber Decken angeschafft. In Metterzimmern bleibe bei jeder zweiten Kirchenbank die Heizung aus, so Ritter. In den Büros der Verwaltung werde gerade ausprobiert, wie gespart werden kann. Er setze dabei auf Eigenverantwortung, meint der Pfarrer, der zugleich betont, die Mitarbeiter sollten auch nicht im Kalten sitzen.

„Die Solidarität ist uns wichtig“, sagt Ritter zum Energiesparen. „Wir müssen aber auch selbst sparen.“ Denn die evangelischen Kirchengemeinden in der Stadt heizen mit Gas, die Preise sind bekanntlich gewaltig gestiegen. Ende 2022 läuft der Vertrag über die Lieferung von Gas wie auch Strom aus, und Ritter verhandelt derzeit im Auftrag der Kirchengemeinden Bietigheim, Bissingen und Metterzimmern, des Hospizes und der Diakonie über einen neuen Vertrag. Es zeichne sich ein kräftiger Preisanstieg an, sagt Ritter, der versucht, für die Kirche als „Großkunde“ günstige Bedingungen auszuhandeln. Ansonsten gelte es, den Verbrauch zu reduzieren.

Für die Stadtkirche gelte, dass man in den kommenden Wochen und Monaten versuchen will, so lange wie möglich in der Kirche zu bleiben. Sollte es zu kalt werden, wolle man den Gottesdienst ins Gemeindehaus verlegen, so Ritter. Weihnachten soll aber auf jeden Fall in der Kirche stattfinden, ebenso Konzerte wie die „Musik zum Jahreswechsel“. Die Vorlaufzeiten beim Heizen sollen dann aber verringert werden. Was die Idee anbelangt, Wärmehallen oder -stuben einzurichten, weist Pfarrer Ritter darauf hin, dass das Gemeindehaus in Bietigheim ohnehin geheizt werde, da dort die Diakonische Bezirksstelle und die Verwaltung untergebracht sind. Wenn Bedarf da sei, könnte hier auch eine Wärmestube eingerichtet werden. „Die grundsätzliche Bereitschaft ist da“, sagt Ritter.

Evangelische Kirchengemeinde Bönnigheim

Der Kirchengemeinderat in Bönnigheim hat beschlossen, im Gemeindehaus und in der Pfarrscheuer in Hofen nur noch bis zu einer Temperatur von 19 Grad zu heizen. In der Cyriakuskirche wird die Temperatur auf 15 Grad begrenzt. Von Januar bis März werden die Gottesdienste in Bönnigheim im Gemeindehaus gefeiert. In den Kirchen in Hofen und Hohenstein werden nur einzelne Bereiche mit den elektrischen Unterbankstrahlern beheizt. „Das bedeutet für uns, dass wir uns bei Veranstaltungen in den Gebäuden warm anziehen müssen. Wir denken jedoch, dass dies gut möglich ist“, schreibt das Pfarramt.

Evangelischer Kirchenbezirk Vaihingen/Ditzingen

„Sparmaßnahmen werden aber schon allein aus haushaltstechnischen Gründen getroffen – die Kirchengemeinden stehen wie alle Institutionen und Haushalte durch die aktuelle Energiekrise auch vor einer großen finanziellen Herausforderung“, sagt Frank Dettinger, Beauftragter für Pressearbeit im evangelischen Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen.

Er nennt die in der evangelischen Kirchengemeinde Markgröningen schon getroffenen Maßnahmen als Beispiel für andere Gemeinden: In den kalten Wintermonaten werden die Gottesdienste statt in der Kirche im Gemeindehaus stattfinden. Schon jetzt wurde die Temperatur im Gemeindehaus gesenkt und in der Kirche wird nur noch mit Bankstrahlern in geringem Umfang geheizt – auf die Raumheizung wird komplett verzichtet. Die Fassadenbeleuchtung der Bartholomäuskirche wurde deaktiviert. Die Mitarbeiter werden explizit zu einem achtsamen Umgang mit Energie aufgerufen.

Katholisches Denkanat Ludwigsburg

Die Diözese Rottenburg/Stuttgart hat empfohlen, die Kirchen nur noch bis 13 Grad aufzuheizen. Alexander König, Dekan des katholischen Kirchenbezirks Ludwigsburg, sagt, dass schon jetzt viele Gottesdienste in den katholischen Kirchengemeinden in den Gemeindehäusern stattfinden. „Die Gemeindehäuser sind besser zu heizen, sie haben nicht die Höhe wie die Kirchen und sind besser isoliert. Oft finden dann vor oder nach dem Gottesdienst auch andere Veranstaltungen im gleichen Raum statt, dann ist er schon geheizt“, so König. Die Kirchen werden deutlich weniger und geringer beheizt, die meisten hielten sich an die Vorgaben aus Rottenburg. Das gehe, weil die Gemeinde in Jacke und Mantel am Gottesdienst teilnimmt. „Wir müssen jetzt Erfahrungen damit sammeln. Es soll auf jeden Fall nicht so sein, dass Gläubige auf den Gottesdienst verzichten, weil es ihnen zu kalt ist.“ Der andere Hinweis von Rottenburg sei, „dass wir auch nicht so heizen dürfen, dass wir zum Schluss der Schimmelbildung Vorschub leisten. Manche Gemeinden haben bereits Messgeräte gekauft, dass sie die Feuchtigkeit der Wände messen können“, sagt der Dekan.

Katholische Gesamtkirchengemeinde Bietigheim-Bissingen

Der katholische Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Bietigheim-Bissingen, Roland Deckwart, teilte seinen Gemeindemitglieder in einem Gemeindebrief mit, dass in der gesamten Heizperiode alle drei katholischen Kirchen nur noch bis 13 Grad beheizt werden. Jedes Grad weniger spare sechs Prozent an Heizkosten ein. Die Temperatur in den Kirchen sei in den vergangenen Wintern sowieso oft zu warm gewesen, so Deckwart in dem Schreiben. Gemeindehäuser als Ausweichmöglichkeiten vorzusehen, sei nicht geplant, so Deckwart. „Unsere Kirchen bleiben für die Gottesdienste offen.“

Katholische Kirchengemeinde Sachsenheim/Sersheim

„Wir nehmen die Situation ernst“, berichtet Sunny Muckumkal, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinden in Sachsenheim und Sersheim. „Während des Gottesdienstes wird in den nicht mehr geheizt“, so Muckumkal, der seit 22 Jahren Seelsorger der beiden Kirchen Sankt Franziskus und Sankt Stephanus ist. Eine Stunde vor Gottesdienst werde die Heizung angemacht, kurz vor des Gottesdienstes aber wieder aus. Früher lief die Heizung kontinuierlich seit dem frühen Morgen. „Bisher zeigen die Menschen viel Verständnis für die Maßnahmen“, sagt Sunny Muckumkal.

Allerdings sei es auch noch nicht wirklich kalt. In Sersheim überlege sich die Kirchengemeinde bei Kälte in das Gemeindehaus neben der Kirche auszuweichen. In Sachsenheim sei die Gemeindehalle 200 Meter entfernt. Muckumkal: „Wir versuchen es jetzt erst einmal mit Pulli und Mantel.“ Neu in diesem Energiekrisenjahr ist auch laut dem Pfarrer, dass es im Außenbereich der beiden Kirchen der Seelsorgeeinheit Stromberg keinen mit Licht geschmückten Weihnachtsbaum geben wird.

 
 
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