Krimidinner in Ludwigsburg Unterhaltsames Warten auf den Mord

Von Gabriele Szczegulski
Jörg Pollinger und Sandra Hehrlein wechseln im Sekundentakt die Rollen, dass dem Zuschauer schier schwindelig wird. Foto: /Oliver Bürkle

Das Ensemble „Q-rage“ spielt sein neuestes „Mord(s)dinner“ namens „In vino veritas“ im Gasthaus Allgäu und sorgt für ein wunderbar theatralisches Vergnügen.

Selten wurde so viel gelacht angesichts eines Kriminalfalles. Das Ensemble „Q-rage“ spielte am vergangenen Wochenende sein neuestes „Mord(s)dinner“ im Gasthaus Allgäu in Ludwigsburg. Sandra Hehrlein, Jörg Pollinger und Michael Fiedler spielten bei „In vino veritas“ so leidenschaftlich auf, dass selbst dem Publikum schier schwindlig wurde. Pointe über Pointe führten zu Lacher über Lacher – auch oder gar trotz des Wartens auf einen Mord. Ob der kommt in der „Q-rage“schen Inszenierung bleibt dahingestellt. Schließlich soll das kriminologische Dinner noch ein paar Mal gespielt werden.

Zwei Schauspieler in unzähligen Rollen

Zwischen vier Gängen, souverän gekocht vom Allgäu-Wirt Christoph Rieger, gab es vier Akte und viel Miteinbeziehen des Publikums, das sich weder zierte noch groß motivieren lassen musste. Das Ludwigsburger Gasthaus Allgäu verwandelte sich im vierten theatralischen Mordfall des Ludwigsburger Ensembles in ein Gasthaus in Schwarzrieslingen. Sarah Bächle soll Weinprinzessin werden, so will es ihr Vater Werner, unterstützt vom Conférencier Jean Vin, der eigentlich Johannes Rebstock heißt.

Das aber will die Kräuterhexe Heike nicht; die will dass ihre Tochter Isabelle Weinprinzessin wird. Und Ökoaktivist Henry möchte sich mit Sarah lieber an die Kelter ankleben, als dass ihr die Weinkrone aufgesetzt wird. Dann ist da noch Postbote Max und die Lokaljournalistin Dorothee Springer. Verwirrt schon beim Lesen?

Es kommt noch besser: Irgendwann verschwinden Sarah und Henry, der Postbote kann nicht mehr reden, ein blutige Prinzessinnenkrone wird gefunden und das aufspielende Personal vermehrt sich um einen Polizisten und eine Polizistin.

Nichts ist hier, wie es scheint und Sandra Hehrlein in allen weiblichen sowie Jörg Pollinger in allen männlichen Rollen spielen auf, als ob es um ihr Leben geht.

Das Publikum ist aufgeteilt in die Honoratiorengruppen, die halt bei einer Weinprinzessinnenkür anwesend sind: Die Fraktion der Katholiken, der Gemeinderat, die Verfechter des ökologischen Weinanbaus, die Vertreter des Weinbaus, aber auch die Bierfreunde.

Immer wieder ist das Publikum ist gefordert, sei es, der künftigen Weinprinzessin eine Frage zu stellen, um sie zu testen, oder am Ende den Kriminalfall aufzuklären. Im Sekundentakt wechseln Hehrlein und Pollinger die Rollen, und dieser Rollenwechsel wird am Ende auf die Spitze getrieben, wenn beim Polizeiverhör nur noch die Kopfbedeckungen die jeweilige Person definieren. Die beiden Schauspieler jedoch fallen jedes Mal voll und ganz in ihre spezielle Rolle, verinnerlichen sie mit Leib und Seele.

Bis ins kleinste Detail perfekt geplant

Vor allem Sandra Hehrlein personifiziert ihre Rollen derartig, dass die Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Vor allem ihre Kräuterhexe Heike mit Buckel und fahrigen Gesten und fast wahnsinniger Mimik ist zum Brüllen. Pollinger und Hehrlein werden unterstützt von Musiker Michael Fiedler in der Rolle des Jean Vin und er ist das Bindeglied zwischen den vielen Personenrollen: Er ist und bleibt der charmante Conférencier.

Ausgeklügelt, ausgedacht, bis ins kleinste Detail perfekt geplant und inszeniert, ist „In vino veritas“ ein unterhaltsamer Spaß, der kurzweilig einen Abend voller Lachen kredenzt.

 
 
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