Landkreis Ludwigsburg Patente: Bosch ist am erfindungsreichsten

Von Martin Hein
Blick auf das Europäische Patentamt in München. Foto: dpa/Peter Kneffel

Bundesweit wurden die meisten Patente in Baden-Württemberg angemeldet. Im Landkreis sind die Firmen besonders innovativ und melden sehr viele Patente an.

Nach Angaben des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) mit Sitz in München haben deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Erfinder 2023 insgesamt 38 469 Patentanmeldungen eingereicht. Das sind rund 3,4 Prozent mehr als 2022. Die meisten Patente melden Unternehmen an. Dabei spielt die Automobilindustrie die wichtigste Rolle. Nach Angaben des Patentamtes sind die zehn Firmen mit den meisten Patentanmeldungen allesamt Autohersteller beziehungsweise Automobilzulieferer.

Wie wichtig Patente sind, betonte bereits Erich Otto Häußer, der von 1976 bis 1995 Präsident des Deutschen Patentamtes war. Häußer brachte es mit einem bemerkenswerten Zitat auf den Punkt: „Wer nicht erfindet, verschwindet – Wer nicht patentiert, verliert“. Die mit Abstand meisten Patentanmeldungen kamen aus dem Ländle. Konkret wurden 14 648 Patente in Baden-Württemberg angemeldet, das damit unangefochten Platz eins belegt. Auf Platz zwei folgt Bayern mit 10 805 Patenten.

2023 von Bosch 4160 Patente

Innerhalb Baden-Württembergs dürfte der Landkreis Ludwigsburg bei den Patentanmeldungen auf Platz eins rangieren. Die Robert Bosch GmbH mit Hauptsitz in Gerlingen hat laut Pressesprecherin Christiane Wild-Raidt stolze 4160 Patente beim Deutschen Patent- und Markenamt im vergangenen Jahr angemeldet und belegt damit auch bundesweit den Spitzenplatz. Auf Platz zwei folgt Mercedes-Benz mit 2046 Patentanmeldungen.

Weltweit hat Bosch im Jahr 2023 über 6000 Patentanmeldungen eingereicht. Die Anzahl der jährlichen Patentanmeldungen von Bosch ist seit Jahren in der gleichen Größenordnung, so Christiane Wild-Raidt weiter, dies sei Ausdruck der hohen Innovationskraft des Unternehmens. Die Patentanmeldungen betreffen alle Bereiche, in denen bei Bosch geforscht und entwickelt wird. Die Auswahl der Erfindungen zur Patentanmeldung sei zukunftsgerichtet und folge unternehmerischen und strategischen Gesichtspunkten. Somit ergeben sich über die Jahre auch Verschiebungen bei den Anmeldeschwerpunkten, entsprechend den Entwicklungs- und Forschungsschwerpunkten des Unternehmens wie beispielsweise KI, Brennstoffzelle oder Softwarelösungen.

International dürfte Bosch eine der Firmen mit den meisten Patentanmeldungen sein. Beim Europäischen Patentamt belegte Bosch 2022 den zehnten Platz, in den USA ist das schwäbische Unternehmen 2023 auf Platz 29 und in China 2022 auf Platz fünf unter allen ausländischen Anmeldern. Das erste Bosch-Patent wurde übrigens im Jahr 1898 beim Deutschen Patentamt angemeldet. Es handelt sich dabei um den „Elektrischen Funkengeber zur Zündung des Explosionsgemisches in Gasmaschinen und dergleichen“.

Dürr AG hat über 7000 Patente

Die Bietigheim-Bissinger Dürr AG verfügt nach Auskunft von Firmensprecher Andreas Schaller über 7000 Patente die sich auf rund 1500 Patentfamilien aufteilen. Die meisten Patente meldet die Dürr AG im Bereich Maschinenbau an. Dazu gehört bei Dürr auch insbesondere die Applikationstechnik, aber auch die holzbearbeitenden Maschinen der HOMAG.

Andreas Schaller weist darauf hin, dass es bei Patenten weniger auf die Quantität, sondern vielmehr auf die Qualität der Patente ankommt. Die ersten Patente hat Dürr in den 1970er-Jahren angemeldet. Der Zeitraum von der Anmeldung bis zur Erteilung eines Patentes könne, so Andreas Schaller weiter, mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Erstes Bessey-Patent von 1936

Auch die Bessey Tool GmbH & Co. KG aus Bietigheim-Bissingen ist innovativ unterwegs. Bereits 1936 hat Bessey das erste Patent angemeldet. Konkret ging es damals um die Erteilung von Patenten für eine neuartige Temperguss-Schraubzwinge, dies markierte in der Bessey-Firmengeschichte zugleich den Beginn der Fertigung von Spannwerkzeugen.

Seither ist Bessey im Bereich handgeführter Spann- und Schneidwerkezeuge, wozu Schraubzwingen und Blechscheren gehören, aktiv. Nach Angaben von Edda Haug, bei Bessey für Marketing zuständig, hat das Bietigheim-Bissinger Unternehmen im vergangenen Jahr drei Patente angemeldet, die in diesem Jahr noch auf weitere Länder erstreckt werden. Die Zahl der angemeldeten Patente variiere bei Bessey stark. 2022 waren es beispielsweise 16 Patentanmeldungen. Dies hänge immer von den jeweiligen Neuheiten, Innovationen und dem Entwicklungsstand ab.

Patente sieht man auch bei Bessey als Wettbewerbsvorteil und meldet deshalb jede Innovation an, die nach Rücksprache mit dem Patentanwalt, Aussicht auf eine Patenterteilung hat. Seit einigen Jahren tue man dies nicht nur in den Haupt- Absatzmärkten, sondern auch in potenziellen Herstellerländern wie China und Taiwan, so Edda Haug.

Anmeldungen variieren bei Feintool

Feintool, wozu inzwischen auch Kienle und Spiess in Sachsenheim und Vaihingen gehört, ist nach eigenen Angaben internationaler Technologie- und Marktführer im Elektroblechstanzen, Feinschneiden und Umformen. Pressesprecherin Karin Labhart betont, dass die Entwicklung und Innovation ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit als Technologieführer in der ganzen Feintool-Gruppe sei. Insbesondere spielen Patente dabei eine wichtige Rolle, die Anmeldungen variieren aufgrund der individuellen Ausgangslage und Entwicklungsdauer pro Jahr stark, so Karin Labhart.

Trumpf: Viele Patente mit Laserbezug

Bei Trumpf in Ditzingen ist man ebenfalls überaus erfinderisch tätig. Bei Trumpf hat mehr als jede zweite Patentanmeldung einen Laserbezug und jede sechste Erfindungsmeldung nach Auskunft von Pressesprecher Manuel Thomä einen Digitalbezug. Dies zeige eindrücklich, dass Trumpf in einer seiner Kernkompetenzen, der Lasertechnik, weiter hochinnovativ die Technologie vorantreibe und die digitale Transformation in der Forschung und Entwicklung angekommen sei.

Hohe Investitionen

Trumpf investierte im vergangenen Geschäftsjahr 476 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung. Damit fließt, so Thomä weiter, fast jeder zehnte Euro Umsatz in diesen Bereich, in dem fast 2900 Mitarbeiter tätig sind. Die Innovationskraft der Trumpf-Erfinder resultiere in einem Patentportfolio von über 6500 „lebenden“ Schutzrechten. Jährlich kommen nach Auskunft von Manuel Thomä etwa über 300 neue Erfindungen hinzu – Tendenz steigend.

Dürr Dental: Streng vertraulich

Informationen zu Patenten werden bei Dürr Dental in Bietigheim-Bissingen als strategisch und streng vertraulich eingestuft, weshalb das Unternehmen keine Informationen zu Patenten gibt.

 
 
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