Ludwigsburg Garnisonsmuseum: Pflastergeld war bis 1912 fällig

Von Gabriele Szczegulski
Das Asperger Torhaus in Ludwigsburg beherbergt das Garnisonmuseum der Militärgeschichtlichen Gesellschaft. Foto: /Martin Kalb

Im Asperger Torhaus wird die militärgeschichtliche Vergangenheit Ludwigsburgs gezeigt. Am Sonntag patrouillierten Wachen wie vor 200 Jahren. 

Garden in ihren prachtvollen Uniformen patrouillieren vor dem Asperger Torhaus – am vergangenen Sonntag aus Anlass des Tags des offenen Denkmals. Genauso, wie sie es jahrhundertelang taten, um die Stadt Ludwigsburg zu schützen. Allerdings nicht in erster Linie vor Dieben, Überfällen oder fremden Soldaten sondern davor, dass die eigenen Soldaten schön innerhalb der Stadtmauern in ihren Kasernen blieben und nicht desertierten. Das erklären der Geschäftsführer der militärgeschichtlichen Gesellschaft Ludwigsburg, Jürgen Macher, und der stellvertretende Vorsitzende, Jürgen Michaelis.

Insgesamt 29 Kasernen

Im Asperger Torhaus hat der 1994, nach Abzug der deutschen und amerikanischen Truppen aus der Stadt, gegründete Verein sein Zuhause gefunden. 2004 wurden die verbliebenen neun Torhäuser der Stadt Vereinen zugeordnet. Das Asperger Torhaus wurde zum Garnisonsmuseum, um an die lange Geschichte der Stadt als Garnison zu erinnern.

Denn, so Jürgen Macher, es wird gerne vergessen, dass Ludwigsburg über Jahrhunderte hinweg Sitz mehrerer Divisionen, Truppen und von insgesamt 29 Kasernen war. „Es gab Zeiten, da hatte jede zweite Familie mindestens einen Soldaten in ihren Reihen“, so Michaelis. Viele Soldaten, die zwangsweise rekrutiert wurden und aus dem Umfeld Ludwigsburgs kamen, ließen ihre Familien hinterher ziehen. „Ludwigsburg war zuerst mal Garnison, bevor es Residenz und Schlosssitz wurde“, so Macher. 

Die Garden und Wachen, die am Sonntag vor dem Torhaus standen, sind allerdings nur Dekoration. Jedoch hatten die Soldaten, die in den Torhäusern Wache schoben, nicht nur die Funktion, Deserteure aufzuhalten und die drei Meter hohe Stadtmauer zu kontrollieren. Ziemlich schnell kam die Armeeleitung auf eine profitbringende Idee: Sie verlangte Pflastergeld von jedem Besucher, Händler oder Durchreisenden, der nach Ludwigsburg hinein wollte. 1817 wurden die Torhäuser privatisiert und das Privileg an den Meistbietenden versteigert.

Wie Subunternehmer haben die privaten Wächter das Pflastergeld kassiert, zum Schutz der Stadt wurden militärische Torwächter eingesetzt. Noch bis zum Jahr 1912 wurde für die Stadt sozusagen Eintrittsgeld verlangt. Der Name Pflastergeld, so erklärt Jürgen Macher, komme von den gepflasterten Straßen in der Garnisonsstadt. Außerhalb der Stadt waren die Straßen nicht befestigt.

Die Dauerausstellung „Soldaten, Regimenter und Kasernen“ im Asperger Torhaus zeigt die Geschichte der Garnison. An die 10 000 Soldaten waren dort zu Hochzeiten untergebracht. Nach dem Ersten und Zeiten Weltkrieg wurde die Garnison zum Riesenhospital. Lazarette und Krankenhäuser beherrschten neben den Kasernen das Stadtbild.

Kasernen für private Nutzung

1945 begann dann die Geschichte der amerikanischen Truppenstationierung. 5000 Soldaten der US Army und 7000 Familienangehörige wohnten in Ludwigsburg. Zudem war eine Division der Bundeswehr in der Stadt stationiert. 1994 endete die Militärgeschichte mit Abzug der Truppen. Die Kasernen, die verbliebenen, wurden zum Teil in private Nutzungen umgewandelt. Auch diesen Teil der militärischen Hinterlassenschaften vergisst die Ausstellung im Torhaus nicht. Eindrucksvoll ist vor allem die Stadtkarte, auf der auf Knopfdruck jede einzelne Ludwigsburger Kasernen aufleuchtet.

 
 
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