Ludwigsburg Lockere Atmosphäre beim Hochrisikospiel

Von Johannes Stiefel
Mit viel Energie sorgen die Galatasaray-Ultras für Stimmung. Foto: Avanti/Ralf Poller

Die BZ hat sich beim Spiel der MHP Riesen unter die Fans von Galatasaray Istanbul in der Arena in Ludwigsburg gemischt.

Nachdem es beim letzten Spiel des Basketballteams Galatasaray Istanbul in Bonn zu Ausschreitungen gekommen ist, war das Match gegen die MHP Riesen in Ludwigsburg am vergangenen Dienstag als Hochrisikospiel eingestuft. Um einer erneuten Eskalation vorzubeugen, waren verstärkt Polizei und Sicherheitskräfte im Einsatz. Zudem wurde der Fanblock der Gäste durch Absperrungen vom Rest der Arena getrennt. Die BZ hat sich unter die Fans von Galatasaray gewagt und die Stimmung vor Ort eingefangen.

Die Cousins Arda und Koray Günter müssen nicht lange überlegen, was sie sich von dem Anstehenden Champions League Spiel erwarten. „Auf jeden Fall einen Sieg“, fordern die beiden Schüler aus Heilbronn von ihrem Herzensteam Galatasaray Istanbul.

In den Minuten vor dem Spiel verschwendet wohl keiner der Gala-Fans einen Gedanken an das Szenario einer Niederlage. „Wir gewinnen“, ist sich Bilal sicher, der für das Match extra aus Hannover angereist ist. „Wir lieben unseren Verein“, ergänzt sein Freund Harun, der in Schorndorf lebt. Fünf bis sechs Spiele besuchen sie jährlich. Nicht nur in Deutschland sondern auch in der Türkei. Dabei opfern die beiden auch schon mal bis zu 15 ihrer Urlaubstage.

„Das hat mit Sport nichts zu tun“

Wie sehr die Fans von Galatasaray ihren Verein lieben, wird schon eine knappe Stunde vor Spielbeginn mehr als deutlich. Dicht an dicht drängen sich die Anhänger der Ultras in ihrem Block und dominieren mit ihren Gesängen und Pfiffen die Geräuschkulisse in der Arena. Aber auch außerhalb des Blocks sind einige Plätze mit Gala-Fans belegt. Viele kommen hier aus der Region, sind jedoch Fans der ersten Stunde. So auch Meryem aus Böblingen. Sie hat die Liebe zu dem Verein „von Papa geerbt“ und verbindet daher viel mit ihrem Team. „Ich hoffe, dass alle ganz viel Spaß haben“, sagt sie, bevor sie sich mit ihren Freundinnen auf den Weg in die Halle macht. Auch bei Yusuf Günes und Mert Yilmaz liegt nach eigenen Aussagen die Begeisterung für den Verein in der Familie. Zu den Ausschreitungen, die es nach dem letzten Spiel von Galatasaray in Bonn gegeben hat, sagen die beiden: „Das hat mit Sport nichts zu tun“.

Die Ludwigsburger Riesen gehen bereits im ersten Viertel in eine beachtliche Führung. Der Stimmung unter den Fans des fünffachen türkischen Meisters kann dieser Umstand anscheinend jedoch nichts anhaben. Immer lauter schallt die Unterstützung von der Tribüne der Ultras in die Halle. Im Block selbst versteht man zu diesem Zeitpunkt sein eigenes Wort nicht mehr. In einer komischen Art und Weise habe diese Atmosphäre sogar seine eigenen Jungs motiviert, sagt Josh King, Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg, in der anschließenden Pressekonferenz.

Erfolgreiches Sicherheitskonzept

„Es wäre ein Wunder, wenn wir gewinnen“, meint Ünal, als es zu Beginn des letzten Viertels zusehends schlechter um den Sieg des Teams aus Istanbul steht. Ünal, der selbst sieben Jahre lang mit den Ultras in ganz Europa unterwegs war, ist an diesem Tag mit seiner Familie zum Spiel gekommen, mit der er etwas abseits des Blocks sitzt. Enttäuscht davon, dass sein Team voraussichtlich verlieren wird, ist er nicht. „Hauptsache die Stimmung ist gut“, sagt er.

Am Ende unterlag Galatasaray Istanbul den Ludwigsburger Riesen mit 100:80 (die BZ berichtete). Zu schlimmen Ausschreitungen, wie in Bonn, ist es nicht gekommen. Laut dem Pressesprecher der MHP Riesen Ludwigsburg, Lukas Robert, war das Sicherheitskonzept erfolgreich. Nur ein paar kleinere Sachbeschädigungen hat es gegeben. An zwei Stellen der Außenwand der Arena, oberhalb der Tribüne, auf der die Ultras standen, wurde der Putz abgeschlagen. Johannes Stiefel

 
 
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